Auf der Jagd nach dem Löwenanteil

Berlin. „Wir wollen Global Champion der Nutzfahrzeugindustrie werden!” Mit dieser (Kampf-)Ansage eröffnete Stefan Klatt, Head of Corporate Communications and Public Affairs, die MAN IAA Vor­pressekonferenz am 4. Juli in Berlin. Um den Markt zu dominieren, knüpft die Marke mit dem Löwen im Logo ein noch engeres Netz­werk mit ihren starken Schwestern. Scania, Volkswagen Camin­hões e Ônibus in Brasilien und die eigene Digitalmarke RIO bilden zusammen mit MAN die kräftigen Glieder der Firmengruppe, die auch einen neuen Namen bekommen wird: Aus Volkswagen Truck & Bus wird die Traton Group.

Digitalisierung soll nach Ansicht der Konzernstrategen das univer­selle Werkzeug sein, das der Traton Group den Weg an die Spitze des Nutzfahrzeugmarkts bereiten wird. „MAN wandelt sich vom Nutz­fahrzeughersteller hin zum Anbieter intelligenter und nachhaltiger Transportlösungen“, sagte Joachim Drees, CEO MAN, in Berlin und versicherte den geladenen Journalisten, dass MAN als starke Säule der neuen Firmengruppe fit sei für einen harten Wettbewerb, der mit hervorragenden Fahrzeugen alleine nicht zu gewinnen ist. 2016 gründete MAN die Digitalmarke RIO, um die Transportwelt mit ei­ner offenen, cloudbasierten Plattform zu verbinden und damit wirt­schaftlicher sowie ökologischer zu machen. Aufbauend auf dieser Plattform bietet MAN seinen Kunden unter dem Namen „MAN Digital Services“ bereits erste, für MAN-Fahrzeuge maßgeschneiderte digi­tale Lösungen. MAN-Kunden erhalten in Echtzeit und ortsunabhän­gig Einsicht in die Fahrzeugdaten und daraus abgeleitete Analysen sowie auf das konkrete Fahrzeug abgestimmte Handlungsempfeh­lungen. Zur IAA 2018 stellt MAN weitere Services zur Optimierung der Fahrzeuganalyse und des Wartungsmanagements vor. Mit RIO als strategischem Partner profitieren MAN-Kunden so von den digi­talen Fahrzeugdiensten. Gleichzeitig erhalten aber auch die Betrei­ber von Mischflotten eine einheitliche Basis digitaler Logistikdienste für den gesamten Fuhrpark – unabhängig von der Fahrzeugmarke.

 

Hardware Highlights

Trotz Digitalisierung schlägt das MAN-Herz weiterhin mit aller Kraft und voller Leidenschaft für den Fahrzeug- und Motorenbau. Die Au­gen leuchten und die Wangen röten sich, wenn die Produktverant­wortlichen über die Neuentwicklungen sprechen. Im Truckbereich wird MAN auf der IAA 2018 die zuletzt umfangreich aktualisierte TG-Baureihe präsentieren, die mit bewährten Tugenden punkten soll. „Mit hervorragenden, innovativen und zuverlässigen Produk­ten und einem ausgezeichneten Service werden wir dafür Sorge tragen, dass sich unsere Kunden um diese Dinge so wenig Gedan­ken wie möglich machen müssen und sich voll auf ihr eigenes Ge­schäft konzentrieren können. Wie schaffen wir das? Indem wir auf das setzen, was wir am besten können: technologische Entwicklun­gen so einsetzen, dass sie unseren Kunden den maximalen Nutzen bringen“, sagte Klatt dazu im Rahmen der Vorpressekonferenz. Die Antriebsstränge der TG-Baureihe wurden weiter verbessert, um den Kraftstoff noch effizienter zu nutzen und gleichzeitig hohe Leistung sowie Fahrdynamik zu bieten. Bis zu 640 PS leistet der D38-Motor in seiner stärksten Ausführung und erreicht bis zu 3.000 Nm maxima­les Drehmoment. Für Flottenanwendungen ist der vergleichsweise leichte und sparsame D26-Motor optimiert. Ihn gibt es mit 420 bis 500 PS. In Verbindung mit dem „MAN TipMatic“-Getriebe mit indi­viduellen Fahrprogrammen für jeden Einsatzzweck verfügen die schweren MAN-Baureihen TGS und TGX laut Hersteller über hoch-effiziente, sparsame und umweltschonende Antriebsstränge. Im mittleren Lkw-Segment fahren MAN TGL und TGM mit dem Ende 2017 vorgestellten neuen D08-Motor mit Leistungsstufen von 160, 190 und 220 PS in der Vierzylindervariante und mit 250, 290 und 320 PS in der Sechszylinderversion vor. Die neue MAN D08SCR-Mo­torgeneration zeichnet sich durch ihre rein auf SCR-Technologie beruhende Abgasnachbehandlung und einen einfacheren Aufbau aus. Dies erweitert sowohl das Einsatzspektrum, dient der Wartungs­freundlichkeit und stärkt die Zuverlässigkeit. Außerdem konnte MAN nach eigenen Angaben den Verbrauch des neuen Aggregates noch einmal um 5,5 % reduzieren. Die mit der aktuellen D08-Generation eingeführten Funktionen für das „TipMatic“-Getriebe kommen Fahr­komfort und Effizienz bei TGL und TGM zusätzlich zugute.

