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Murrhardt-Fornsbach. Rototop heißt das clevere Anbaugerät, um das sich alles dreht beim Maschinenbauunternehmen Holp. Genial ist diese Erfindung nicht, weil sie besonders viel kann, sondern weil sie angeblich genau das kann, was der Baggerfahrer wirklich braucht. Alles, was unnötig kostet oder empfindlich ist, haben sich die Schwaben gespart. Und so ist der Rototop einer der seltenen 360°-Rotatoren, die auf die populäre Tilt-Funktion verzichten. „Die braucht bei uns praktisch keiner. In 95 % der Fälle bin ich allein mit der Rotation deutlich schneller und in jedem Fall wirtschaftlicher unterwegs als mit einem Tilt-Rotator“, sagt Geschäftsführer Günter Holp. Im Gespräch mit Manfred Zwick und Peter Hebbeker aus der Treffpunkt.Bau-Redaktion erläuterte Holp, warum in diesem Fall weniger meistens mehr ist.

 

Seit über 25 Jahren entwickeln und produzieren Sie Anbaugeräte. Welches ist heute das wichtigste Produkt der Firma Holp?

Günter Holp: Das ist ganz klar unser RotoTop. Die Rotation ist unser Steckenpferd. Die Vorteile begeistern mich sowohl als Baggerfahrer als auch als Unternehmer, der wirtschaftlich denkt. Mit dem Rotator gewinnt der Bagger enorm an Flexibilität und verliert kaum an Reißkraft. Mit dem Tilt-Rotator hingegen ist der Gewinn an Flexibilität gegenüber dem reinen Rotator in der Praxis marginal, jedoch der Reißkraftverlust erheblich. Hinzu kommen eine Reihe von Drehdurchführungen für das gesamte Öl des Baggers oder auch für Spezialanwendungen. Der RotoTop ist also die deutlich wirtschaftlichere Lösung gegenüber dem Tilt-Rotator. Mit ihm haben wir das beste Konzept speziell für den deutschen Markt umgesetzt. Deutschland hat nun mal eine andere Historie bei den Anbaugeräten. Wir sind ein Greifer- und Schwenklöffelland. Zusätzlich zur Rotation und zum Schwenklöffel noch eine Tilt-Funktion am Bagger zu installieren ist schlicht unnötig. Somit besteht der deutsche Tilt-Rotator aus Rotation und anstatt dem Tilt hat er eine große Drehdurchführung mit bis zu acht Leitungen. Selbstverständlich ist alles bei uns „Made in Germany“.

 

Warum ist der Rototop einzigartig?

Günter Holp: Unser Alleinstellungsmerkmal ist, mit dem RotoTop nicht nur das leichteste, sondern auch das robusteste Gerät seiner Klasse anzubieten. Da wir beim RotoTop keine Grabkräfte über das Gehäuse leiten, sondern nur die Rotationskräfte, lässt er sich zudem auch immer wieder kostengünstig reparieren. Ich rechne bei regelmäßiger Wartung und bei zwei bis drei Inspektionen hier im Werk mit 30 Einsatzjahren und mehr. Hinzu kommt, dass alle Generationen untereinander kompatibel sind. Ältere Versionen können also z. B. problemlos für die 3D-Steuerung aufgerüstet werden. Die Entwicklung bleibt nie stehen. So wurden kürzlich die kleineren RotoTop-Versionen für Bagger mit bis zu 10 t mit einem Aluminiumgehäuse ausgestattet, um das Gewicht signifikant zu senken. Vor zwei Jahren haben wir bereits beim RT031 bis 3,9 t das leichte Alugehäuse eingeführt. Die großen Rotatoren gibt es hingegen weiterhin mit Stahlgehäuse, was noch widerstandsfähiger ist. Außerdem spielt in diesen Leistungsklassen das Gewicht des Rotators keine große Rolle mehr. Besonders viel Wert legen wir auch auf die Möglichkeit, große Ölmengen durch den Rotator leiten zu können. Das wollen und brauchen unsere Kunden, die z. B. große Felsfräsen am RotoTop betreiben. Gerade haben wir eine neue Generation von 6-Fach-Drehdurchführungen entwickelt, die noch mehr Öl durchleiten kann.

