Liebherr – Liebherr zeigt die Zukunft

Cleveres Computer-Köpfchen statt massenhaft mechanischer Knöpfchen könnte man das Konzept kolportieren, das hinter INTUSI steckt. INTUSI steht für intuitives User Interface und soll die Kommunikation zwischen Bediener, Baumaschine und Internet of Things managen. Damit ist INTUSI ein entscheidender, seit der bauma bereits greifbarer Fortschritt in Richtung „Baustelle der Zukunft“, die sich Liebherr schneller, sicherer, effizienter und auch möglichst klimaneutral vorstellt. Digitalisierung, Vernetzung, Maschinenautomation und Elektrifizierung sind die Bausteine, die aus Liebherrs Vision Wirklichkeit werden lassen sollen. Nochmals gewachsene Manpower und wirtschaftliche Schubkraft satt stehen dem Konzern zur Verfügung, um an all diesen Fronten voranzumarschieren und das technologische Neuland nach eigenen Vorstellungen zu gestalten.

Dicke schwarze Zahlen, teils noch getarnte Prototypen sowie einmalige Einblicke in die Entwicklung gewährte die diesjährige Informationsfahrt für die internationale Presse, die 35 Journalisten an den Liebherr Stammsitz in Kirchdorf an der Iller und ins Werk Nenzing (Österreich) führte.

 

Erneuter Rekordumsatz und weitere Standorte

„Nach dem Erfolgsjahr 2018 mit unserem bisher höchsten Umsatz von 10,5 Milliarden Euro erwarten wir eine Fortsetzung dieses Wachstums in 2019. Wenn wir das erste Halbjahr 2019 betrachten, liegt unser Umsatz bei über 5,7 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Umsatz im ersten Halbjahr 2018 mit 5 Milliarden Euro entspricht dies einer Steigerung von 12,4 %.“ Mit diesem vor Nullen und Finanzkraft strotzenden Paukenschlag eröffnete Andreas Böhm, Vorstandsmitglied der Liebherr-International AG, die Pressekonferenz und stimmte sein Auditorium auf den Kurs von Liebherr ein: „Hier bei Liebherr streben wir danach, Branchenführer zu sein und den technologischen Fortschritt voranzutreiben.“ Damit es nicht bei Worten bleibt, unternimmt und investiert der Konzern eine Menge. Neben Amerika, dem aktuell vitalsten Wachstumsmarkt von Liebherr, gewinnt dabei China weiterhin an Wichtigkeit. Liebherr verzeichnet dort eine steigende Nachfrage nach Qualität und Nachhaltigkeit. „Zwei Werte, die für unsere Gruppe von zentraler Bedeutung sind“, so Böhm. Die neu gegründete Liebherr-Transportation Systems (China) Co., Ltd. entwickelt, fertigt und wartet Komponenten und Systeme für das Transportgeschäft von Liebherr in China – dem größten Bahntransportmarkt der Welt. Das neue Unternehmen produziert auch umweltfreundliche Flugzeug-Klimaanlagen, elektrohydraulische Betätigungssysteme und leistungsstarke Kühltechnologien. Neu eröffnet in der Sparte Verzahntechnik und Automationssysteme hat Liebherr ein Fertigungswerk zum Fräsen und Schleifen von Zahnrädern in Yongchuan. Ebenfalls neu ist die Kooperation zwischen Liebherr-Components und der Shanghai Diesel Engine Co., Ltd. Einem Tochterunternehmen des größten Fahrzeug- und Komponentenherstellers des Landes, der SAIC Motor Corporation Limited. Aber auch auf dem heimischen Markt investiert Liebherr in Produktionswerke und in das Vertriebs- und Servicenetz. 20 Millionen Euro flossen beispielsweise in eine neue Niederlassung im Hamburger Hafen. Das neue Vertriebs- und Service-Center erstreckt sich über ein 44.000 m² großes Gelände im Kuhwerder Hafen und ist zuständig für die Betreuung von Hafenmobilkranen, Schiffskranen, Offshore-Kranen sowie Baumaschinen aus den Produktbereichen der Seilbagger, Raupenkrane und Spezialtiefbaugeräte. Neben neuen Standorten sind die Mitarbeiterzahlen ein weiterer handfester Indikator für das weltweite Wachstum von Liebherr. Bereits 2018 engagierte das Unternehmen 3.000 zusätzliche Beschäftigte, bis Ende 2019 sind nochmals mindestens ebenso viele Neueinstellungen geplant. Damit wird die rund um den Globus angesiedelte Liebherr-Großfamilie auf über 49.000 Mitglieder anwachsen.

