Gipfeltreffen mit der Kran-Königsklasse

Pill/Österreich. Tausende Tonnen Material, Maschinen und Verbrauchsgüter schaffen die geländegängigen Lkw von Walter Mauracher aus Pill hinauf zur Baustelle im Hochzillertal auf 2.350 m Höhe. Rund 1.800 Höhenmeter geht es steil bergauf, über enge Serpentinen, immer mit dem nur zentimeterfernen Abgrund im Augenwinkel. Als Krönung wartet der Gipfelanstieg. Die provi­sorisch in den Felsen geschlagene Offroadpiste ist gespickt mit knietiefen Schlaglöchern und fußballgroßen Steinbrocken. Wie durch ein Minenfeld tasten sich die 4×4-Pick-ups der Handwerker vorsichtig Meter für Meter voran und drücken sich flugs an die Felswand, wenn im Rückspiegel eine mächtige Silhouette auf­taucht. Aufgelastet auf bis zu 40 t pflügen die Mauracher 3- und 4-Achser unaufhaltsam durch die dünne Höhenluft und sor­gen im Viertelstundentakt zuverlässig für Nachschub.

Was uns spektakulär anmutet, bedeutet ganz normalen Arbeitsalltag für Walter Mauracher, seine Fahrer und Fahrzeuge. Klar ist aber auch, dass unter solchen Extrembedingungen kein Raum bleibt für Kom­promisse bei Personal und Material. „Das kannst Du nicht lernen, da­für musst Du geboren sein“, sagt Mauracher stolz über seine Fahrer. Die richtig kniffligen Jobs, wenn’s ans Eingemachte geht, übernimmt der Chef sowieso persönlich. Nicht weil er es sonst niemandem zu­traute, sondern weil er es liebt, die Grenzen des Machbaren immer wieder ein Stückchen zu verschieben. Den ausgefahrenen Mittel­weg überlässt Mauracher gerne anderen: „Wir gehen immer einen Schritt weiter und machen das, was andere nicht können“, bringt er das Erfolgsrezept seines Unternehmens auf den Punkt. Maurachers Partner bei diesen Gratwanderungen ist der italienische Kranherstel­ler Effer. Sieben seiner Lkw sind mit den hubstarken Helfern ausge­stattet. Gerade auf abgelegenen Baustellen sind ihre kräftigen, lan­gen Arme unverzichtbar, um teilweise tonnenschweres Material an schwindelerregende Orte und anderen Maschinen unzugängliche Stellen zu heben. Peter Hebbeker aus der Treffpunkt.Bau-Redaktion traf Walter Mauracher auf seiner Gipfelbaustelle, wo momentan vier der Effer Lkw-Krane im Dauereinsatz sind. Auch Reinhard Prantner, Export Area Manager bei Effer, nutzte die Gelegenheit, die Maschi­nen im fordernden Hochgebirgseinsatz zu begutachten.

 

Herr Mauracher, Sie sind gelernter Zimmermann und führen heute Ihr eigenes Transport- und Kranunternehmen. Woher kam die Moti­vation für den Schritt in die Selbstständigkeit?

Walter Mauracher: Als Zimmermann habe ich auf den Baustellen gesehen, was der Markt fordert. Auch durch den damals wachsenden Trend zum Fertigteilhaus stieg der Bedarf an großen, starken Kran-fahrzeugen. Die Technik dieser Maschinen faszinierte mich zudem immer schon – und so entschloss ich mich 1997, ein Unternehmen in dieser Branche zu gründen. Angefangen habe ich als Einzelunternehmer mit einem gebrauch­ten Kranfahrzeug, das ich meinem ehemaligen Arbeitgeber abkauf­te. Die Auftragslage entwickelte sich schnell sehr erfreulich, sodass ich Jahr für Jahr neue Fahrzeuge hinzunehmen und auch Mitarbei­ter einstellen konnte. 2006 gründete ich dann die GmbH. Heute haben wir je nach Saison rund 20 Mitarbeiter und derzeit 14 Lkw. Sieben davon sind reine Zugmaschinen, die anderen sieben haben einen Kranaufbau.

