Liebherr // Verantwortungsvoll wachsen: Liebherr hängt die Ziele höher

Digitalisierung, Elektrifizierung und Reduzierung des Ressourcenverbrauchs – das Traditionsunternehmen packt die großen Zukunftsthemen an und scheint gut gewappnet, um im Baumaschinenbereich diese Megatrends voranzutreiben. An Kapital jedenfalls ist der Konzern gewachsen und auch an Arbeitskraft erstarkt. Der Umsatz der Firmengruppe ist 2021 um 12,6 % auf 11,6 Milliarden Euro gestiegen, die Mitarbeiterzahl hat sich um 3,5 % auf 49.611 Beschäftigte vergrößert. Die Erfolgsmeldungen verkündete Andreas Böhm, Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG, der die Pressekonferenz für die Baufachpresse eröffnete.

Gastgeber der Pressefahrt am 5. April war das Liebherr-Werk Ehingen, das mit einem ganz besonderen Veranstaltungsort aufwarten konnte. Nur drei Kilometer entfernt vom Stammwerk der Fahrzeugkranproduktion steht die neue Halle der Liebherr Reparatur- und Service-Niederlassung Süd in Ehingen-Berg. Fertig gebaut, aber noch nicht in Betrieb war die hochmoderne XXL-Werkstatt für Kranriesen eine buchstäblich großartige Eventarena für die Neuheitenpräsentation in Aktion. Informationen zur Geschäfts- und Produktentwicklung lieferten Andreas Böhm, Dr. Ulrich Hamme, Geschäftsführer Technik und Entwicklung im Liebherr-Werk Ehingen, und Christoph Kleiner, Geschäftsführer Vertrieb im Liebherr-Werk Ehingen.

 

Zweitbester Umsatz in der Geschichte

„Die Firmengruppe konnte beim Umsatz beinahe an ihr bisheriges Rekordjahr 2019 anknüpfen“, so Böhm. In fast allen EU-Märkten konnte Liebherr hohe Wachstumsraten erzielen, insbesondere in Frankreich. Außerhalb der EU ist der Umsatz unter anderem in Großbritannien deutlich gestiegen. Jenseits des Atlantiks stieg der Umsatz in Nordamerika. Auch die Entwicklung in Mittel- und Südamerika war positiv, mit einem besonders guten Ergebnis in Brasilien. Lediglich in Afrika sowie im Nahen und Mittleren Osten musste Liebherr Rückgänge hinnehmen, während Asien und Ozeanien ein moderates Wachstum verzeichneten. Hinsichtlich der Entwicklung nach Produktsegmenten konnte die Firmengruppe Liebherr 2021 in fast allen Produktsegmenten ein deutliches Wachstum erzielen. Ausnahmen bildeten Verzahntechnik und Automationssysteme sowie die Maritimen Krane.

Während sich die weltweiten Märkte ab dem zweiten Quartal zu erholen begannen, hatten produzierende Unternehmen – darunter auch Liebherr – Schwierigkeiten bei der Beschaffung vieler Rohstoffe, Komponenten und elektronischer Bauteile. Dieser Mangel ging mit Preiserhöhungen und Engpässen in den globalen Lieferketten und der Logistik einher. Weitere Herausforderungen ergaben sich aus regionalen Lockdowns und pandemiebedingten Einschränkungen. Die Firmengruppe Liebherr hat sich trotz der schwierigen Bedingungen auf dem Weltmarkt sehr gut entwickelt – vor allem dank der hervorragenden Performance bei Mining- und Baumaschinen. In diesem Bereich erzielte die Firmengruppe einen Umsatz von acht Milliarden Euro, was eine deutliche Steigerung um 17,0 % gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Die Produktsegmente, die nicht zum Bereich Baumaschinen zählen, erzielten einen Gesamtumsatz von 3,6 Milliarden Euro, eine Steigerung um 3,9 % gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt erzielte die Firmengruppe Liebherr im Jahr 2021 ein Jahresergebnis von 545 Millionen Euro, was über dem Niveau vor der Pandemie liegt.

