Palfinger – Die Mehrwert-Meister

Elsbethen-Glasenbach. Smart Control heißt die neue Kranspitzensteuerung von Palfinger, die nicht weniger als eine Revolution verspricht. Keine spleenige Spielkonsole, sondern eine intuitive 3D-Steuerung mit handfesten Vorteilen soll sie sein. Die Palfinger-Verantwortlichen sind so überzeugt vom Nutzen, dass sie Smart Control als zukünftigen Standard der Kransteuerung betrachten. In die Sackgasse hingegen führt Digitalisierung als Selbstzweck oder missbraucht als Zugpferd einer lahmenden Marketingstrategie. „Das Gesamtkonzept muss passen und dem Kunden echten Mehrwert bringen. Mit Smart Control macht Palfinger Kranfahren unerreicht einfach und effizient. Die Lernphase für Berufseinsteiger verkürzt sich dramatisch von einigen Monaten auf wenige Tage“, sagt Stefan Oberleitner, Geschäftsführer der Epsilon Kran GmbH, die zum Palfinger-Konzern gehört. Im persönlichen Gespräch mit Peter Hebbeker aus der Treffpunkt.Bau-Redaktion erläutert er, warum Palfinger-Krane die Mehrwert-Meister von heute und morgen sind.

 

Palfinger beansprucht für sich, spitze zu sein hinsichtlich Leichtbau und Nutzlast, sagt aber auch, dass diese klassischen Tugenden weitgehend ausgereizt sind. Machen heute die Fortschritte im Elektronikbereich den großen Unterschied?

Stefan Oberleitner: Wir begreifen die Digitalisierung als Chance. Fortschritte in diesem Bereich erfordern jedoch ebenfalls Entwicklungsschritte bei der Hardware. Wenn wir die elektronischen Systeme nicht konsequent in die Kranhardware integrieren, bleibt es bei einer kompromissbehafteten Bastellösung. Das ist nicht der Anspruch von Palfinger. Für uns beginnt das Spiel tatsächlich wieder bei null. Mit Smart Control starten wir in eine neue Ära der Kransteuerung. Für diesen Technologiesprung denken wir unsere Hard- und Software komplett neu. Aufbauend auf den klassischen Tugenden von Palfinger in den Bereichen Stahlbau und Hydraulik, entwickeln wir unsere Krane konsequent weiter. Weltmeister in Hebelösungen wollen wir auch weiterhin sein. Führend zu sein bei Leichtbau und Nutzlast, wird für diesen hochgesteckten Anspruch in Zukunft aber nicht mehr ausreichen. Intelligente Systeme mit smarten Funktionen gewinnen zunehmend an Gewicht bei der Kaufentscheidung. Mit Smart Control setzt sich Palfinger technologisch an die Spitze dieser Entwicklung und bietet eine 3D-Kransteuerung an, die den Kunden Tag für Tag mess- und fühlbaren Mehrwert bringt.

 

Sie sagen, dass Smart Control erst den Beginn der Reise in eine neue Ära der Kransteuerung markiert. Wo sehen Sie das Ziel dieser Entwicklung?

Stefan Oberleitner: Ein technisches Ziel ist ganz klar das autonome Heben und Laden. Bis dahin ist es jedoch ein weiter Weg, dessen einzelne Etappen heute noch niemand in Gänze überblicken kann. Der erste wichtige Schritt hin zur autonomen Maschine ist eine umfangreiche Sensorik. Damit haben wir bereits begonnen und statten unsere Krane mit solchen Überwachungssystemen aus. Ebenso wichtig wie die Technologie ist das Verständnis für die Anforderungen unserer Kunden an die Krane. Unser Ziel ist es, dem Kunden ein Rundum-sorglos-Paket von der Finanzierung über Abrechnungsmodelle bis hin zur Wartung anzubieten. Der Kran soll arbeiten und Geld verdienen, um den Rest kümmern wir uns.

 

Bleiben wir im Hier und Heute. Welchen konkreten Nutzen bietet Smart Control dem Kunden?

Stefan Oberleitner: Palfinger bietet seinen Kunden stets zeitgemäße Produkte an. Heute stehen viele Unternehmer vor dem Problem, keinen ausgebildeten Kranfahrernachwuchs zu finden. Smart Control vereinfacht die Kranbedienung erheblich. Der ungelernte Anwender startet mit einer flachen Anlaufkurve, hat schnelle Erfolgserlebnisse und macht hoch motiviert rasche Fortschritte. Wir verkaufen dem Kunden keine ‚Digitalisierung‘. Das interessiert ihn nicht. Er will eine Kransteuerung, die so intuitiv funktioniert, dass jeder Lkw-Fahrer auch den Ladekran bedienen kann. Und genau das bietet die Palfinger Smart Control. Den Beweis, dass Smart Control tatsächlich so einfach und spielerisch zu bedienen ist, treten wir gerne an. Auf Messen, wie zum Beispiel auf der Interforst, bitten wir bewusst auch Fahrerfrauen und Jugendliche, sich auf unsere Vorführmodelle zu setzen und loszulegen. Besonders für ‚alte Hasen‘ ist es verblüffend, wie schnell völlig Unerfahrene den Kran in den Griff bekommen. Schildern lässt sich das gar nicht, ich kann nur jedem empfehlen, Smart Control einmal live zu testen. Es liegen Welten zwischen der klassischen Kransteuerung mit zwei Hebeln und zwei Pedalen, wo der Fahrer jede einzelne Bewegung bewusst auslösen, stoppen und aufeinander abstimmen muss, und der Smart Control. Hier steuert der Fahrer einfach die Kranspitze Richtung Ziel. Die komplexe Koordination der einzelnen Kranarme übernimmt die Elektronik. Smart Control übersetzt die gesteuerte Richtung in einzelne Zylinderbewegungen. Das ist nicht nur viel einfacher für den Anwender, sondern auch deutlich schneller – bis zu 15 % Zeitersparnis haben wir bei Vergleichstests ermittelt. Ebenfalls wichtig: Das Arbeiten mit Smart Control ist wesentlich ermüdungsfreier als das mental fordernde klassische Kranfahren. Davon profitieren der Fahrer, die Arbeitssicherheit und natürlich auch der Unternehmer, dessen Mitarbeiter ihren Job motivierter, schneller und konzentrierter erledigen können. Hier stiftet Smart Control echten Mehrwert für alle Beteiligten.

