Zum zehnten Mal: Faszination Steinbruch

Homberg/Nieder-Ofleiden. – Die Steinexpo 2017 feiert im größten Basaltsteinbruch Europas Jubiläum. Auch diesmal ist diese Leistungsausschau ein eindrucksvolles Spiegelbild der Maschinen- und Gewinnungsbranche. Über Vorbereitung und Start des Großereignisses sprach Rainer Oschütz mit Messechef Dr. Friedhelm Rese.

Herr Dr. Rese, die größte Demonstrationsmesse der Roh- und Baustoffindustrie auf dem europäischen Festland, die Steinexpo, findet 2017 zum zehnten Mal statt. Im Vorfeld der Jubiläumsmesse sprachen Sie von einer zu erwartenden Rekordmesse…

Friedhelm Rese: Diese Erwartung hat sich tatsächlich bestätigt. Die 10. Steinexpo 2017 (30.08. bis 02.09.) übertrifft alle unsere bisherigen Demonstrationsmessen für die Roh- und Baustoffindustrie. Sie zeigt erneut, welche Leistungskraft hinter einer Branche steckt, die nicht so oft im Lichte der Öffentlichkeit steht wie der größer gezogene Rahmen der Bauwirtschaft mit diversen Ausstattungs- und Anwendungsbereichen. Allein die Zahlen sprechen für sich. Bis zur ersten Augustwoche konnten wir 293 Aussteller verbuchen, die nach Nieder-Ofleiden kommen. Sie vertreten 430 Marken. Das ist gegenüber 2014 bei den Ausstellern und bei der belegten Nettofläche ein Plus um 15 Prozent. Die Entwicklung deckt sich mit unseren Erfahrungen zur 9. Steinexpo, denn auch 2014 konnten wir gegenüber 2011 ein Plus von 15 Prozent melden. Über diese Kontinuität des Zuwachses freue ich mit natürlich sehr. Das ist letztendlich eine Wertschätzung für die Arbeit unseres gesamten Messeteams. Darüber hinaus wird deutlich, wie ernst die innovationsstarke Branche trotz ihrer ziemlich klaren Abgrenzung zu nehmen ist. Immerhin werden in diesem Jahr für Fachleute und Gäste 500 große Maschinen präsentiert – viele davon im realitätsnahen Einsatz. Nicht gezählt sind die kleineren Einheiten, die natürlich ebenfalls zum Geschäft gehören.

Die Steinexpo hat auch im Ausland für Aufsehen gesorgt. Wie begründen Sie diese erfreuliche Entwicklung?

Friedhelm Rese: Es war immer mein Ziel, mehr Internationalität für die Steinexpo zu erreichen. Zur diesjährigen Rekordmesse leisten dazu auch 75 Aussteller aus dem Ausland ihren Beitrag. Das sind immerhin 25 Prozent der Ausstellenden – eine Tendenz, auf die wir gehofft und hingearbeitet haben. Ein Grund für das steigende internationale Interesse ist, dass die ausstellenden Unternehmen die Demonstrationsmesse immer stärker nutzen, um auch ihre Kunden aus dem europäischen Ausland einzuladen. Es ist schließlich ein besonderes Erlebnis, Neu- und Weiterentwicklungen starker Maschinen auf einem Demogelände in realitätsnahen Abläufen erleben zu können. Der Aufwand, den die Aussteller dafür schultern, um sich im Steinbruch optimal präsentieren zu können, ist enorm. Dementsprechend eindrucksvoll fällt am Ende das Ergebnis aus und ich bin sicher, dass die Steinexpo künftig noch weiter an Internationalität zulegen wird.

Mehr Aussteller auch aus dem Ausland bedeuten sicherlich eine noch größere Herausforderung für eine Demomesse mit begrenzter Fläche. Wie spiegelt sich das im MHI-Steinbruch Nieder-Ofleiden wider?

Friedhelm Rese: Es ist tatsächlich so: Die zu Verfügung stehende Fläche in Nieder-Ofleiden hat sich nicht verändert. Das heißt, wir sind immer noch bei 180.000 Quadratmetern. Für eine optimale Nutzung erhält das Messegelände aber einen anderen Zuschnitt. Wir mussten bedingt durch das Gewinnungskonzept im Steinbruch die traditionelle Fläche für die Gemeinschaftsdemonstrationen der Mobilgeräte von einer Seite auf die andere verlegen. Auf der oberen Sohle steht aufgrund des Abbaufortschritts mehr Ausstellungsfläche zur Verfügung. Es war zwar keine leichte Aufgabe, der verfügbaren Bruttofläche die erforderliche größere Nettofläche abzugewinnen, letztendlich konnten wir aber durch geschickte Planungen 15 Prozent mehr Ausstellungsfläche für die 10. Steinexpo generieren.

Die Steinexpo ist mittlerweile Pflichttermin für Maschinenhersteller und Gewinnungsindustrie. Was erwartet Fachleute und Branchenkenner zur diesjährigen Leistungsschau?

Friedhelm Rese: Geboten werden wiederum komplette Verfahrensabläufe von der Gewinnung und Aufbereitung des Materials bis hin zur Veredelung beispielsweise im Steinbruch, im Zementwerk oder in der Kiesgrube. Ein Unternehmen oder ein Exponat hervorzuheben ist schwer. Das gilt selbst für die zahlreichen angekündigten Premieren.
Allein die Baumaschinenaussteller haben an den vier Messetagen 101 Demonstrationen auf der Gemeinschaftsfläche laufen und die Vorführungen sind sehr eng getaktet. Neben den klassischen Bagger-Radlader-Muldenkipper-Kombinationen ergänzt hier erstmals auch eine Dozer-Präsentation das Programm. Außerdem möchte ich den Bereich der Gewinnungs- und Aufbereitungstechnik, in dem sich in den vergangenen Jahren sehr viel Positives im Sinne der Anwendungspraxis und der Automatisierung getan hat, als weiteren Messe-Kern nennen. Besonders freue ich mich hier, dass nach einer langjährigen Pause Thyssen Krupp in diesem Bereich wieder zu den Ausstellern gehört. Insgesamt merken wir als Veranstalter, dass sich die Erfolge der Steinexpo herumgesprochen haben, sodass diese Demo-Messe im Messekalender zahlreicher Unternehmen einen festen Platz eingenommen hat. Das war nicht immer so.