 

Platooning auf der A9 – und der Landebahn

Als nach eigenen Angaben erster Logistikanbieter weltweit hat DB Schenker gemeinsam mit MAN und der Hochschule Fresenius am 25. Juni 2018 zwei digital vernetzte Lkw in den Praxiseinsatz auf der A9 geschickt. Am 5. Juli konnten sich die nach Berlin gereisten Journalisten dann selbst von der Funktionstüchtigkeit des Systems überzeugen – und zwar buchstäblich von der ersten Reihe aus auf dem Beifahrersitz eines der Schenker-Lkw. Auf einer der jungfräuli­chen Start- und Landebahnen des zukünftigen Berliner Flughafens BER demonstrierte MAN das Platooning in voller Fahrt, inklusive Voll­bremsung. Mit nur 15 m Abstand rauschten die per WLAN-ähnlicher Funkverbindung aneinandergekoppelten Schwergewichte mit Au­tobahntempo über die Piste. Plötzlich flammten die Bremsleuchten der Leadermaschine auf, wir hingen in den Gurten und erkannten schlagartig: MAN kann, was man nicht kann. Praktisch in Echtzeit, sogar nochmals entscheidend schneller als ein sensorgestütztes Abstandssystem reagieren kann, agieren die Systeme des angekop­pelten Fahrzeugs. Seine Elektronik weiß per Datenverbindung exakt, was im Leader-Lkw passiert und kann deshalb blitzartig handeln. „Die Reaktionszeit des Platooning-Systems liegt unterhalb der einer Fadenglühbirne. Unser Lkw bremst also schon, bevor beim Leader die Lichter angehen“, informierte uns der völlig entspannte Fahrer, als wir ohne sein Zutun sicher standen. Nähergekommen waren wir unserem Vordermann durch die provozierte Notsituation übrigens nicht: Als hätte eine unnachgiebige Stahlstange statt einer drahtlo­sen Funkstrecke die beiden MANs voneinander getrennt, betrug der Abstand immer noch die vorgegebenen 15 m. Das Ganze ist jedoch weit mehr als die publikumswirksame Demonstration des technisch Machbaren. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer fördert das Projekt mit 2 Millionen Euro und sagt über das Platooning: „Ein vi­sionäres Forschungsprojekt für unser Digitales Testfeld Autobahn A9. Der Straßengüterverkehr startet damit in seine automatisierte und vernetzte Zukunft. Wir bringen die Technik von morgen auf die Straße von heute, erproben das intelligente Zusammenspiel von Mensch, Maschine und Material. Unsere Chancen: Die Logistikpro­zesse – von der Rampe bis zum Kunden – können noch sicherer, effizienter, umweltfreundlicher werden. Und der Lkw-Fahrer kann zur modernen Logistikfachkraft im Digital-Truck werden.“

 

 

Löwen für den Bau

Effizienz, Vielseitigkeit, Leistung und vor allem auch ihre Langlebig­keit prädestinieren die MAN-Trucks für die Baubranche. Davon ist John-David Schnackenberg, Product Marketing Truck, überzeugt und berichtet im Gespräch mit Peter Hebbeker von Treffpunkt.Bau über die MAN-Highlights der IAA 2018.

 

Welche Neuentwicklungen für die Baubranche wird MAN auf der IAA 2018 zeigen?

John-David Schnackenberg: Wir stellen unsere bewährten Pro­dukte auf der IAA aus, sowohl unsere bekannten Fahrzeuge aus dem Kipperbereich als auch unseren einzigartigen Hydro Drive. Natürlich besitzen alle gezeigten Lkw das neue Effizienzpaket des neuen Modelljahrgangs 2018/19. So wird beispielsweise auch unser seit Jahren bewährter Hydro Drive ständig optimiert und für neue Achskonfigurationen angeboten. Die Zuverlässigkeit dieses zuschaltbaren Vorderradantriebs ist auf einem ausgezeichneten Niveau. Zudem zeichnet sich der Hydro Drive durch seine hervorragende Effizienz aus und er besitzt einen Nutzlastvorteil gegenüber dem permanenten Allradantrieb. Damit ist dieser Antrieb ideal zum Beispiel im Kippsattelbereich, wo die zu­sätzliche Traktion der Vorderräder nur hin und wieder benötigt wird. In Kombination mit dem MAN TipMatic-Getriebe ergibt sich neben höchster Effizienz auch höchster Komfort.