 

Vom Baumaschinenhersteller zum Systemanbieter

„Die Baustelle der Zukunft ist digital. Als Vorreiter in der Baumaschinentechnologie hat Liebherr sich von einem Maschinenhersteller zu einem Systemanbieter für digitale Services und Lösungen weiterentwickelt, die weit über die Maschinen selbst hinausgehen“, fasst Böhm den Transformationsprozess zusammen. Auf den Weg zur Baustelle 4.0 will Liebherr alle Kunden mitnehmen und wirbt mit vielversprechenden Vorteilen für die eigenen digitalen Lösungen. Zulegen sollen die Leistungsstärke, Zuverlässigkeit, Sicherheit und Umweltfreundlichkeit der Maschinen. Zudem will Liebherr die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, um vor- und nachgelagerte Prozesse auf der Baustelle zu optimieren und komplexe Projekte besser zu planen. Die Digitalisierung ist bei Liebherr keinesfalls nur Zukunftsmusik, eine Reihe digitaler Systeme sind bereits verfügbar oder im Zielspurt auf dem Weg zur Serienreife. Bereits im Einsatz sind digitale Systeme zur Zustandsüberwachung einzelner Komponenten sowie von Gesamtsystemen zur Optimierung der Maschineneffizienz und Maximierung der Laufzeit. Ebenfalls schon in der Praxis bewährt hat sich eine Vielzahl an neuen, intelligenten Assistenzsystemen zur Steigerung des Komforts und der Sicherheit im täglichen Gebrauch. Vorläufiger Gipfel dieser Entwicklungen ist das bereits genannte adaptive Bedienkonzept INTUSI, das die Segnungen der digitalen Systeme zusammenführt und sowohl mit dem Fahrer kommuniziert als sich auch mit den anderen Maschinen und Systemen der digitalen Baustelle vernetzt.

 

Großer Einstieg in die Elektrifizierung

Wo andere Minibagger, Kompaktlader oder gar Schubkarren elektrifizieren, prescht Liebherr voran, überspringt nicht nur die kleinen, sondern auch die mittleren Maschinenklassen und stellt mit dem LB 16 unplugged ein elektrisches 55-t-Großgerät auf die Ketten. Und deren Knarren beim Rangieren, das Wispern der Lüfter und das unaufdringliche Summen der Hydraulik ist auch schon alles, was das weltweit erste akkubetriebene Drehbohrgerät lokal emittiert. Abgase, Dieselbrummen und auch Motorvibrationen gibt es nicht. Allein das begeistert Bediener, Entwickler, Städteplaner und jeden Passanten gleichermaßen. Ein Akku mit einer Kapazität von 720 kWh, vergleichbar viel wie sieben Tesla Sportwagen zusammen, spendet dem 265 kW starken LB 16 unplugged Energie für eine volle 10-Stunden- Schicht. Dabei liefert der E-Motor nach Aussagen der Anwender spürbar mehr Leistung an den Drehantrieb als der 180-kW-Diesel des konventionellen LB 16. Das nach dem Arbeitstag fällige Aufladen mit 380-V-Starkstrom aus einer 64-A-Leitung dauert wiederum 10-12 Stunden. Schon in 7 Stunden wieder voll ist der Akkupack, wenn er mit ebenfalls möglichen 125 A Ladestrom versorgt wird. All das sind Werte, die bereits in der Praxis verifiziert wurden. Drei Monate harten Baustelleneinsatz beim Kunden und rund 1.500 Betriebsstunden unter realen Bedingungen hat der Prototyp bereits auf seinem Batterie-bestückten Buckel. Unverhohlen stolz präsentieren die strategischen und konstruktiven Väter im österreichischen Werk Nenzing ihre mutige E-Entwicklung, die schon mit schierer Größe, Kraft und Kostenpunkt ein Ausrufezeichen hinter die Ernsthaftigkeit der Elektrifizierungsstrategie von Liebherr setzt. „Das Bekenntnis zu Innovation und Verantwortung bildet zwei von sechs Grundwerten der Firmengruppe Liebherr. Dieser Hintergrund in Verbindung mit Kreativität, Mut, Expertise, Neugier und Leidenschaft ergibt einen guten Nährboden auch für radikalere Entwicklungen. Die Realisierung des LB 16 unplugged genau jetzt, in diesem Jahr, hat disruptives Potenzial“, so Holger Streitz, Geschäftsführer Technik Baumaschinen Liebherr-Werk Nenzing. Für ihn und sein Entwicklerteam war es essentiell, nicht bei theoretischen Ankündigungen stehen zu bleiben, sondern den Kunden eine echte, funktionierende E-Maschine zum Selbsttesten auf die Baustelle zu stellen. Die unter realen Bedingungen gewonnenen Daten und Erkenntnisse sind das wertvolle Gut, das nun in die weitere Optimierung des Antriebskonzepts fließt.

