„Krandiose“ Technik seit über 100 Jahren

1913 präsentiert Julius Wol­ff & Co. auf der Leipziger Messe den ersten Turmdrehkran der Welt. Eine Sensation, die den Baumaschinenmarkt revolutioniert. Auch ein Jahrhundert später führt Wol­ffkran die technologische Entwicklung auf dem Kranmarkt an. Eine einzigartige Erfolgsgeschichte, die am 19. August 1854 in Heilbronn begann.

Von der Gießerei zum Kranspezialisten

Die heute älteste produzierende Firma Heilbronns beginnt damals als Gießerei von Friedrich August Wol­ff, der bereits mit F. A. Wolff­ & Söhne (1836) als Zinnfabrikant erfolgreich ist. Zunächst werden Maschinenbauteile und Alltagsgegenstände hergestellt. Im Sortiment sind Dampfmaschinen, Straßen- u. Gartenwalzen, Turbinenräder und Werkzeuge. Erst 1870 wendet man sich der Herstellung von Hebezeugen zu und legt den Grundstein für den Erfolg der roten Riesen. Wolff­s Entschluss, eine Eisengießerei zu errichten, passte in die Zeit des industriellen Aufschwungs und entwickelte sich gut. Als der Gründer 1858 stirbt, wird das Werk zwischen seinen beiden Söhnen Karl Friedrich und Julius, welcher die Eisengießerei übernimmt, aufgeteilt. Als erster Drehkran verlässt 1898 ein handbetriebener Gießereikran die Werkstätte der Julius Wolff­ & Co. Auch mit elektrischen Antrieben erhältlich, kommt dieser Krantyp in Steinbrüchen und auf Lagerplätzen zum Einsatz. Mit unternehmerischem Weitblick planen Julius Wolff­ und sein Sohn Richard schon bald, die bestehende Aufzugs- und Hebezeugpalette zu erweitern und Krane für den Hochbau zu entwickeln. Kurz nach dieser Weichenstellung steigt die Nachfrage nach genau diesen Produkten sprunghaft an.

„Phänomenale Construction“

Wol­ffkran konstruiert einen Kran, der am Boden liegend zusammengeschraubt und mithilfe der eigenen elektrischen Hubwinde aufgestellt werden kann. Er ist in nur vier Tagen einsatzfähig. Auf der Leipziger Messe 1913 wird die Neuentwicklung als „technische Glanzleistung zum Ruhme des Vaterlands“ und als „phänomenale Construction“ geehrt, erhält eine Goldmedaille und stößt national und international auf Begeisterung. In den 1920er Jahren steigt die Nachfrage in ganz Europa noch stärker an. Daher geht das Unternehmen in die Serienproduktion über und bringt mit den Kranmodellen Form 30, 45 und 60 Serienkrane mit einer regulären Ausladung zwischen 15 und 20 Metern auf den Markt. Kurz darauf folgt ein weiterer technischer Meilenstein: 1928 stellt Wol­ffkran den ersten modernen Laufkatzkran mit elektrischem Katzfahrwerk vor. Zur gleichen Zeit beschreitet das Unternehmen auch im Vertrieb neue Wege. Die Schweiz wird als erster Auslandsmarkt erschlossen. Ähnliche Partnerschaften entstehen auch in anderen Ländern, sodass Wolff­ Krane bald in Belgien, Italien, Frankreich, Spanien und den Niederlanden zum Erscheinungsbild gehören.

Partnerschaft mit MAN

Eduard Hilger, der Schwiegersohn von Richard Wol­ff, tritt im Jahre 1927 in die Maschinenfabrik Julius Wol­ff & Co als Gesellschafter ein. 1953 initiiert Hilger die Partnerschaft mit der Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg AG (MAN). Besonders der Turmdrehkranmarkt ist im In- und Ausland zu dieser Zeit hart umkämpft. Der erhöhte Aufwand übersteigt bald die Möglichkeiten eines 100-Mann-Betriebs. MAN als kapitalstarker Partner ist hier mit einer Beteiligung an der Firma Julius Wolff­ & Co mit 51 Prozent eine gute Stütze. Sie ermöglicht 1957 auch den Umzug des Unternehmens vom innerstädtischen Standort in den heutigen Firmensitz am Stadtrand.

Technische Meilensteine

1952 präsentiert Wol­ffkran mit der H-Kran Serie die ersten straßenfahrbaren Wippkrane mit horizontalem Lastweg. Neben der Serienproduktion werden vermehrt maßgeschneiderte Krane gefertigt. 1963 werden die ersten Krane der WK-S Serie ausgeliefert, der erste Schritt in die für Wolffkran typische Systembauweise, die unterschiedlich tragfähige Turmelemente miteinander kombiniert. Weiterhin zeichnen sich die Krane der S-Serie durch ihre schnelle Montage aus. Außerdem bringen die Ingenieure in dieser Zeit die Wolff­ Hubwinden auf den Markt. Die Motoren sowie die Wirbelstrombremse sind als sogenannte Kompaktbausteine ausgeführt und direkt an die Hubwinde angeflanscht. Bereits in den 1960er Jahren sind die Wol­ff Krane zudem mit dem bewährten Kletterwerk ausgestattet, das so konzipiert ist, dass der Kran in einem einzigen Schritt um die Höhe eines Turmstücks hochgedrückt werden kann, um ein weiteres Turmstück einzufügen.

