Fachtagung Abbruch auf Rekordkurs

(ro) Berlin. Eine Rekordbeteiligung verzeichnete in diesem Jahr Europas größtes Branchenereignis für Abbruch und Rückbau. Zur 23. Fachtagung kamen über 900 Teilnehmer nach Berlin. Darunter befanden sich 75 Fachleute und Gäste aus 15 Ländern. Für Andreas Pocha, Geschäftsführer des deutschen Abbruchverbandes, war das erneut ein Beweis für die zunehmende internationale Bedeutung dieser traditionsreichen Veranstaltung. Darüber hinaus bot das neue Tagungshotel ausreichend Platz für 100 Aussteller, die ihre Produkte sowie neueste wissenschaftlich-technische Leistungen präsentierten. Dabei spielten Themen wie Digitalisierung oder Arbeitssicherheit eine bedeutende Rolle. Natürlich zeigten zahlreiche Aussteller auch Technik, die Abbrucharbeiten erleichtert und bestimmte Arbeitsabläufe effektiver gestalten lässt. Besonderes Interesse galt dabei dem mit Batterie betriebenen Multifunktionslader e5 von Avant. Auf engstem Raum und in geschlossenen Räumen kann mit diesem Kraftpaket auch nach zukünftig geltenden Emissionsstandards gearbeitet werden. Viel Lob erfuhren die Veranstalter für das kompakte und vielfältige Tagungsprogramm, das von 22 Referenten gestaltet wurde. Johann Ettengruber, Vorsitzender des Abbruchverbandes, lobte gegenüber unserer Fachzeitschrift Treffpunkt.Bau die Vielfalt der Vorträge, die das breite Spektrum der Abbruchbranche widerspiegelten. Für ihn ein Beweis dafür, wie wichtig diese Traditionsveranstaltung Jahr für Jahr nicht nur für seinen Verband geworden ist. Auch künftig wolle man diesem hohen Anspruch gerecht werden. Themen zur Umwelt- und Sprengtechnik sowie Arbeitssicherheit, Recht und Erfahrungsberichte über besondere Baustellen stehen auch 2018 wieder auf der Tagesordnung.

Staatssekretär hält Eröffnungsvortrag

Dass die Wahrnehmung der Fachtagung eine neue Ebene erreicht habe, lasse sich auch daran ablesen, dass mit dem Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Enak Ferlemann, erstmals ein Vertreter der Bundespolitik einen Vortrag halte, hob Pocha in seiner Rede hervor. Der Gastredner nannte interessante Fakten, die auf die Dringlichkeit der Sanierungs- und Erneuerungsmaßnahmen hinwiesen. Aktuell befänden sich im Netz der Bundesfernstraßen 39.500 Brücken, die je nach Bauart und Brückenquerschnitt in Teilbauwerke untergliedert werden, sodass insgesamt 51.300 Teilbauwerke zu betreuen wären. Reihe man alle Bauwerke der Länge nach aneinander, nähmen sie eine Gesamtstrecke von 2.125 Kilometer ein – man könne damit die Wegstrecken von Berlin nach Moskau überbrücken. Hinsichtlich der Verkehrsfläche deckten die Brücken eine Fläche von 30,6 Millionen Quadratmetern ab, das entspreche der Größe von 3.000 Fußballfeldern. Der Neubauwert aller Brücken summiere sich auf über 60 Milliarden Euro.

Ursachen für den Sanierungsbedarf

So hätten die meisten Brücken im Fernstraßennetz der alten Bundesländer ein Alter zwischen 40 und 60 Jahren erreicht. Sie seien in einer Zeit entstanden, als die aufstrebende deutsche Wirtschaft nach dem zweiten Weltkrieg moderne und leistungsfähige Verkehrswege aufbaute und der Autobahnneu- und -ausbau vorangetrieben wurde. Dagegen wurden in den neuen Bundesländern Neubaumaßnahmen größeren Umfangs erst nach der Wiedervereinigung realisiert. Der Staatssekretär nannte in seinem Vortrag drei wesentliche Ursachen für sanierungsbedürftige Brücken: Zunahme des Verkehrs, Defizite aufgrund des Baujahrs und der Bauart sowie Verschlechterung des Erhaltungszustandes.

