Aus zwei mach vier

Vierradantrieb ist bekanntlich nichts Neues. Eine Technik, die bereits seit Jahrzehnten in den unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt wird. Dass es aber dennoch, speziell im Nutzfahrzeugbereich, Lücken im 4×4-Angebotsportfolio der einzelnen Hersteller gibt, erstaunt zunächst. Allerdings begründet sich dies bei den meisten in der gering nachgefragten Stückzahl, die eine wirtschaftliche Produktion und demzufolge einen marktgerechten Endpreis nicht rechtfertigt. Dass es aber wirtschaftliche Lösungen gibt, davon konnte sich das Redaktionsteam bei der Presseveranstaltung des französischen Unternehmens Dangel überzeugen.

Dangel als Engineering-und Produktionsunternehmen

Ansässig im elsässischen Sentheim, beschäftigt sich das Unternehmen bereits seit Ende der 1970er Jahre mit der Entwicklung und dem Umbau von zweirad- zu vierradgetriebenen Fahrzeugen. Beginnend bei der Entwicklung und Fertigung reiner Umbausätze für den Peugeot 504 Kombi hat sich der Hersteller zu einem weltweit bekannten Spezialisten für den Vierradumbau von Nutzfahrzeugen entwickelt. Neben den Peugeot Modellen Boxer, Partner, Expert und Traveller werden auch die Citroen-Baureihen Jumper, Berlingo, Jumpy und Spacetourer in allradgetriebene Varianten verwandelt. Insgesamt wurden bislang rund 45.000 Fahrzeuge umgebaut. Allein vom Peugeot Partner bzw. dessen baugleichen Citroen Berlingo sind bis Anfang 2016 10.000 Stück in insgesamt 30 Länder ausgeliefert worden. Das hohe Qualitätsdenken und das Verantwortungsbewusstsein der Umbauten zeigt sich darin, dass alle Fahrzeuge unter der Zusatzbezeichnung Dangel vertrieben werden.

De Bondt Fahrzeugaufbauten als Vertriebspartner

In Deutschland hat das Unternehmen De Bondt/Hamm den Vertrieb aller von Dangel umgebauten Nutzfahrzeuge übernommen. Ebenfalls bereits seit zwei Jahrzehnten im Nutzfahrzeugbereich tätig, ist das Unternehmen als Hersteller und Partner für Henschel Automotive und Next Hydraulics bekannt. Aufgrund der langjährigen Erfahrungen und der sich ergebenden Synergieeffekte arbeiten beide Unternehmen seit Mitte 2016 zusammen. „Damit der hohe Qualitätsanspruch Dangels in Deutschland auch im Servicefall bzw. für die erforderlichen Wartungsinspektionen gewährleistet werden kann, haben wir bislang über 20 Servicestationen eingerichtet. Unser mittelfristiges Ziel ist, diese Zahl auf über 50 Stationen flächig über Deutschland verteilt zu erhöhen“, erklärte Jörg De Bondt.

Variable Umbaulösungen

Für den Citroen Jumpy / Spacetourer und den Peugeot Expert / Traveller bietet Dangel das System 4×4 Traction Control mit ECO2WD Modus an. Auf Kundenwunsch kann das System zusätzlich mit einem Sperrdifferential auf der Hinterachse versehen werden und das Fahrzeug mit Unterbodenschutzblechen ausgestattet werden. Nahezu unscheinbare Technik, die erst im rauen Einsatz ihre Vorteile ausspielt. Von außen betrachtet ist der Umbau bei oberflächlicher Betrachtung kaum erkennbar. Lediglich die umbaubedingte größere Höhe von 20 mm lässt darauf schließen, dass es ein etwas anderes Fahrzeug ist. Im Innenraum ist der Umbau lediglich am Wählschalter an der linken Seite des Armaturenbrettes ersichtlich. Hier können drei Antriebsalternativen eingestellt werden: Fahren mit abgeschaltetem Vierradantrieb, dauerhafter Antrieb sowie der ECO2WD-Modus.

Entwicklung und Produktion

Wie uns Philippe Airaud, Leiter Produktion und Entwicklung, erläuterte, ist Dangel bereits von Beginn an bei der Entwicklung beim jeweiligen Hersteller mit im Boot. Alle Teile, die später vom Umbau betroffen sind, werden im Entwicklungsprozess für den späteren Umbau berücksichtigt und entsprechend konstruiert. Dadurch wird vermieden, dass nachträglich kostenintensiv Teile neu entwickelt und produziert werden müssen. Dadurch wurde es auch möglich, den Antrieb direkt ohne Umlenkungen so auszurichten, dass er die größtmögliche Wirkung erzielt, Kraftverlust vermeidet und die Effizienz gesteigert wird. Eine der weiteren Konsequenzen daraus ist, dass der gesamte 4×4 Antrieb lediglich wenig mehr als 90 kg wiegt und damit im Gegensatz zu anderen Vierradantrieben sehr leicht ausfällt. Dadurch erhöht sich der Verbrauch nur unwesentlich. Ebenso geht kaum Nutzlast verloren. Das Gesamtzuggewicht verändert sich nicht. Eine der Problematiken, die oftmals im Einsatz eines Vierradantriebes zu „erfahren“ sind, ist das unerwünschte Auftreten von Vibrationen und Geräuschen. Wie dies vermieden wird, konnten wir während der Produktionsbesichtigung erleben. Jedes Teil wird vor dem Einbau nochmals vermessen und die Komponenten des Antriebsstranges müssen nochmals einen zusätzlichen Probelauf passieren. Erst wenn diese Prüfungen abgeschlossen sind, werden die Teile für die Produktion freigegeben und verbaut.

Die Produktionslinie ist so gestaltet, dass jedes Modell lediglich sechs Stationen für den kompletten Umbau zu durchlaufen hat. Insgesamt werden lediglich knapp über vier Stunden benötigt, um ein Fahrzeug zum Vierradkraftpaket umzubauen.

Fahrstabilität und Sicherheit

Die umgebauten Fahrzeuge stellen keine Kompromisslösung dar. Sie sind ausgelegt, dass sich der Fahrer auch in schwerem Gelände bzw. auf schwerem Untergrund sicher bewegen kann. Die höhere Bodenfreiheit von 20 mm gewährleistet ausreichend Bewegungsfreiheit. Der zusätzliche Unterbodenschutz verhindert, dass der Antriebsstrang beschädigt wird. Der ECO2WD-Modus sorgt dafür, dass sich der Vierradantrieb dann vollautomatisch zuschaltet, wenn die Steuerung erkennt, dass die Fahrstabilität nicht mehr gewährleistet ist, z. B. wenn auf unterschiedlich befestigen Untergründen gefahren wird. Wie uns Heinz Schlathölter, Vertriebsverantwortlicher bei De Bondt, verdeutlichte, ist der Sicherheitsaspekt bei Dangel nicht nur als oftmals verwendete Floskel zu verstehen. Jeder Antrieb wird intensiv auf Herz und Nieren geprüft, bevor der Serienstart beginnt. Das Treffpunkt.Bau-Team konnte sich selbst davon überzeugen: In einer der Hallen wurde gerade ein Fahrzeug mit einem Vorserienantrieb überprüft, das ca. 250.000 Testkilometer zurückgelegt hat; unter anderem in den skandinavischen Eisregionen. Die weiteren Perspektiven erklärte uns abschließend Robert Lacker, Geschäftsführer Dangel: „Wir bleiben nicht stehen, in Zukunft werden wir auch den Fiat Ducato Lkw mit unserem 4×4 System anbieten.“

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