Mehr Vielfalt bei Produkten und Vertrieb

Besonders für die steigende Anzahl an Hochhausbauten wächst die Nachfrage nach leistungsfähigen Kranen in den folgenden Jahren weiter. Wolff­kran stellt 1973 die neue SL Serie vor. Die Tragfähigkeiten reichen nun bis 30 Tonnen und die Ausladungen bis 60 Meter. Als die deutsche Baukonjunktur Mitte der 1970er Jahre schwächelt, verstärkt das Unternehmen seine Exportbemühungen und etabliert Generalimporteure in Schottland, den Niederlanden, Malaysia und Singapur. Ende der 1970er tritt Wolff­kran außerdem erfolgreich in den amerikanischen Markt ein. Trotz erfolgreicher Expansion und eines innerhalb von zwei Jahren auf 30 Millionen DM gestiegenen Umsatzvolumens trennen sich 1975 die Familiengesellschafter von Julius Wolff­ & Co. MAN übernimmt sämtliche Anteile des Unternehmens, das zwei Jahre später in MAN Wolffkran GmbH umfirmiert. Wolff­kran erfährt weiterhin ein enormes Wachstum: 1984 beschäftigt das Unternehmen 317 Mitarbeiter, der Umsatz beträgt 52 Millionen DM. In dieser Zeit entwickelt der Hersteller außerdem ein weiteres Standbein seines Erfolgs: die Vermietung von Turmdrehkranen. Nach dem gleichen Muster verfährt man 1985 in den USA.

Wipper und elektronische Antriebe erobern den Markt

Zu den Laufkatzkranen gesellt sich Ende der 1980er Jahre der erste Turmdrehkran mit Wippausleger und hydraulischem Antrieb. Von hier aus ist es nur noch ein kleiner Schritt zu elektrischen Antrieben, die Ende der 1980er Jahre entwickelt werden und den Turmdrehkran revolutionieren. Der Frequenzumrichter wandelt das Drehstromnetz in ein Netz mit variabler Spannung und Frequenz um. Dadurch kann der Motor stufenlos jede Drehzahl annehmen und auch in Teillastbereichen seine volle Leistung entfalten, die Umschlagsleistung erhöht sich um bis zu 60 Prozent, während Stromverbrauch und Verschleiß deutlich reduziert werden. Die Wipper werden ab Mitte der 1990er Jahre serienmäßig mit dem sogenannten horizontalen Lastweg ausgestattet. Nicht nur bei den Antrieben erobert die Elektronik das Feld: Optional bieten die Heilbronner ab Mitte der 1990er Jahre eine elektronische Funküberwachung der Maschinendaten, kurz „DFÜ“, an. Heute ist jeder Wolff­ Kran serienmäßig mit der Weiterentwicklung „Wolff­ Link“ ausgerüstet.

Wachstum unter neuer Eigentümerschaft

Im Zuge zahlreicher Umstrukturierungen innerhalb des MAN Konzerns gibt MAN den Verkauf von Wolff­kran an eine Deutsch-Schweizer Unternehmergruppe bekannt: Dr. Hans-Peter Koller und Dr. Peter Schiefer, welcher nach dem Austritt seines Partners im September 2013 das Unternehmen Wolffkran als alleiniger Eigentürmer führt. Die neue Geschäftsführung setzt neue Akzente, wie etwa eine weitere Ö­ffnung hin zu den globalen Märkten. Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten, schon im Herbst 2005 füllen sich die Auftragsbücher deutlich, 2007 gründet Wolff­kran einen weiteren Produktionsstandort im brandenburgischen Luckau, wo heute rund 120 Mitarbeiter beschäftigt sind. Im Zuge der Internationalisierungsstrategie übernimmt das Unternehmen 2015 das Krangeschäft des englischen Turmdrehkranvermieters HTC und feiert im gleichen Jahr mit der Eröff­nung einer Niederlassung bei Manhattan sein Comeback auf dem US-Markt. Unter neuer Führung richtet Wolffkran auch das Produktprogramm neu aus. Die Kranmodelle zwischen 80 mt und 250 mt werden auf spitzenlose Krane – die Wol­ff clear Reihe – umgestellt, die

Größeren werden als Krane „mit Spitze“ – Wol­ff cross Reihe – geliefert. Bei den Wippern präsentiert Wol­ffkran 2007 mit dem Wolff­ 355 B den ersten Wipper mit einem neuen Bauprinzip, der sogenannten aufgelösten Bauform. 2012 bringt das Unternehmen den ersten Wipper mit hydraulischem Wippsystem auf den Markt. Passend zum Wiedereintritt in den amerikanischen Markt stellen die Heilbronner 2014 die US-Varianten der bewährten Wipper 355 B und 700 B vor, die unter anderem mit einer Hilfshubwinde und angepasster Elektrik ausgestattet sind. Aus den einstigen Sonderanfertigungen für Spezialbauprojekte entwickelte Wolff­kran bis heute ein breit gefächertes Produktportfolio mit aktuell mehr als 20 unterschiedlichen Laufkatz- und Wippkranmodellen sowie einer eigenen Mietflotte von rund 750 Kranen. Unter dem Motto „All you need is…Wolff­“ bietet der Hersteller Kunden im Kauf- und Mietgeschäft den passenden Kran.

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