Schmierstoffzentrum Süd – Ein oft unterschätzter Betriebsstoff

Die Bauwirtschaft wäre ohne Einsatz speziell entwickelter und ausgestatteter Geräte und Maschinen nicht denkbar. Diese „Wunder der Technik“ schaufeln, baggern, heben, bohren, ziehen, rammen, verdichten, transportieren und bewältigen zahlreiche weitere Aufgaben. Sie trotzen Wind und Wetter, sind in Höhen und Tiefen, bei Hitze und klirrender Kälte im Einsatz. Neben der Leistungsfähigkeit sollen Betriebssicherheit, Sparsamkeit, eine lange Lebensdauer gewährleistet sein und immer mehr auch ökologische Aspekte erfüllt werden.

Herstellerseitig werden Betriebsstofflisten und Spezifikationen für die Maschinen und Geräte benannt, die als Mindestanforderungen oder „Hard Skills“ definiert werden. Darüber hinaus gibt es „Soft Skills“, die häufig unterschätzt werden, aber einen wesentlichen Beitrag zu den ökonomischen und ökologischen Zielen der Betreiber leisten können. Zu diesen „weichen Faktoren“ zählt der Einsatz der richtigen Schmierstoffe. Welche Schmierstoffe kommen bei Baumaschinen und -geräten zum Einsatz und welche Herausforderungen müssen Sie bewältigen?

 

Herausforderungen

Schmierstoffe müssen in unterschiedlichen Arbeitsumgebungen und unter verschiedenen äußeren Einflüssen, wie bspw. Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Staub oder Wassereintritt optimale Wirkung entfalten. Gleichzeitig sind Konstruktionsmerkmale und Betriebsparameter bei der Auswahl zu beachten. Öl ist nicht gleich Öl und Qualität zahlt sich aus. Unterschiede zu kennen, hilft bei der Entwicklung eines passenden Konzeptes, spart Energie und senkt im Gesamtkontext Ihre Kosten.

 

Motorenöl

Das Motorenöl hat die zwei Hauptaufgaben: Schmierung und Kühlung. Während des Motorbetriebs entsteht zwischen den beweglichen Teilen Reibung. Augenscheinlich glatte Oberflächen haben mikroskopisch kleine Unebenheiten, die bei der Bewegung aneinander reiben. Dadurch kommt es zur Abnutzung der Oberflächen. Es entsteht Wärme und Verschleiß. Das Motoröl bildet einen Film auf den Oberflächen und minimiert den direkten Kontakt. Dadurch wird der Verschleiß verringert, die Effektivität des Motors erhöht und die Lebensdauer verlängert. Im Motor kann, aufgrund der Bauart, jedoch nur eine sogenannte Mischreibung erzielt werden. Beim Startvorgang sowie in Totpunktbereichen zwischen Kolbenring und Zylinderlaufbahn, aber auch an Nocken und Stößeln ist das Aufeinandertreffen von Oberflächen nicht ausgeschlossen. Hier gilt es, eine optimale Schutzschicht aufzubauen, die Reibung und Verschleiß minimiert.

Deshalb ist die zweite Hauptaufgabe die Kühlung. Bei der Kühlung nimmt das Motoröl die entstandene Hitze auf und transportiert sie zum Wärmetauscher, da das normale Kühlsystem in der Regel nicht die wichtigen Bauteile im Motor erreicht. Gerade dort kommt es durch eine intensive Reibung zu einer hohen Hitzeentwicklung.

Neben diesen zwei Hauptaufgaben soll das Motoröl den Motor sauber halten, indem es die abgeriebenen Rußpartikel in der Schwebe hält. Schmiermittel sollen vor Korrosion durch entstandene Säuren und Gase schützen, alterungsbeständig sein und die richtige Viskosität, sowohl bei geringen als auch hohen Temperaturen haben. Um das alles erfüllen zu können, werden dem Basisöl verschiede Additive zugesetzt. Dabei kommt es auf die richtige Mischung an.