 

Der Erfolg kommt selten von allein. Was zeichnet Ihr Unternehmen aus?

Walter Mauracher: Von Anfang an war mir wichtig, immer auf dem neuesten Stand zu sein. Wenn ich erkenne, dass der Markt etwas Neues verlangt, biete ich diese Leistung an, auch wenn das Inves­titionen erfordert. Mein Anspruch ist, stets schneller als die Mitbe­werber zu sein und den Kunden mehr bieten zu können als andere Transportunternehmen. Wir sind immer bereit, ans Limit zu gehen mit unseren Maschinen und finden eine Lösung, die für den Kun­den optimal ist. Das Risiko richtig einzuschätzen liegt in meiner Ver­antwortung. Dabei helfen mir natürlich meine über zwanzig Jahre Erfahrung in dieser Branche. Ich bin jeden Tag draußen auf den Bau­stellen und sitze selbst hinterm Lkw-Steuer, besonders wenn die La­dung lang und schwer und die Straßen schmal sind. Entscheidend ist ebenfalls, dass ich Fahrer habe, auf die ich mich verlassen kann und die mit den anspruchsvollen Bedingungen gerade hier in den Bergen zurechtkommen. Dafür ist einfach nicht jeder geschaffen.

 

Sieben Kranfahrzeuge haben Sie derzeit im Einsatz. Alle sieben ausgestattet mit einem Effer Kran. Wieso diese Markentreue?

Walter Mauracher: Im Frühjahr habe ich den letzten Kran eines an­deren Herstellers gegen einen von Effer ausgetauscht. Ich war mit den anderen Kranen nicht mehr zufrieden. Zum einen wegen der unzureichenden Betreuung durch den Servicepartner, zum anderen sind die Effer Krane stabiler. Da wir immer im Grenzbereich arbeiten, spielen Leistung, Haltbarkeit und Zuverlässigkeit natürlich eine ent­scheidende Rolle. Den stärksten Kran in einem bestimmten Segment zu haben gibt mir Wettbewerbsvorteile, die ich konsequent nutze.

 

Das Flaggschiff in Ihrem Fuhrpark ist ein 5-Achser mit einem gewaltigen Effer 2655 Kran. Derart große Lkw-Krane sind selten in unseren Breiten. Wozu nutzen Sie den Riesen?

Walter Mauracher: Damals bin ich ins Effer Werk gefahren und wollte eigentlich einen Kran der 200er Serie kaufen, also größen­mäßig eher Mittelklasse statt Königsklasse. Vor Ort habe ich den 2655er gesehen und der sollte es dann einfach sein. Es ist eine be­eindruckende Maschine mit ungeheurer Kraft. Das faszinierte mich sofort und ich ‚musste‘ ihn haben. Zugegebenermaßen war das da­mals weit mehr eine Entscheidung aus Leidenschaft als aus kühlem unternehmerischen Kalkül. Den Kaufvertrag habe ich sofort unter­schrieben. Die Investition war natürlich riskant. Bei so einem gro­ßen Kran wird die Auslastung nie 100-prozentig sein. Aber der Effer 2655 passt perfekt in mein Konzept, den Kunden mehr zu bieten als andere. Zudem ist der Kran ebenso mobil und flexibel einsetz­bar wie die kleineren. Er kann also auch immer dann einspringen, wenn meine anderen Fahrzeuge bereits ausgebucht sind. Ebenfalls für den 2655 spricht, dass die Gebäude immer noch größer werden und die Bauplätze, besonders hier bei uns in der bergigen Inn- und Zillertal Region, häufig kaum zugänglich sind. Schwere Lasten über große Distanzen heben zu können, oftmals über andere Gebäude hinweg, sorgt dann bei uns für volle Auftragsbücher.