 

Der Markt für Anbaugeräte ist stark besetzt. Wie grenzen Sie sich ab? Was ist das Besondere an der Firma Holp und ihren Produkten?

Günter Holp: Bei einigen Dingen sind wir schon speziell. Fest steht: Wir gehen immer unseren eigenen Weg. Bestes Beispiel ist unser RotoTop. Wir sagen: Die Rotation reicht. Andere verkaufen Tilt-Rotatoren. Einfach weil es Mode ist. Und im schlimmsten Fall als Sandwich-Ausführung. Wir verkaufen aber nichts, von dessen Nutzen für den Bauunternehmer wir nicht absolut überzeugt sind. Selbstverständlich gab es von Anfang an auch eine Ausbaustufe des RotoTop mit Tilt-Funktion, den heutigen RotoX. Mit Rädlinger-Tilt oder Powertilt gibt es ihn in allen Größen vom 2,5 bis 35 t. Wir empfehlen ihn jedoch nur für spezielle Anwendungen. Wir kommen nun mal aus der Praxis und entwickeln und vermarkten auch unsere Produkte so. Wenn ich beispielsweise wissen will, was ein neues Gerät oder eine Weiterentwicklung wirklich kann, stelle ich die Maschine einem meiner Kunden auf den Hof und sage: ‚Mach‘ sie kaputt!‘ Wenn der mich dann groß anschaut, nenne ich meine Bedingung: ‚Falls Du mir nachher sagen kannst, bei welcher Arbeit sie überlastet wurde, gibt‘s Bier für alle.‘ Das ist jetzt natürlich überspitzt dargestellt, aber so handeln wir. Wir sprechen mit den Leuten, die jeden Tag mit unseren Maschinen arbeiten. So lernen wir dazu und verstehen, was draußen auf den Baustellen wirklich gefragt ist. Wir begegnen unseren Kunden auf Augenhöhe und orientieren uns immer am konkreten Bedarf der Fahrer und Bauunternehmer. Ingenieure können viel berechnen, aber eben nicht alles. Und wir verkaufen nichts, was theoretisch funktionieren sollte, sondern nur Maschinen, die unseren Praxistest bei mehreren Kunden überstanden haben. Daher gewähren wir auf alle unsere Geräte 3 Jahre Garantie. Was ehrlich gesagt kein Risiko für uns ist. Die allermeisten unserer Produkte laufen und laufen. Die Ausfallquote liegt bei nur einem Prozent. Wenn doch was kaputtgeht, forschen wir immer nach den Ursachen. Manchmal ist es einfach eine Überlastung, deren sich der Fahrer gar nicht bewusst ist. Aber was auch immer der Grund ist: Wir helfen sofort und unbürokratisch. Die Arbeit auf der Baustelle muss weitergehen. Das ist das Wichtigste für unseren Kunden und damit auch für uns als seinem Partner.

 

Sie leisten sich seit vier Jahren eine 7.000 m² große Testarena. Warum ist es Ihnen wichtig, dass Interessenten die Geräte ausprobieren?

Günter Holp: Der Aha-Effekt macht den Unterschied. Zwei Minuten im Bagger reichen, um den Fahrer zu überzeugen. Man muss einfach selbst spüren, wie viel mehr Möglichkeiten einem der Rotator bietet. Das ist absolut faszinierend. Dabei ist es nicht unser Ziel, hunderte oder gar tausende Interessenten auf einmal hier durchzuschleusen. 30-80 Fahrer pro Testtag sind optimal. Wir wollen uns um jeden einzelnen intensiv und persönlich kümmern. Hier haben wir Zeit für unsere Kunden. Verkaufsgespräche sind bei diesen Veranstaltungen tabu, es geht uns rein um die Information direkt vom Hersteller. Generell zählt bei uns nicht vorrangig die Masse, sondern die Klasse. Das gilt nicht nur für unsere Produkte, sondern auch für die Beratung und Betreuung.