Gerade die Motoren von Baumaschinen sind starken Belastungen ausgesetzt. Dazu gehören Stoßbelastungen, Arbeiten bei Volllast, oder auch längere Leerlaufzeiten. Bei Kälte, insbesondere nach dem Motorstart, muss das Öl dünn genug sein, um schnell in alle Bereiche des Motors zu gelangen und optimal zu schmieren. Unter Volllast muss das Öl dann wiederum dick genug bleiben, damit ein gleichmäßiger Schmierfilm gebildet werden kann. Dafür ist der Verschleißschutz besonders wichtig.

Der Korrosionsschutz neutralisiert die entstandenen Säuren und Gase, damit diese die Motorenkomponenten nicht angreifen. Die Alterungsbeständigkeit wird bspw. durch den Einsatz von Syntheseölen, in Verbindung mit hochwirksamen Additiven verbessert. Die Leistungsmerkmale im Zusammenhang mit Verunreinigungen und Nebenprodukten können dadurch länger aufrechterhalten werden. Für den Schutz teurer Maschinen und zur Minimierung von Ausfallzeiten wegen häufiger Ölwechsel, Wartungsarbeiten oder schlimmstenfalls Komponentenversagens ist eine optimale Motorschmierung entscheidend.

 

Hydrauliköl

Die Hauptaufgabe von Hydraulikölen besteht darin, Kräfte zu übertragen. Sie werden in der Regel in geschlossenen Systemen eingesetzt und in nahezu allen Lebensbereichen benötigt. Aufgrund der immer komplexeren Anwendungen sind auch die Anforderungen an Hydraulikölen gestiegen. Die Mindestanforderungen werden in DIN-Normen festgelegt. Für Baumaschinen sind die wichtigsten und gängigsten Klassen: HLP, HVLP, HLPD, HVLPD, HEES und HETG. Diese Klassifizierungen geben dem Verwender Rückschlüsse auf die Wirkstoffzusätze und Merkmale des Produktes. Sie beinhalten Leistungsparameter wie Druckbelastung, Temperatureinsatzbereich, Reinigungsleistung oder auch biologische Verträglichkeit. Darüber hinaus gibt es viele weitere Kriterien, die Qualitätsunterschiede verschiedener Hersteller innerhalb gleicher Klassen aufzeigen.

Auch hier kommt es auf die richtige Mischung von Basisöl und Additiven an. Sogenannte Entschäumer verhindern beispielsweise, dass eingetragene Luft in der Hydraulikanlage das Hydrauliköl zum Schäumen bringt. Wenn das passiert, wird die Schmierfähigkeit des Öles und damit die optimale Kraftübertragung beeinträchtigt. Eine große Bedeutung hat auch das Luftabscheidevermögen. Mit der richtigen Wahl der Grundölqualität ist der Grundstein bereits gelegt. Nach längerem Einsatz und starker thermischer Belastung können Luftblasen im System entstehen, die nicht nur Einfluss auf die Schmier- und Kühlleistung des Hydrauliköls haben, sondern unter Druck sogar explodieren können. Systemschäden und Ölalterung sind die Folge. Die Filtrierbarkeit ist ein weiteres wichtiges Qualitätsmerkmal. Durch die Senkung des Partikelgehalts durch Abrieb, eingetragene Partikel oder Staub kann die Einsatzzeit verlängert und Funktionsstörungen vermieden werden.

Auch das Demulgiervermögen des eingesetzten Öls spielt eine Rolle. Dabei handelt es sich um die Fähigkeit, sich vom Wasser zu separieren. Obwohl das bei Hydraulikölen ein grundsätzliches Ziel ist, gibt es Ausnahmen. Bei Produkten des Typs HLPD beispielsweise ist genau der gegenteilige Effekt gewünscht. Sie sind in der Lage, eine geringe Menge Wasser aufzunehmen, um Korrosion durch „freies“ Wasser im System zu verhindern. Da das Hydrauliksystem das Herzstück vieler Baumaschinen ist, spielt die richtige Wahl eine entscheidende Rolle. Das richtige Produkt sorgt für einen reibungslosen und kontinuierlichen Maschinenbetrieb und trägt damit zu einer langen Lebensdauer bei. Überraschend für viele Verwender ist, dass das optimal abgestimmte Öl den Energieeinsatz reduziert und damit einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leistet.