Die Fachjournalisten, die seit Jahren über die Steinexpo berichten, bescheinigen Ihnen, dass die Qualität der Präsentation von Mal zu Mal zugenommen hat. Sehen das die Aussteller ebenso?

Friedhelm Rese: Das höre ich immer wieder von allen Seiten. Lassen Sie mich doch einmal in eigener Sache zurückblicken. Am Anfang meiner Arbeit als junger Techniker hatte ich nur Interesse an den Maschinen und Ausrüstungen auf der Steinexpo. Alles andere wie Rahmenprogramm oder optimale Führung über das Demogelände waren für mich nicht so relevant. Im Laufe meiner beruflichen Entwicklung habe ich jedoch lernen müssen, dass zu einem solchen Event auch ein entsprechendes Rahmenangebot gehört. Heute finden die schätzungsweise mehr als 45.000 Besucher im Steinbruch einen Zeitplan vor, der eine optimale Führung im Takt der angekündigten individuellen Live-Shows ermöglicht. Für die moderierte Gemeinschaftsdemonstration verschiedener Baumaschinenhersteller auf der Fläche A steht erstmals eine Besucher-Tribüne mit 250 Plätzen zur Verfügung. Das heißt, es gibt kein Gedränge mehr am Zaun für die besten Sichtplätze, sondern die Besucher genießen beim Blick auf das Geschehen von der Tribüne aus „Stadionatmosphäre“. Außerdem sorgen erstmals zwei große Personenaufzüge zwischen den Sohlen B/C sowie C/D für kürzere Laufwege im Steinbruch. Vor allem eilige Besucher mit einem vollen Messeterminkalender – dazu zähle ich die Medienvertreter – werden davon profitieren. Natürlich verkehren auch weiterhin die bekannten Shuttle-Busse. Doch bei dem zu erwartenden Besucherandrang wird dieses traditionell messeinterne Transportmittel zunehmend zum Schritttempo gezwungen sein. Weiterhin bieten wir seit einigen Messen neben dem Kernprogramm der Steinexpo zusätzlich Attraktionen mit Nutzwert an. Diesmal können die Interessenten auf der Demofläche D ein SUV-Fahrsicherheitstraining absolvieren. Wer sich im Vorfeld der Veranstaltung über das gesamte Messe-Programm informieren möchte, kann das sowohl auf der Steinexpo-Facebook-Seite als auch auf der Internetseite der Steinexpo tun. Dazu gehört auch, dass Besucher auf diesem Wege ihre Tickets rechtzeitig ohne Warteschlange am Messeeingang buchen können. All diese Beispiele zeigen, dass sich die Steinexpo stetig entwickelt und in diesem Jahr an Qualität für Aussteller und Besucher noch zulegen konnte.

„Junge Großdenker rocken die Zukunft“ hieß es in einer Pressemeldung aus Ihrem Haus. Was können junge Leute für eine eventuelle Berufswahl in dieser Branche im Steinbruch entdecken?

Friedhelm Rese: Nachwuchsförderung ist für mich schon immer eine Herzensangelegenheit gewesen. Ich erinnere mich, dass ich zu meinen ersten Messen bereits Kindergärten eingeladen habe, um schon die Jüngsten für die Branche zu begeistern. Für diese Aktion erntete ich damals viel Kritik von den Ausstellern. Mittlerweile sind alle in diesem Thema der Nachwuchsförderung in verschiedensten Altersstufen angekommen. „ThinkBig“ – statt „ThinkIng“ heißt in diesem Jahr das spezielle Angebot für technisch interessierte Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 8 bis 12 im 80-Kilometer-Umkreis vom Messesteinbruch. Dabei steht nicht wie bei vergangenen Messen der Weg zu einem Ingenieurstudium im Mittelpunkt, sondern vor allem der zu einem relevanten technischen Ausbildungsberuf. Wie vielfältig und interessant die Berufsbilder sind, wollen wir gemeinsam mit dem Träger der Aktion, dem VDMA, und weiteren Partnern zeigen. Die Resonanz darauf hat uns sehr positiv überrascht: Über 400 Anmeldungen liegen bisher vor. Mehr Teilnehmer sind leider nicht zu betreuen. Außerdem erwarten wir bereits traditionsgemäß den Besuch ganzer Berufsschulklassen von den staatlich anerkannten Berufsschulzentren für die Ausbildung von Technikern in der Roh- und Baustoffindustrie. Insgesamt rechnen wir an zwei Messetagen – konkret am Donnerstag und Freitag – mit etwa 600 jungen Leuten vor Ort. Auf sie wartet ein informatives Besuchsprogramm, das von einigen ausstellenden Unternehmen und Verbänden, darunter der Bundesverband Mineralische Rohstoffe, MIRO, unterstützt wird. Was ist auch schöner und eindrucksvoller als moderne, schwere Technik vor der Kulisse eines eindrucksvollen Steinbruchs? Und sollte es gelingen, einige junge Leute für eine Ausbildung in der Branche zu gewinnen, dann haben wir schon viel erreicht.

 

Text: Rainer Oschütz

Fotos: Steinverlag, Rainer Oschütz

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