Ulm. Heiß und heißer geht es her auf Deutschlands Sommerbaustellen. Wenn 30° C und mehr vom wolkenlosen Himmel hämmern, hat das mit angenehmem Arbeitsklima nichts mehr zu tun. Wer jetzt im Freien oder in nicht klimatisierten Gebäuden körperlich arbeitet, braucht Kühlung – sonst leiden Leistung und Konzentration, vom Wohlbefinden ganz zu schweigen. Abhilfe verspricht die E.Cooline Kollektion von Pervormance International: Kleidung für den Bau, die aktiv kühlt, und zwar nur mit reinem Wasser, ohne lästige Schläuche, ohne nervige Pumpen oder Ventilatoren, einfach ohne alles, was bei der Arbeit stören würde.
E.Cooline ist der Markenname für Kühlfunktionstextilien, die allein mit der Verdunstungskälte von purem Wasser arbeiten. Ein einzigartiges High-Tech-Vlies, das polsterartig in die Kleidung eingearbeitet ist, nimmt in Sekundenschnelle das kühlende Nass auf. Eine Weste beispielsweise kann je nach Konfektionsgröße 600 – 1.000 ml Wasser speichern. Wenn die verdunsten, entsteht eine Kühlleistung von bis zu 660 W/h, und das ohne Wasser nachzuladen mehrere Stunden lang. Der Clou dabei: Die Oberfläche der Kleidung bleibt trocken. Kein einziger Tropfen lässt sich aus dem Vlies wringen. Ausprobiert haben wir das im Selbstversuch im Rahmen unseres Besuchs bei Gabriele Renner, Geschäftsführerin von Pervormance International, die zusammen mit ihrer Schwester Sabine Stein E.Cooline entwickelt hat und nun erfolgreich vertreibt.
Woher kam der Geistesblitz, der zur Entwicklung von E.Cooline führte?
Gabriele Renner: Wir kommen aus dem medizinisch-pharmazeutischen Bereich. Meine Schwester Sabine Stein ist Sportwissenschaftlerin, ich bin Apothekerin. Wir betreiben auch eine Beratungsfirma und wurden über ein Projekt auf Kühlkleidung aufmerksam. Aus der Projektarbeit ist 2011 Pervormance International entstanden. Seitdem kümmern wir uns intensiv um das Thema Kühltextilien. Wir sind in diesem Umfeld die einzige deutsche Firma – aus gutem Grund, denke ich. Einfach ist es nämlich nicht, Kühlung in Textilien zu bringen. Kühlen braucht enorm viel Energie, heizen wäre viel simpler. Daniel-Düsentrieb-Lösungen mit wirren Schläuchen, Kabeln, Batterien, Pumpen oder sonstigen technischen Gimmicks kamen für uns nicht infrage. Das ist für den Träger bestenfalls nervig und schlimmstenfalls gefährlich, wenn er beispielsweise irgendwo hängen bleibt oder sich stößt. Unsere E.Cooline Textilien tragen sich wie normale Kleidung, allerdings mit dem großen Vorteil, ihren Träger angenehm zu kühlen.
2011 starteten Sie mit Pervormance International. Wo steht Ihr Unternehmen heute?
Gabriele Renner: Wir sind ein klassisches Familienunternehmen. Neben meiner Schwester und mir ist auch unser Bruder noch Gesellschafter. Mit zehn Angestellten managen wir die Organisation und steuern die Produktion und die Logistik. Die Fertigung und den Vertrieb übernehmen verschiedene hochspezialisierte Firmen, die aber alle in Deutschland ansässig sind. Wir glauben an den Qualitätsvorsprung von Made in Germany und schätzen es, unsere Partner in der Nähe zu haben. Unsere schlanke Organisation erweist sich als sehr schlagkräftig. Wir setzen dabei konsequent auf moderne IT und sind stolz, wie schnell und zielgerichtet wir auf Anfragen reagieren können. Uns liegt ebenfalls sehr am Herzen, dass unser Unternehmen seit 2013 klimaneutral arbeitet. Wir fänden es widersinnig, mit zusätzlicher CO2-Produktion die Erdaufheizung anzukurbeln und dann Kühlkleidung zu verkaufen. Wir unterstützen darüber hinaus ein Waldschutzprojekt auf Papua-Neuguinea. Außerdem verwenden wir, wo immer möglich, Recyclingfasern und betreiben intensives Upcycling zur Schonung wertvoller Rohstoffe.