 

22,6 Prozent höhere Investitionen

„Kontinuierliche Investitionen in unsere Produktionswerke und unser weltweites Vertriebs- und Servicenetz haben für die Firmengruppe Liebherr seit Jahren Priorität“, so Böhm. Die Investitionen im Jahr 2021 beliefen sich auf 742 Millionen Euro, eine Steigerung von 137 Millionen Euro. 2021 hat die Firmengruppe Liebherr den Spatenstich für mehrere neue Werke gesetzt und andere in Betrieb genommen:

  • In Plovdiv, Bulgarien, wurde eine neue Produktionsstätte für Betontechnik in Betrieb genommen. Sie beliefert die Liebherr-Mischtechnik in Deutschland mit Vormontagen für Fahrmischer.
  • In China hat der Bau eines neuen Komponentenwerks begonnen. Dort werden am Standort Dalian ab Ende 2022 Drehverbindungen, Getriebe und Hydraulikzylinder produziert, um die hohe Nachfrage aus der Wind- und Bauindustrie zu decken.
  • In Indien wurde eine neue Montagelinie für Getriebe errichtet.
  • In Österreich wurden in Telfs und Bischofshofen neue Logistikzentren errichtet. In Puch/Urstein begannen die Bauarbeiten für ein neues Vertriebszentrum für Baumaschinen.
  • In Dettingen/Iller wurde mit einem neuen Büro und einer Reparaturwerkstatt die Vertriebs- und Serviceinfrastruktur für Baumaschinen erweitert.
  • In Shanghai wurde eine neue Zentrale für die Liebherr (China) Co., Ltd. eingerichtet und auch die Liebherr-Zentrale in Panama wurde umfassend ausgebaut.

512 Millionen Euro hat Liebherr in 2021 in Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten investiert. Die Forschungsaktivitäten konzentrierten sich insbesondere auf die Entwicklung alternativer Antriebssysteme und auf die Digitalisierung.

 

Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks

„Als einer der größten Baumaschinenhersteller der Welt sind wir uns unserer Verantwortung bewusst und setzen uns für eine nachhaltige Entwicklung ein. Unsere Produkte, Prozesse und Infrastruktur sind auf einen möglichst geringen Ressourcenverbrauch ausgerichtet“, so Böhm. Liebherr arbeitet kontinuierlich daran, den ökologischen Fußabdruck seiner Produkte zu verringern. Im vergangenen Jahr hat sich das Unternehmen insbesondere auf die Antriebstechnologien konzentriert, die in Zukunft eine wesentliche Rolle bei der Begrenzung der Treibhausgasemissionen spielen werden.

Die breite Produkt- und Anwendungspalette von Liebherr erfordert eine Vielzahl von Antriebstechnologien, um die Anforderungen sowohl hinsichtlich der Leistung als auch der Umwelt zu erfüllen. Deshalb verfolgt das Unternehmen bei der Entwicklung einen technologieoffenen Ansatz und setzt sich mit einer Vielzahl von alternativen Antriebskonzepten auseinander. Ausschlaggebend ist dabei stets der gesamte Lebenszyklus der Maschine sowie die CO₂-Bilanz des Energieträgers. Eine Technologie, die Liebherr intensiv erforscht, sind hydrierte Pflanzenöle, kurz HVO. „Betrachtet man den ganzen Lebenszyklus eines Mobilkrans ‚cradle to grave‘, kann der CO₂-Ausstoß um 74 % gesenkt werden, wenn reines HVO getankt wird. Alle unsere heutigen Dieselmotoren sind für HVO freigegeben. An unseren Mobilkranen haben wir dies ausführlich getestet“, sagt Dr. Hamme. Der alternative Kraftstoff kann inzwischen bei den meisten Baumaschinen, Kranen und Mining-Geräten von Liebherr verwendet werden, entweder in Reinform oder als Zusatz zu fossilem Diesel.

Der Beitrag zur Erreichung der Klimaziele erschöpft sich nicht im Engagement für alternative Antriebstechnologien. Das Liebherr-Werk Ehingen achtet auch bei der Produktion der Krane darauf, den CO₂-Fußabdruck zu verkleinern. Das komplette Werk in Ehingen bezieht seit Anfang 2022 nur noch Strom aus der Windkraft, der mit dem „EKOenergy 100% Wind“-Label zertifiziert ist. Bereits seit mehreren Jahren läuft die Sanierung der älteren Gebäude im Liebherr-Werk, wo LED-Beleuchtungen installiert, Fassaden und Dächer gedämmt werden sowie die Photovoltaik ausgebaut wird. Neue Gebäude werden grundsätzlich nach KfW 55-Standard geplant, das gilt auch für die neue Reparatur- und Service-Niederlassung Süd.

Bei den elektrischen Antriebssystemen hat Liebherr ebenfalls Fortschritte gemacht und präsentiert interessante neue Produkte:

  • Die ETM-Serie wurde um die ersten beiden vollelektrischen Fahrmischer auf 5-Achs-Fahrgestell erweitert. Außerdem wurden zwei neue Modelle – der R 976-E und der R 980 SME-E – in die Palette elektrischer Raupenbagger aufgenommen.
  • Die Serie batteriebetriebener, lokal emissionsfreier Raupenkrane wurde um die Modelle LR 1160.1 unplugged und LR 1130.1 unplugged erweitert.
  • Der erste vollelektrische Offshore-Kran von Liebherr befindet sich in der Entwicklung.

