Bereit für die Zukunft – Komatsu mit „Smart Construction“ auf dem Vormarsch

Hannover. „Stolz auf die Vergangenheit – bereit für die Zukunft“. Dieser Slogan spiegelt nicht nur eine 50-jährige Tradition des japanischen Baumaschinenherstellers Komatsu in Europa wider, sondern gibt auch den Takt für die künftige Unternehmensstrategie an. Darüber und über die Weiterentwicklung der intelligenten Maschinentechnik sowie die Bedeutung des deutschen Marktes für Komatsu sprach in Hannover Rainer Oschütz mit Marco Maschke, Leiter des Deutschlandbüros.

 

Treffpunkt.Bau: Herr Maschke, Komatsu als einer der weltgrößten Baumaschinenhersteller ist seit fünf Jahrzehnten in Europa präsent. Dieses Jubiläum feierte Ihr Unternehmen im vergangenen Jahr. Wie hat sich speziell der deutsche Markt in diesem Zeitraum für Komatsu entwickelt?

Maschke: Der Start für Komatsu auf dem europäischen Kontinent erfolgte vor über fünf Jahrzehnten mit einem Vertriebsbüro in Belgien. In den achtziger Jahren eröffnete der japanische Baumaschinenhersteller einen Standort für Deutschland in Groß-Gerau. Schnell hatten die Japaner erkannt, dass man nicht nur mit einem Vertrieb vor Ort sein kann, sondern auch mit einer Produktionsstätte auf diesem bedeutenden Markt vertreten sein muss. So erfolgte 1989 die Übernahme von Hanomag in Hannover erst zu zwei Drittel und dann gänzlich. Seit fast 30 Jahren ist Hannover mittlerweile für Komatsu eine bedeutende Fertigungsstätte für Baumaschinen. Ein weiterer wichtiger Schritt in der Unternehmensgeschichte war das Jahr 1995 mit der Übernahme der Großbagger-Produktion von Mannesmann Demag in Düsseldorf. Zur Erfolgsgeschichte gehört ebenfalls die Übernahme von Deutschlands führendem Anbieter von Schnellwechselsystemen für Hydraulikbagger. Das Baden-Badener Unternehmen Lehnhoff gehört seit 2016 zu Komatsu. Wir können mit Fug und Recht behaupten, dass wir damit gegenwärtig in Deutschland als der größte Hersteller von Baumaschinen gelten. Für uns arbeiten hierzulande über 1.500 Mitarbeiter in der Produktion. Jeder der drei Standorte hat eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Zu unserer Philosophie gehört es auch, die Maschinen dort zu entwickeln, wo die größte Nachfrage ist und wo sich das entsprechende Know-how dafür befindet. Komatsu ist nicht nur für eine bestimmte Zeit auf dem deutschen Markt präsent, sondern wird auch künftig weiter wachsen, um seine Position noch auszubauen. Der japanische Baumaschinenhersteller hat sich ganz klar zum deutschen Standort bekannt.

 

Treffpunkt.Bau: Mit welchen Ergebnissen rechnen Sie für 2017 und für dieses Jahr?

Maschke: Das Geschäftsjahr 2017 war für den gesamten Konzern sehr erfolgreich. Insgesamt konnte der Umsatz um mehr als 30 Prozent gegenüber 2016 gesteigert werden. Das liegt nicht zuletzt an der positiven Entwicklung des europäischen Marktes. Dabei bleibt Deutschland nach wie vor der mit Abstand wichtigste Handelsplatz für Komatsu, der sich auch am schnellsten aus der Krise hat befreien können. Der Markt hat sich ja bekanntlich in den vergangenen Jahren insgesamt kontinuierlich nach oben entwickelt. Der Rekord von 30.000 Einheiten vor der Baukrise 2008 wurde bereits 2016 wieder erreicht. Hier sollte man auch ein großes Dankeschön an den deutschen Mittelstand richten, der mit seinen Investitionen in neue Baumaschinen daran nicht ganz unbeteiligt war. Dadurch hat sich unsere Produktion an den Standorten Hannover und Düsseldorf sehr gut entwickelt.