 

Wird sich Smart Control als neuer Standard bei der Kransteuerung etablieren?

Stefan Oberleitner: Ja, davon bin ich absolut überzeugt. Werfen wir einen Blick auf die Automobilbranche, sehen wir eine ganze Reihe von Innovationen, die zunächst der Oberklasse vorbehalten waren, es dann aber aufgrund ihres großen Nutzens zur massenhaften Verbreitung gebracht haben. Jedem bekannte Beispiele sind das Automatikgetriebe, Navigationsgeräte oder aktuell die Fahrsicherheitssysteme wie Brems- und Spurhalteassistenten. Wegen ihrer Vorteile haben sich diese Technologien auf breiter Basis durchgesetzt. Das erwarten wir auch für die Palfinger Smart Control. Es gibt schlicht keinen Grund, warum ein Ladekran kompliziert rein manuell gesteuert werden sollte, wenn ein Algorithmus die Berechnung der einzelnen Bewegungen zuverlässig und zugleich schneller durchführen kann und damit den Fahrer erheblich entlastet. Für Kunden, die das wünschen, werden wir aber selbstverständlich auch weiterhin unsere Krane mit klassischer Steuerung anbieten.

 

Elektronik ist ein Bereich mit rasanter Entwicklungsgeschwindigkeit und entsprechend kurzen Produktzyklen. Besteht die Gefahr eines Zielkonflikts mit zentralen Eigenschaften wie Zuverlässigkeit und Langlebigkeit?

Stefan Oberleitner: Wir erfüllen selbstverständlich auch im Elektronikbereich die höchsten Sicherheitsstandards und verwenden ausschließlich geprüfte und bewährte Systeme. Für unsere Anwendungen ist nicht die beste Rechenleistung, sondern die höchste Zuverlässigkeit entscheidend. Diese Eigenschaft veraltet nicht. Da wir keine extreme Prozessorleistung für die Smart Control benötigen, können wir auf Rechentechnik zurückgreifen, die erwiesenermaßen stabil läuft, und das über lange Zeiträume hinweg auch unter rauen Bedingungen. Diese Erfahrungen besitzen wir im Bereich Sensorik seit vielen Jahren und können unseren Kunden auch im Bereich Elektronik die von Palfinger gewohnte Zuverlässigkeit garantieren. Auch unsere Servicepartner, die flächendeckend den Kontakt zum Kunden halten, nehmen wir mit auf diesem Weg. Mit laufenden Schulungen stellen wir sicher, dass jeder Palfinger Servicebetrieb die neuen elektronischen Systeme warten und im Bedarfsfall reparieren kann.

 

Palfinger auf der bauma – wird Smart Control das alles beherrschende Thema des Messeauftritts sein?

Stefan Oberleitner: Palfinger ist seit jeher Innovationstreiber im Bereich der Hebe-Lösungen. Auf der bauma werden wir dementsprechend die aktuellsten Entwicklungen und Innovationen im Bereich Digitalisierung und Service präsentieren und zeigen, wie viel digitale Zukunft bereits heute in den High-Tech-Lösungen von Palfinger verpackt ist. Auf der bauma präsentieren wir den nächsten Entwicklungsschritt von Smart Control: die Adaption der neuen Steuerung auf Ladekrane für den Baubereich – die Smart Boom Control. Zudem zeigen wir selbstverständlich auch Neuheiten und Weiterentwicklungen in den anderen Sparten des Palfinger Produktprogramms. Für die Baubranche besonders interessant sind sicherlich unsere Neuerungen bei den Abrollkippern und den Hubarbeitsbühnen.

 

Smart Control kompakt erklärt

Die neue Kranspitzensteuerung Smart Control macht das Kranfahren einfacher, intuitiver und deutlich schneller. Der Kranfahrer muss nicht wie bisher jeden Zylinder einzeln steuern. Dank der elektronischen Unterstützung kann sich der Fahrer lediglich auf die Kranspitze konzentrieren. Zudem werden durch die Smart Control die physikalischen Grenzen des Krans in jeder Situation optimal ausgeschöpft, indem die wichtigsten Bewegungsparameter in jeder Position ideal aufeinander abgestimmt werden. Die Kranarbeit wird somit noch effizienter und die Kranfahrer sind am Ende des Tages weniger erschöpft. Dies sorgt für eine allgemeine Entlastung der Fahrer, trägt zur Unfallvermeidung bei und hilft dabei, die Schulungsphase am Kran deutlich zu verkürzen. Zudem verfügt die Smart Control laut Palfinger als einziges System am Markt über eine adaptive Greiferspitzensteuerung. Dabei wird beim Heben von Gegenständen am Boden der Greifer automatisch mit angehoben, sodass er den Boden beim Schließen nicht berührt. Dies sorgt für weniger Flurschäden und verringert zudem Beschädigungen der Lkw-Ladefläche. Darüber hinaus wird durch die integrierte elektronische Endlagendämpfung auch der Verschleiß von Hauptkomponenten nochmals deutlich reduziert.

 

FN.826/9

 

Text: Peter Hebbeker

Bilder: Peter Hebbeker, Epsilon

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