Digitalisierte Prozesse – zeitgemäßer Wandel am Bau

Willingen. „Menschen, Umwelt und Maschinen im digitalisierten Bauprozess“ war das Leitthema des 47. Großseminars, zu dem der Verband der Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik (VDBUM) kürzlich ins sauerländische Willingen eingeladen hatte. Zu der traditionellen Veranstaltung kamen in diesem Jahr rund 1.200 Teilnehmer. Mehr als 100 Aussteller präsentierten ihre Erzeugnisse und wissenschaftlich-technische Leistungen. An den drei Seminartagen vermittelten 53 Fachreferenten ihr Wissen, verbunden mit neuesten Erkenntnisse aus der Baubranche.

Vor Journalisten lobte Peter Guttenberger, VDBUM-Vorstandsspre­cher, das steigende Interesse an dem jährlichen Veranstaltungshö­hepunkt seines Verbandes. Auch diesmal freuten sich er und die am Pressegespräch teilnehmenden Vorstandsmitglieder über eine erneute Rekordbeteiligung. Der Umsatz des VDBUM betrage aktu­ell rund zwei Millionen Euro im Jahr, ergänzte Dieter Schnittjer, Ge­schäftsführer der VDBUM Service GmbH, wovon ein Großteil in das jährlich stattfindende Großereignis fließe. Er lobte während des Pres­segespräches die hervorragende Arbeit des VDBUM-Vorstandes und der zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiter in den 17 Stützpunkten. Passend zum diesjährigen Motto zogen sich Themen wie der digitale Wandel der Branche und der Fachkräftemangel durch das Seminar­geschehen. Darauf gingen auch die diesjährigen Schwerpunktpart­ner des Seminars, der japanische Baumaschinenhersteller Komatsu sowie die traditionsreichen deutschen Unternehmen Wacker Neu­son und Sennebogen, besonders ein. VDBUM-Geschäftsführer Die­ter Schnittjer äußerte sich gegenüber „Treffpunkt.Bau“ zufrieden mit dem diesjährigen Großseminar. So hätte der Veranstaltungsort – wie im vergangenen Jahr auch – mit seinen großzügigen Kapazitäten gepasst, so dass man die Rekordbeteiligung habe meistern können. Wie wichtig es war, die Digitalisierung mit all ihren Facetten zu be­trachten, zeige schon die Diskussion darüber, inwieweit die Bauma­schinenhersteller als Wettbewerber auch bereit seien, gemeinsam an dieser Entwicklung zu arbeiten. Das spiegelte sich auch zum Auf­takt des Großseminars während einer Podiumsdiskussion zum The­ma „VDBUM-Talk Digitalisierung in der Baubranche“ wider, die von Alexandra von Lingen professionell moderiert wurde. Vonseiten der Industrie beteiligten sich Marco Maschke, Manager German Office von Komatsu, Erich Sennebogen, Geschäftsführender Gesellschafter der Sennebogen Maschinenfabrik, Andreas Lohner, Geschäftsführer der Wacker Neuson Group, und Franz-Josef Paus, Geschäftsführen­der Gesellschafter der Paus Maschinenfabrik. Für die Anwender stan­den Peter Guttenberger, Geschäftsführer Max Bögl, Alfons Trautner, Geschäftsführer der Strabag BMTI, sowie Ingo Junker, Geschäftsfüh­rer der August Prien Bauunternehmung, auf dem Podium, während Prof. Dr. Manfred Helmus von der Uni Wuppertal die Forschung ver­trat.

Marco Maschke brachte unter anderem die Schnittstellenthematik ins Spiel. Hier habe Komatsu zusammen mit weiteren Unternehmen in einem Joint Venture eine Plattform entwickelt, in die alle Herstel­ler ihre Daten eingeben können. Aber auch an den Vertrieb stelle die Digitalisierung ganz neue Herausforderungen. So müsse man als Hersteller die gelieferten Daten genau analysieren, um den Kunden nur solche Daten anzubieten, die für ihn einen echten Mehrwert ha­ben. Andreas Lohner von Wacker Neuson betonte, dass es bei aller Technik und Digitalisierung ganz wichtig sei, dass die Anwender bei der Arbeit mit den Maschinen auch Spaß an der Sache hätten und eine echte Erleichterung erfahren. Letztlich müsse die Maschine funktionieren, jegliche technische Komplexität sollte nicht ablen­ken, sondern sie muss einfach bedienbar bleiben. Erich Sennebo­gen wies darauf hin, dass sich bereits die Digitalisierung durch sein ganzes Unternehmen von der Konstruktion über die Bauteileverwal­tung und das Ersatzteillager bis hin zum Dealer Information Center – einer Plattform, auf der die Händler sämtliche Vertriebs-, Service- und Ersatzteilinformationen erhalten können – ziehe. Dabei müsse man die Frage stellen, was Sinn mache und was nicht, so dass nicht nur Daten produziert werden, die niemand mehr anschaue. Franz-Jo­sef Paus von der Paus Maschinenfabrik und neuer Vorsitzender des VDMA-Fachverbandes Baumaschinen und Baustoffanlagen hat sich bei Amtsantritt das Thema Digitalisierung auf die Fahnen geschrie­ben. Die größte Herausforderung sei „die schiere Vielfalt dessen, was da passiert“: ob ERP (Enterprise-Resource-Planning) in den Unter­nehmen, Steuerungssysteme innerhalb der Maschine oder BIM (Buil­ding Information Modeling). Bei der Vernetzung der verschiedenen Systeme könne eine moderierende Organisation dazwischen eine