Wir haben Marktanteile deutlich hinzugewinnen können. Global gesehen verlief das Geschäft für Komatsu bisher auch 2018 sehr gut. So nimmt die Nachfrage nach großen Mining-Maschinen wieder zu. Das ist natürlich gut für unseren Standort Düsseldorf. Die Auftragsnachfrage für Baumaschinen sehen wir für die kommenden Monate nicht nur für Europa, sondern auch speziell für Deutschland auf einem weiterhin hohen Niveau. Darauf werden wir uns mit Sicherheit konsolidieren.

 

Treffpunkt.Bau: Kürzlich diskutierten Sie während des VDBUM-Großseminars über Digitalisierung in der Baubranche. Wie ist der aktuelle Stand dieser Entwicklung im eigenen Haus?

Maschke: Wie Digitalisierung und Fachkräftemangel zusammenhängen, zeigen uns neueste Zahlen aus Japan. Dort waren im Jahre 2010 etwa 3,5 Millionen Baufacharbeiter tätig. Aufgrund des demografischen Wandels, so hat man prognostiziert, werden bis zum Jahr 2025 nur noch 2,2 Millionen am Bau tätig sein. Das heißt innerhalb dieses Zeitraums gehen 1,3 Millionen Arbeitsplätze einfach verloren. Da haben wir heute schon als Baumaschinenhersteller reagiert. Komatsu hat bereits Maschinen entwickelt und noch geplant, die teilweise automatisch oder zumindest teilautomatisch arbeiten können, um die Effizienz zu steigern. Den ersten Schritt haben wir zur Bauma 2013 mit der Vorstellung neuer Planierraupen getan. Der nächste Schritt war es, die intelligenten Maschinen, die wir haben, mit dem aktuellen Baustellenprozess zu verknüpfen. In Japan beispielsweise haben etwa 95 Prozent der Baubetriebe bis zu zehn Mitarbeiter. Um effizierter zu arbeiten, möchten diese relativ kleinen Unternehmen in intelligente Maschinen investieren. Darauf hat Komatsu reagiert und den Baumaschinenbetreibern mit „Smart Construction“ angeboten, den gesamten Baustellenprozess zu digitalisieren und nicht nur die einzelnen Maschinen. Neben der Software werden dem Bauunternehmer auch Berater von Komatsu zur Seite gestellt, die das gesamte Bauprojekt im Blick haben. Mit „Smart Construction“ wird seit 2015 in Japan gearbeitet. Bisher wurden damit auf über 4.000 Baustellen die Abläufe visualisiert und digitalisiert.

 

Treffpunkt.Bau: Wie wird „Smart Construction“ in Europa angenommen?

Maschke: Nach den Erfahrung mit „Smart Construction“, die wir als Baumaschinenhersteller in Japan gesammelt haben, werden wir demnächst in Europa auf ausgewählten Märkten – zu denen natürlich auch Deutschland gehört – mit Pilotprojekten starten. Darauf haben wir bereits in den vergangenen Jahren unsere Vertriebspartner vorbereitet. Das sind Techniker und Vertriebsberater, die – wie in Japan bereits bewährt – den Bauunternehmen auf Wunsch mit Rat und Tat bei der Digitalisierung zur Seite stehen.

 

Treffpunkt.Bau: Wann erfolgt konkret der Startschuss?

Maschke: Wann der Startschuss erfolgt, steht im Moment noch nicht fest. Mit Sicherheit kann ich jedoch bereits heute sagen, dass Komatsu zur kommenden Bauma im April 2019 „intelligente Maschinen“ und damit „Smart Construction“ zum Hauptthema macht. Die Bedeutung für den deutschen Markt ergibt sich unter anderem bei der Umsetzung des Bundesverkehrswegeplans. Bis 2030 stehen 270 Milliarden Euro an Investitionsmitteln zur Verfügung, die in Verkehrsbauprojekte fließen müssen. Außerdem ist ab 2020 – also bereits ein Jahr nach der Bauma – die Nutzung von BIM (Building Information Modeling) für alle Bauunternehmen bei der Vergabe dieser Aufträge verbindlich. Fest steht, Deutschland hat einen enormen Fachkräftemangel zu verzeichnen, aber auch riesige Investitionsvolumina zur Verfügung, die vom Bund bereitgestellt werden. Außerdem hat sich aus den verschiedensten Gründen auch ein Investitionsstau gebildet, der aktuell gar nicht so schnell beseitigt werden kann. Schneller und mehr arbeiten ist bei dem Fachkräftemangel nicht möglich, es kann also nur schlauer und effizienter gearbeitet werden.