 

Hilfe bei der Baustellenplanung

„Wir unterstützen unsere Kunden nicht nur mit dem passenden physischen Produkt, sondern sehen uns als ganzheitlicher Lösungspartner: Dazu gehören auch digitale Lösungen für das gesamte Bauprojekt. Die Bedürfnisse des Kunden stehen für uns dabei im Mittelpunkt und wir begleiten ihn angefangen von der Planung der Baustelle über die Durchführung bis hin zur Auswertung von Maschinen- und Prozessdaten“, so Streitz und nennt als prominentes Beispiel den Crane Planner 2.0, dessen Vorgängerversion er selbst mitentwickelt hat. Die Version 2.0 ist eine moderne Planungssoftware für Schwerlasthübe und kombiniert höchst detaillierte, interaktive 3D-Modelle mit allen relevanten Planungsdaten, basierend auf der Lastmomentbegrenzung der entsprechenden Maschine. Diese Kombination ist laut Liebherr ein wesentlicher Mehrwert des Crane Planner 2.0 gegenüber konventionellen Hubplanungen mittels CAD-Applikationen, denn jede Änderung der Krangeometrie löst umgehend eine neue Berechnung aller Planungsdaten aus. Der neue mobile Ableger der Software heißt „CP-mobile App“ und macht die Hubplanungsdaten noch leichter zugänglich. Bodendruck-, Traglast-, Aufrichtbarkeits- und Schwerpunktberechnungen sind ohne aufwendige Planung schnell und unkompliziert auf einem mobilen Device durchführbar. Damit stehen dem Kunden die wichtigsten Hübe oder Daten mobil zur Verfügung.

 

Gegenwart und Zukunft der Digitalisierung

Nicht bei der Planung, sondern bei der Durchführung einer Baustelle unterstützt LIPOS die Kunden. Das Positionierungssystem LIPOS ist bereits heute auf mehreren Baustellen im Einsatz und erleichtert den Arbeitsalltag. Nach Vermessung des Baufeldes und Erstellung des Bohrplans werden sämtliche Daten jedes einzelnen Pfahles im Handumdrehen auf das Positionierungssystem und somit direkt auf die Liebherr-Baumaschine überspielt. Der Gerätefahrer kann mithilfe des zusätzlichen Navigationssystems in der Kabine exakt zu jedem Bohrpunkt manövrieren. Modernste Satellitennavigation ermöglicht eine noch exaktere Ortung als im Automotive-Bereich und lotst die Baumaschine zentimetergenau zum Ziel. Der digitale Bohrplan kann dann abgearbeitet werden. Der Kunde behält stets die Übersicht und weiß zu jedem Zeitpunkt über den Baufortschritt Bescheid. 2020 soll mit MyJobsite ein Instrument zur Dokumentation und Qualitätskontrolle auf den Markt kommen, womit jeder Baustellentag exakt festgehalten und informativ aufbereitet werden kann. Neben den Maschinendaten, die Aufschluss über Betriebsstunden, Position, Kraftstoffverbrauch, Leerlaufzeiten usw. geben, sind vor allem die Prozessdaten von zentraler Bedeutung. Die Tiefe von Bohrlöchern, Menge und Qualität der Betonfüllung oder etwa Bodendrücke müssen akkurat gemessen und protokolliert werden. Aber auch externe Daten wie Lieferscheine, Wetter und Temperatur spielen eine Rolle. Mit MyJobsite hat der Kunde ein Werkzeug parat, mit dem er diese Datenmengen einfach bündeln und individuell aufbereiten kann. Mehr die Demonstration des Möglichen als ein konkreter Anwendungszweck auf der Baustelle liegt der neuen Augmented Reality App zugrunde. Mit der kostenlos verfügbaren Liebherr AR Experience App lassen sich unterschiedliche virtuelle Baustellen auf spielerische Art und Weise erlebbar machen und Aspekte der digitalen Baustelle der Zukunft werden heute schon zumindest virtuelle Realität.

 

 

Text: Peter Hebbeker

Bilder: Liebherr, Treffpunkt.Bau

Anzeige

Kubota Banner April 2024

Anzeige

Kurt König Banner März und April 2024 (ms)

Anzeige

Rototilt Banner April 2024

Anzeige

Igus Banner April-Mai 2024

Anzeige

Schwamborn Banner April bis Mitte Mai 2024

Social Media

Aktuelle Ausgabe

Anzeige

VTS Verhoeven Banner April 2024

Anzeige

Steelwrist Banner März und April 2024 (bm)

Newsletter

Bleiben Sie stets auf dem Laufenden mit dem Treffpunkt.Bau-Newsletter.

Erfahren Sie brandaktuelle Meldungen aus erster Hand. Zudem erhalten Sie mit der Anmeldung zum Newsletter kostenfreien Zugang zu unserem E-Paper.