 

Digitales Ökosystem: MyLiebherr

„Der Crane Finder ist ein einfaches Tool, das jeder kostenlos in MyLiebherr nutzen kann. Nach der Eingabe von Gewicht der zu hebenden Last, benötigter Höhe und Ausladung wird eine Reihe von möglichen Kranen mit entsprechenden Konfigurationen vorgeschlagen. Dies hilft dem Endkunden bei der Anfrage, aber auch dem Disponenten bei der Kranauswahl“, sagt Kleiner. Ist der richtige Kran gefunden, folgt die Einsatzplanung mit dem Crane Planner 2.0, der von der Integration mit Google Maps bis zur Gebäude- und Umfeld-Simulation viele Möglichkeiten beherrscht. Besonders vorteilhaft aber sei die 3D-Planung, die eine einfache Visualisierung ohne jegliche CAD-Erfahrungen der Anwender ermöglicht. Der Crane Planner gibt Bodendrücke, Schwerpunkte und Konfiguration an – und damit alles, was Anwender für den reibungslosen Einsatz benötigen. Mithilfe von MyLiebherr können Unternehmen auch dem Fachkräftemangel begegnen. Der digitale Mobilkranführerschein bietet einen Trainingsinhalt, der die Theorie für den Mobilkranführerschein komplett abdeckt. Das E-Learning umfasst 18 Einheiten zu je 45 Minuten.

Liebherr geht in der digitalen Welt jetzt noch einen Schritt weiter, wie Kleiner ausführt: „Wir bieten in Kürze eine Performance-Anwendung an. Diese liefert unseren Kunden Krandaten in Echtzeit, entsprechend aufgearbeitet und angereichert. Hierbei werden die Telemetriedaten vom Kran ins System übertragen, das auf diese Weise einen schnellen Überblick über die Verbrauchsdaten wie Sprit und AdBlue, die Leistungsdaten und die Umgebungsdaten ermöglicht.“ Bei der Datenanzeige belässt es Liebherr nicht, sondern wertet diese Daten für die Kunden sinnvoll aus. Diese können über Geo-Fencing Einsatzorte definieren und über entsprechende Auswahl und Filtermöglichkeiten Reports erstellen – zum Einsatz selbst, zur Dauer und zum Spritverbrauch. Oder aber zur CO₂-Emission während des Einsatzes – ein Mehrwert, der laut Kleiner von den Kunden immer öfter nachgefragt wird. Ebenfalls mitgeliefert werden die Daten für den Service. „Auf einer Übersicht hat der Kunde schnell Einblick in den aktuellen Stand der Betriebsstunden und ob ein Service nötig ist oder nicht. Den Servicetermin kann er dann direkt und schnell vereinbaren oder, falls er ihn selbst durchführt, die passenden Ersatzteilpakete bestellen. Alles in einer Anwendung, alles in MyLiebherr“, so Kleiner. Alle Liebherr Mobilkrane, die derzeit gebaut werden, sind mit Modems ab Werk ausgerüstet und Telemetrie-ready. Für viele Krane, die bereits im Feld sind, gibt es Nachrüstungssätze, die im Rahmen eines Services eingebaut werden können. Auch Geräte von Fremdanbietern können von Liebherr digital aufgerüstet und in die Performance-Anwendung implementiert werden.

Den vorläufigen Höhepunkt der digitalen Entwicklung markiert der neue LTM 1110-5.2, der erste Kran der Liccon 3-Generation. Die dritte Version der Liebherr Computed Control Kransteuerung baut auf der Vorgängerin Liccon 2 auf und bietet neben neuen Touchdisplays, höherem Speichervolumen und schnellerem Datenbus auch Telemetrie und Flottenmanagement direkt ab Werk. Der LTM 1110-5.2 war dann auch ein Highlight der Produktpräsentation, die das Presseevent in der Liebherr Reparatur- und Service-Niederlassung Süd abschloss. „Wir nehmen den Standort seit letzter Woche schrittweise in Betrieb. Wenn wir den Prozess planmäßig im Mai abschließen, betreiben wir hier Europas wohl modernste Kranreparatur. Dieser neue Standort für die Reparatur schafft dringend benötigten Platz im Werk selbst und bietet uns die Möglichkeit, unseren Kunden neue und weiterreichende Serviceangebote zu unterbreiten“, so Kleiner.

 

Text: Peter Hebbeker

Bildmaterial: Treffpunkt.Bau; Liebherr

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