 

Eine Menge Neuheiten werden auf der IAA präsentiert. Auf welchen Gebieten erzielte MAN die größten Entwicklungsschritte?

John-David Schnackenberg: Im Traktionsbereich stehen Effizienz und Zuverlässigkeit an oberster Stelle unserer Entwicklungsarbeit. Wir sind stets im engen Kontakt mit unseren Kunden, kennen ihre Ansprüche und erzielen hier bei jeder Fahrzeuggeneration weitere Fortschritte. Bedeutende Fortschritte gibt es aber auch im Innenbe­reich. Das Ambiente ist bei unseren neuen Fahrzeugen wesentlich komfortabler und angenehmer für den Fahrer. Die größten Entwick­lungsschritte erzielen wir im Bereich Sicherheit mit vielfältigen As­sistenzsystemen wie beispielsweise dem Abstandsregeltempomat ACC und natürlich der zukünftigen Technologie des Platooning. Stichwort hier lautet also teilautomatisiertes Fahren. Aber auch die Elektromobilität hat MAN stark im Fokus, obgleich dieses Thema den Baubereich gegenwärtig nicht so sehr betrifft.

 

Bleiben wir dennoch kurz beim Elektroantrieb. Welche Zukunftsaussichten hat diese Technologie bei MAN?

John-David Schnackenberg: Heute ist es so, dass ein Elektrofahr­zeug in den meisten Fällen nicht die Wirtschaftlichkeit eines Diesel­fahrzeugs erzielt. Aber genau das erwarten wir für die nahe Zukunft. Auch ein Elektrotruck wird im Laufe der vielleicht nächsten fünf Jahre wirtschaftlich einsetzbar sein. Im Moment erarbeiten wir uns zusam­men mit unseren Kunden in zahlreichen Feldversuchen maximalen Input und sammeln intensive Erfahrungen in den verschiedensten Einsatzgebieten. Wir planen, 2021 mit einem zuverlässigen Serien­produkt im Truckbereich auf den Markt zu kommen. Langfristig ist für uns der Elektroantrieb definitiv die Alternative zum Diesel. Unser Ansatz dabei ist, dem Kunden immer die Energiemenge mit an Bord zu geben, die er für seine übliche Tagestour benötigt. Daraus wer­den sich die unterschiedlichsten Energiekonzepte entwickeln.

 

MAN hat den Anspruch, führend zu sein in der Nutzfahrzeugbranche. In welchen Bereichen besonders?

John-David Schnackenberg: Das Gesamtkonzept macht uns ein­zigartig. Die Kundenorientierung nehmen wir sehr, sehr ernst. Wir sind als Full-Range-Anbieter im Truck- und Busbereich in allen Berei­chen auch mit alternativen Antrieben unterwegs. Auch unseren Van, den TGE, gibt es in einer Elektroversion, deren Produktion soeben anläuft. Die ersten Kunden werden bereits beliefert.

 

Eine gewisse Skepsis gegenüber Neuerungen ist im Nutzfahrzeugbereich verbreitet. Wie verbindet MAN Innovation und Nachhaltigkeit?

John-David Schnackenberg: Wir reden mit unseren Kunden, die definitiv noch in der Orientierungsphase sind, besonders was alter­native Antriebe betrifft. Wir beraten uns da durchaus gegenseitig und können viel über die alltäglichen Anforderungsprofile erfahren. Unser Ziel ist es, für unsere Kunden stets das beste Paket zu schnü­ren – welche Anforderungen er auch immer an unser Produkt hat. Bei aller Forschung und Innovation vergessen wir nicht die klassi­schen Werte und Produkte von MAN. So entwickeln wir selbstver­ständlich den Dieselantrieb laufend weiter und unternehmen große Anstrengungen, um die Effizienz und Langlebigkeit unserer Fahr­zeuge immer weiter zu verbessern.

 

Warum lohnt es sich, MAN auf der IAA 2018 zu besuchen?

John-David Schnackenberg: Wir haben natürlich all das dabei, was wir hier im Rahmen der Vorpressekonferenz zeigen, besonders was die alternativen Antriebe über alle Fahrzeugbaureihen angeht. Wir bringen aber auch neue Konzepte und Fahrzeugideen mit. Das wird sehr spannend, denn die neuen Antriebsmöglichkeiten ermög­lichen neue Fahrzeugkonzepte. Auch neue Motoren und Getriebe und vieles Weitere werden wir zeigen. Natürlich haben wir auch einige Highlights in der Hinterhand, die wir an dieser Stelle noch nicht verraten. Die Besucher dürfen eine enorme Menge an interessanten Neuheiten erwarten und wir freu­en uns auf zahlreiche Gespräche.

 

 

Text und Bilder: Peter Hebbeker, MAN

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