Brückenabbruch stieß auf großes Interesse

Ferlemann berichtete, dass in der aktuellen Finanzplanung für die Jahre 2017 bis 2020 im Brückenmodernisierungsprogramm Haushaltsansätze in Höhe von insgesamt rund 2,9 Milliarden Euro vorgesehen wären. Dabei gelte die Devise: „Jede Ertüchtigungsmaßnahme einer Brücke, die Baurecht erhält, wird finanziert werden.“ Da im Rahmen der Brückenmodernisierung viele Brücken aus technischen oder wirtschaftlichen Erwägungen heraus durch einen Neubau ersetzt werden müssten und dabei im bebauten Umfeld gearbeitet würde, gäbe es hier für die Abbruchunternehmen großes Potenzial, da diese Projekte zwangsläufig mit einem Rückbau bzw. Abbruch des abgängigen Vorgängerbauwerks verbunden seien. Aufgrund des immensen Ertüchtigungsbedarfs seien hierbei innovative Abbruchmethoden und Konzepte gefragt, die sicher und schnell seien und den Verkehr möglichst wenig beeinträchtigen würden.

Themenvielfalt der Fachvorträge kam gut an

Die anspruchsvollen Fachvorträge zeichneten sich durch ihre Vielfalt aus und deckten ein breites Spektrum der Abbruchbranche ab. So sprach Dieter Rosen vom Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie über „Recycling und Verwertung von Dach- und Mauerziegel“. Dabei machte er deutlich, dass die Verwertung keramischer Abfälle in der Praxis bereits weitgehend etabliert ist und ihr Einsatz vielfältig. Ziegelanteile im Recycling-Gemisch eignen sich zur Verwendung in Trag- und Frostschutzschichten im Straßenbau. Ziegelbruch wiederum wäre besonders gut geeignet für die Anwendung im Vegetationsbau und als Baum-, Pflanz- und Dachsubstrat, und aus Ziegelsand würden die obersten Spielbeläge im Sport- und Tennisplatzbau hergestellt. Walter Hiltpolt von der Schweizer Firma Carbotech berichtete über „Asbest – Erfahrungen aus der Schweiz“. Besonders müsse man bei Schadstoffsanierungen beachten, dass diese auch mit Auswirkungen auf die Gesundheit und die Umwelt verbunden seien, z. B. durch Transporte, Energiebereitstellung, Herstellung und Entsorgung von Hilfsstoffen etc., und dass diese Belastungen meist nicht am Ort der Sanierung anfielen. Notwendig wäre daher die Betrachtung des gesamten Lebensweges.

Sprengen ist wirtschaftlich

Im wahrsten Sinne des Wortes explosiv ging es beim gemeinsamen Vortrag der Mitglieder des Fachausschusses Sprengtechnik des Deutschen Abbruchverbandes zu. Sie wiesen darauf hin, dass das Sprengen sich für fast alle Bauwerke und Bauwerksteile im Abbruch eignet. Gerade in technologischer Sicht hätten sich die Zünd- und Sicherungsverfahren enorm verbessert und würden zu wesentlich weniger unerwünschten, aber völlig beherrschbaren Nebenwirkungen führen. Sprengen wäre wirtschaftlich, sicher und zeitgemäß. Der „Abbruch des Opel-Werks I in Bochum“ wurde von Andreas Stolle von der Firma Reinwald stellvertretend für alle sechs daran in einer Arge beteiligten Firmen, Freimuth Abbruch und Recycling, Moß Abbruch-Erdbau-Recycling, Prangenberg & Zaum, Heinrich-Walter-Bau, Kafril Abbruch und Reinwald, vorgestellt. Da die Aufgabenstellung lautete, den Abbruch von vier benannten Rückbaubereichen zur Reaktivierung des Geländes als Industrie- und Gewerbestandort in einer Bauzeit von elf Monaten zu realisieren, ließ sich dies nur in einer Arge bewältigen. Auf insgesamt 20 Hektar Geländefläche galt es, 3,7 Millionen Kubikmeter umbauten Raum abzubrechen, was mit großem Erfolg gelang.

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