 

Treffpunkt.Bau: Der Dieselskandal beschäftigt nach wie vor die Autoindustrie. Erwarten Sie kurzfristig für Baumaschinen den Ersatz der Dieselmotoren durch alternative Antriebe?

Maschke: Mittelfristig sehe ich für Baumaschinen keinen alternativen Ersatz für den Dieselmotor. Im Fokus steht auch weiterhin die Hybridtechnologie. Wir haben bereits über 20 Jahre lang Erfahrung in diesem Bereich gesammelt. Gegenwärtig laufen weltweit über 4.000 Komatsu-Hybridbagger und davon allein 500 in Europa sowie etwa 100 in Deutschland. Unser Hybridbagger in der 36-Tonnen-Klasse, den wir zur Bauma 2016 präsentiert haben, hat sich als der große Renner erwiesen. Diese Technologie wird mittelfristig für uns Hersteller die Alternative in der Antriebstechnik bleiben. Natürlich haben wir die E-Motoren im Blickfeld. Doch da werden künftig andere Branchen sicherlich eine Vorreiterrolle einnehmen.

 

Treffpunkt.Bau: Komatsu ist dafür bekannt, nicht nur zu den Messen mit neuen Maschinen auf den Markt zu kommen. Was können Ihre Kunden 2018 und nicht zuletzt zur Bauma 2019 erwarten?

Maschke: Zur kommenden Bauma 2019 haben wir natürlich wieder ein Füllhorn an neu- und weiterentwickelten Maschinen parat. Doch ist es noch zu früh, darüber etwas zu veröffentlichen. Was wir jedoch jetzt im Frühjahr auf den Markt bringen, darüber kann ich natürlich einiges sagen. Aus Hannover kommen – darüber bin ich besonders stolz – aus unserem Standardprogramm Mobilbagger mit Motoren der Abgasstufe IV. Weiterhin werden wir Mitte des Jahres ein von unseren Kunden lang ersehntes Produkt, den Radlader WA480, auf den Markt bringen. Mit dem Fünf-Kubikmeter-Radlader ergänzen wir unsere Produktpalette. Diese Maschine ist besonders für die Rückverladung als Bindeglied für die Steinbruch-Radlader geeignet.

 

Treffpunkt.Bau: Die Komatsu-Baumaschinenhändler in Deutschland sind gut aufgestellt. Dazu gehören natürlich die entsprechenden Dienstleistungen. Wie unterstützen Sie Ihre Partner dabei?

Maschke: Für uns als Maschinenhersteller ist es besonders wichtig, über ein flächendeckendes After-Sales-Netzwerk zu verfügen. Neben den ganzen Dienstleistungen, die unsere Vertriebspartner anbieten, wie Finanzierung, Vermietung, Miete mit Kaufoption und weiteren Möglichkeiten, ist es für uns als Hersteller besonders wichtig, dass der Endkunde mit seiner Maschine zufrieden ist und das über einen langen Zeitraum. Zu unserem Dienstleistungspaket gehört auch das Komtrax-System, das sich bereits seit 14 Jahren bewährt hat. Komatsu war der erste Hersteller, der dieses Telematiksystem auf dem Markt eingeführt hat. Mittlerweile sind weltweit etwa 500.000 Maschinen damit ausgerüstet – allein in Europa etwa 50.000.  Die Auswertung von Maschinendaten erfolgt vom PC aus. Komtrax optimiert das Flottenmanagement, ermöglicht vorausschauende und präventive Wartungseinsätze und unterstützt die Unternehmen bei der täglichen Arbeit. Ziel ist es, eine optimale Auslastung der Technik zu gewährleisten.

 

 

Text: Rainer Oschütz

Bilder: Rainer Oschütz, Komatsu

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