 

Ein kleiner Ausblick – was planen Sie für 2018?

Günter Holp: Grundlegend neue Produkte sind erst mal nicht angedacht. Wir werden unser bestehendes Portfolio weiter optimieren und an manchen Stellen auch straffen. So werden wir einige neue Drehdurchführungen bringen, die noch höhere Durchflussmengen ermöglichen. In dem Bereich sind wir führend und entwickeln die Produkte immer weiter. Manche, weniger nachgefragte Typen werden wir dagegen aus dem Programm nehmen. Der Markt entwickelt sich stetig weiter und wir passen uns und unsere Produkte den neuen Anforderungen an. Unsere Kunden wissen und schätzen das. Wer einmal bei uns gekauft hat, wird erfahrungsgemäß immer wiederkommen. Daraus generieren wir einen großen Anteil unseres Wachstums. Für uns ist das der beste Beweis, dass unsere Produkte halten, was sie versprechen. Und weil wir selbst von der Qualität unserer Geräte absolut überzeugt sind, planen wir mittelfristig, alle unsere Produkte zurückzukaufen und nach einer Revision hier im Werk wieder anzubieten. So können unsere Geräte jahrzehntelang im Einsatz bleiben. Diese Nachhaltigkeit begeistert mich. Ein Holp-Produkt zu reparieren lohnt sich einfach immer.

 

Über die Holp GmbH

Franz Holp, der Vater des heutigen Geschäftsführers Günter Holp, gründete das Unternehmen 1979 als Erdbaubetrieb. Mit 82 Jahren sitzt der Senior immer noch gerne auf dem Bagger, testet neue Entwicklungen und bringt seine enorme Erfahrung ein. Günter Holp trat 1990 in den Betrieb ein und übernahm 1997 die Geschäftsführung. Unter seiner Regie entwickelte sich die Holp GmbH vom Erd- und Wegebaubetrieb immer mehr zum Maschinenbauunternehmen. Erster Meilenstein war 1992 die Konstruktion eines neuartigen Grabenschlepplöffels, 1998 folgte der patentierte VarioLöffel. Ab 2003 ging es Schlag auf Schlag: Zur Serienreife entwickelt wurden der Schnellwechsler KranFix, der MultiGrip-Löffel und die QuickOn-Zange, die das Koppeln von Hydraulikschläuchen wesentlich vereinfacht. 2007 folgte dann die Vorstellung des RotoTop auf der Bauma. Kompromisslose Qualität und Leistung, stetige Weiterentwicklung und eine partnerschaftliche Kundenbeziehung auf Augenhöhe bilden die solide Basis für das wachsende Unternehmen. Gesunde 25 % Umsatzsteigerung konnte Holp in den vergangenen Jahren durchschnittlich verzeichnen. Für 2018 peilt er 40 % an. Besonders erfreulich: Größte Wachstumstreiber sind Bestandskunden, die mit ihrem ersten RotoTop so gute Erfahrungen machen, dass sie Schritt für Schritt ihren ganzen Maschinenpark aufrüsten. Bei allen Unternehmungen und Entwicklungen ist das Ziel von Holp stets das Gleiche geblieben: Seine Geräte sollen zur Arbeitserleichterung, zur Steigerung der Produktivität und somit zur Wirtschaftlichkeit beitragen. Auf die Frage, warum ihm das besonders gut gelingt, antwortete er mit einem Satz, der alles sagt: „Weil ich selbst Baggerfahrer und Unternehmer bin.“

 

 

Text und Bilder: Manfred Zwick und Peter Hebbeker

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