Ein wasserspeichernder Vlies-Stoff ist das Besondere an E.Cooline Textilien. Ist die Herstellung aufwendig?
Gabriele Renner: Ja, aufwendig und knifflig. Wir haben lange getüftelt, bis E.Cooline so perfekt funktionierte wie das aktuelle Produkt. Das Vlies allein hat nicht die gewünschten hervorragenden Eigenschaften. Erst in Verbindung mit dem speziellen Obermaterial und komplexen Fertigungsmethoden entwickelt das Vlies seine Leistungsfähigkeit. Ein großer Vorteil ist auch, wie leicht unsere E.Cooline Textilien sind. Wenn sie nicht aktiviert sind, so nennen wir das Aufladen mit Wasser, ist die Kleidung kaum auf der Haut zu spüren. Zum vernachlässigbaren Eigengewicht kommen dann beispielsweise bei der Kühlweste ca. 600 g Wasser hinzu, die über mehrere Stunden verdunsten und kühlen. Über die Wassermenge steuert der Träger die Kühldauer. Wer mehr Kühlung braucht als eine Weste oder ein Shirt liefern kann, kombiniert es mit einer E.Cooline Kopfbedeckung, Armkühlung oder Beinkühlung. Wie wichtig Kühlung für die Gesundheit ist, betont auch die BG Bau und fördert die Anschaffung von E.Cooline Kühlwesten mit bis zu 50 %.
Wie stark ist die Kühlwirkung von E.Cooline?
Gabriele Renner: Wir arbeiten ja mit der Verdunstungskälte von Wasser. Unsere Westen können bis zu 1 Liter Wasser speichern und dieser Liter erzeugt beim Verdunsten die genannten 660 W/h Kühlleistung. Was uns zugutekommt, ist die große dreidimensionale Oberfläche des in der Kleidung verarbeiteten Vlies-Stoffes. Das Wasser verdunstet praktisch Molekül für Molekül. Dieser Effekt sorgt für eine bestmögliche Kühlleistung durch Verdunstung. Die 660 W/h in eine konkrete Temperaturdifferenz zwischen Innen- und Außenseite der Kleidung umzurechnen ist schwierig, da viele Parameter den Wert beeinflussen. Unsere Analysen mit Wärmebildkameras visualisieren jedoch deutlich den Kühleffekt. Wichtig zur Kühlung des Körpers ist ein Temperaturunterschied zwischen Körperkern und Hautoberfläche, die ohne Belastung normalerweise 30 Grad warm ist. Bei direkter Sonneneinstrahlung kann die Haut jedoch sogar wärmer werden als die 37 Grad Körperkerntemperatur und kann dann keine Wärme mehr abführen. Wir würden gefährlich überhitzen. Praxistests haben bewiesen, dass E.Cooline Kleidung die Körpertemperatur selbst bei Arbeitseinsätzen in sommerlicher Mittagshitze auf Normalniveau stabilisieren kann. Das sorgt für Wohlbefinden und bestmögliche Leistung sowie Konzentration und reduziert somit auch die Unfallgefahr. Ohne zusätzliche Kühlung muss der Körper bis zu 70 % seiner Leistungsreserven in den Temperaturhaushalt investieren. Schwitzen ist also extrem anstrengend und diese Energie fehlt uns für die Arbeit. Die negativen Folgen der ungesunden Belastung des Organismus‘ wirken in Form starker Erschöpfung über den Arbeitstag hinaus.
Wie robust und pflegeleicht ist E.Cooline Kleidung?
Gabriele Renner: Ihre Robustheit hat E.Cooline mit Bravour bewiesen – zu unseren ersten Kunden zählten Feuerwehren, Stahlwerke und Gießereien. Seit längerem statten große Bauunternehmen wie Züblin, Strabag oder Noller Bau ihre Mitarbeiter mit E.Cooline Kühltextilien aus. Die Beanspruchung der Kleidung ist enorm, aber dafür ist sie gemacht. Der große Vorteil von E.Cooline ist, dass unsere Kleidung ganz normal waschbar ist, auch Maschinenwäsche ist kein Problem und sie ist sogar Industriewäsche tauglich.
Text: Dieter Arl & Peter Hebbeker
Bilder: Pervormance International