herstellerunabhängige Plattform bieten, wie beispielsweise die FVB, die Forschungsvereinigung Baumaschinen innerhalb des VDMA. Bei der Strabag BMTI beschäftigt man sich nach den Worten von Alfons Trautner mit der Digitalisierung nicht, weil es jetzt modern ist. Viel­mehr gehe es in dem Unternehmen seit langer Zeit um Effizienz, Termintreue, Qualität und Arbeitssicherheit. Beim Hamburger Bau­unternehmen August Prien beschäftigt man sich laut Ingo Junker mit der Digitalisierung, um die Entwicklung im Griff zu behalten. Als Mittelständler könne man nicht selbst große Lösungen entwickeln, vielmehr sei man auf das Angebot von Systemen angewiesen, bei denen sich mehrere Maschinen einbinden lassen. Die losen Enden müssten noch mehr zusammengebunden werden. Wenn die Mitar­beiter den Mehrwert erkennen, seien sie sofort engagiert mit dabei. Peter Guggenberger von Max Bögl spannte den Bogen noch wei­ter. Die Bauunternehmen stünden im Spannungsfeld zwischen den Baumaschinenherstellern, die Maschinen mit einer bestimmten In­telligenz liefern, und ihren eigenen Kunden, wie die Autobahndirek­tion oder die Wohnungsbaugesellschaft, die eigene Ideen von Digi­talisierung einbrächten. Durch die Digitalisierung könne man seinen Kunden einen Mehrwert in Form von zusätzlichen Informationen über den Bauprozess anbieten. Aus der Wissenschaft beteiligte sich Prof. Dr. Manfred Helmus von der Bergischen Universität Wupper­tal, der als einer der „Urväter des BIM“ gilt. BIM ist für ihn ein Daten­managementsystem für die bei der Erstellung des hochkomplexen Produkts Bauwerk anfallenden unzähligen Informationen. Parallel zum Bauwerk entstehe ein digitales Modell des Bauwerks. Vor der Digitalisierung aber gelte es, zunächst die Prozesse in den Griff zu bekommen und die zwischen den unzähligen Beteiligten beste­henden Schnittstellenprobleme zu lösen. Außerdem müsse man die Menschen für die Digitalisierung erst einmal befähigen. Diese Men­schen sehe er zurzeit noch nicht. Neben der Digitalisierung sei der Nachwuchsmangel das zweite große Thema in der Branche. Diesen Nachwuchs müsse man ausbilden, ob an Universitäten oder in den Bildungscentern der Bauindustrie und in Unternehmen. Die Ausbil­dung sollte nach einem möglichst einheitlichen Konzept erfolgen.

Ein weiterer Höhepunkt des Großseminars war die Vergabe des VDBUM-Förderpreises, der bereits zum sechsten Mal vergeben wurde. Die Preisverleihung erfolgte im Rahmen einer Abendveran­staltung am 21. Februar 2018. Die diesjährigen Preisträger sind die BeMo Tunneling GmbH, die Moba, Mobile Automation AG sowie das Unternehmen Putzmeister zusammen mit dem KIT, Karlsruher Institut für Technologie. Der Verband hat diesen in der Branche ein­zigartigen Preis ins Leben gerufen, um den technischen Fortschritt in der Baubranche zu fördern. Er wird in den drei Kategorien „Inno­vationen aus der Praxis“, „Entwicklungen aus der Industrie“ und „Pro­jekte aus Hochschulen und Universitäten“ vergeben und spricht in gleicher Weise Studenten, Jungakademiker, Auszubildende und er­fahrene Praktiker mit innovativen Ideen an. Die Neuerungen sollen darauf abzielen, den Einsatz von Baumaschinen und Komponenten wirtschaftlicher zu machen oder Bauverfahren zu optimieren, um so den Nutzen für die Anwender zu erhöhen. Dotiert ist der Preis mit jeweils 2.500 Euro.

 

 

Text und Bilder: Rainer Oschütz, Bernd Mair, VDBUM

 

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