 

Ist an Ihrem Effer 2655 Aufbau alles Standard?

Walter Mauracher (schmunzelt): Nein, das war eine schwere Ge­burt. Die Firma Otto Wohlgenannt, die alle unsere Lkw-Krane auf­gebaut hat, war stark gefordert, um die Ansprüche zu erfüllen. An erster Stelle kam für mich eine überragende Standfestigkeit des Fahrzeugs. Das umzusetzen ist Wohlgenannt perfekt gelungen. Ich wage zu behaupten, dass unser Fahrzeug das standsicherste in die­ser Klasse ist. Der Rahmen des Lkw ist durch die massive Verstärkung mit hochfesten Stählen absolut verwindungssteif. Aufgrund dieser Maßnahmen ist unser Effer 2655 der einzige, der rundum, also auch über der Kabine, die maximale Last heben kann.

 

Herr Prantner, wie wir gerade gehört haben, stellen die Kunden großer Krane auch hohe Anforderungen. Wie pflegt Effer generell die Kundenbeziehung?

Reinhard Prantner: Da Effer keine Filialen unterhält, ist die Bezie­hung unserer Kunden zu den lokalen Effer Partnern bzw. zu den Effer Mitarbeitern im Werk mitunter wesentlich enger. Zusammen pflegen wir die Kundenkontakte intensiv, organisieren Kundenbesu­che und gemeinsam mit unseren Effer Partnern sind wir immer vor Ort, wenn wir gebraucht werden. Für Effer ist es sehr wichtig, in den verschiedenen Regionen leistungsfähige Aufbaupartner zu haben. Diese Servicepartner vor Ort sind die zuverlässigen Ansprechpart­ner für unsere Kunden im Tagesgeschäft, wenn es um Wartung und Reparatur geht.

 

Bleiben wir beim Thema Wartung und Reparatur. Was unternimmt Effer, um Stillstandszeiten zu minimieren?

Reinhard Prantner: Effer bietet mit RACE (Remote Assistance Con­trol Effer) ein echtes Fernwartungssystem. Das System kann nicht nur den Fehlerspeicher eines Krans auslesen und über das Mobil­funknetz übertragen, sondern es erlaubt den direkten Eingriff in die Steuerung aus der Ferne. Zahlreiche, besonders elektronische Pro­bleme können so von einem Techniker per Fernwartung analysiert und oftmals sogar behoben werden. Gerade bei Einsätzen wie hier im Hochgebirge kann RACE also viel Zeit und Geld sparen, wenn der Kran nicht in die Werkstatt beziehungsweise der Techniker nicht auf die Baustelle muss. Unsere Progress 2.0-Elektronik läuft zudem sehr stabil, wie uns die Kunden bestätigen.

 

Noch ein Ausblick auf die kommenden Messen. Was wird Effer auf der IAA Nutzfahrzeuge zeigen und gibt es Pläne für die Bauma?

Reinhard Prantner: Zur Bauma kann ich zum heutigen Zeitpunkt noch nichts Konkretes sagen. Auf der IAA in Hannover werden wir als Messe-Weltpremiere unseren neuen Großkran Effer 2255 vor­stellen. Dabei verfolgt Effer das Konzept, die Krane nicht solitär zu präsentieren, sondern immer in Verbindung mit einem passenden Fahrzeugkonzept. Wir werden unseren Kunden also optimale Komplettlösungen für verschiedene Einsatzgebiete vorstellen. Die praktische Anwendung, vor allem bei Großkranen, stellen wir in den Fokus. Daraus ergibt sich ein größerer Kundennutzen als die bloße Aufreihung verschie­dener Krane, die auf dem Boden stehen. Das erfüllt nicht unseren Anspruch, das könnte ich auch im Katalog zeigen.

 

 

Text und Bilder: Peter Hebbeker, Mauracher

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