 

Getriebeöl

Das Getriebeöl hat ebenfalls die zwei Hauptaufgaben: Schmierung und Kühlung. Dabei sind die Anforderungen an Getriebeöle gänzlich andere als an ein Motorenöl. Sie sollen beim Abwälzen und Gleiten der Zahnräder einen direkten Kontakt der Metalloberflächen vermeiden. Im Gegensatz zu einem Motorenöl müssen sie eine höhere Viskosität aufweisen und druckfester sein. Die Reibung darf nicht zu gering sein, um ein Verrutschen der Platten und damit einen erschwerten Gangwechsel zu verhindern. Sie darf aber auch nicht zu hoch sein, da das zu einer übermäßigen Wärmeentwicklung führt, die Schäden an der Maschine verursachen können und die Lebensdauer des Schmierstoffs verkürzen.

Neben der richtigen Viskosität sind Hochdruckadditive bei diesem Schmierstoff von besonderer Bedeutung. Diese sorgen dafür, dass ein Verschweißen der Metalloberflächen bei extrem hohen Drücken und Lasten verhindert wird. Der sogenannten FZG-Verschleißtest kann hierzu Aufschluss geben. Für eine lange Lebensdauer und zur Erhaltung der Ölleistung sorgen zudem der Korrosionsschutz und die Oxidationsstabilität. Die Ölqualität hat einen erheblichen Einfluss auf Wechselintervalle und Maschinenausfallzeiten. Die Lebensdauer der Komponenten kann verlängert und damit die Anlagenrendite maximiert werden.

 

Schmierfett

Schmierfette werden an Schmierstellen eingesetzt, die nur langsam oder selten bewegt werden. Ein Schmierfett besteht aus ca. 80 % Schmieröl, einem Eindicker, der sogenannten Seife und Additiven. Das Schmierfett ist oft an Stellen aufgebracht, die der Witterung und Umwelteinflüssen direkt ausgesetzt sind.

Neben den Anforderungen der erforderlichen und kontinuierlichen Schmierung kommt es auf die Bewältigung der Umwelteinflüsse an. Hier steht an erster Stelle das Verhindern von Verunreinigungen. Hochleistungsfette müssen neben ihrer Hauptaufgabe, dem Schmieren, gleichzeitig Verunreinigungen ausspülen können. Das sorgt für eine längere Produktlebensdauer und damit einem geringeren Wartungsaufwand.

 

Korrosionsschutz

Oft unterschätzt, ist der Korrosionsschutz. Gerade Baumaschinen sind durch alle Jahreszeiten hindurch den unterschiedlichsten Witterungseinflüssen ausgesetzt. Im Winter wird die Technik zusätzlich durch Salze, Nässe und andere aggressive Medien stark beansprucht. Um vor Korrosion durch Umwelteinflüsse von außen zu schützen, korrosionsbedingte Maschinenausfälle zu vermeiden und die Lebensdauer zu verlängern, kommen Korrosionsschutzmittel zum Einsatz. Die Hauptaufgabe dieser Produkte besteht darin, eine Trennschicht auf der Oberfläche zu bilden, vor aggressiven Medien zu schützen und Korrosion zu vermeiden. An beweglichen Teilen sowie Falzen und Kanten sollen sie außerdem eine gute Kriechwirkung haben, um auch an Stellen zu gelangen, die von außen nicht erreichbar sind.

 

Quintessenz

Wer bei der Wahl auf vermeintlich günstige Schmierstoffe zurückgreift, spart am falschen Ende. Ein sofortiger Maschinenausfall, ist in der Regel zwar nicht zu befürchten, aber über längere Zeit führt der Einsatz zu erhöhten Wartungskosten.

Die Wahrheit ist, dass Kostentreiber nicht die eingesetzten Schmierstoffe sind. Den größten Anteil an den Gesamtbetriebskosten tragen die Wartungs- und Geschäftsprozesse. Die Auswahl hochwertiger und in Konsequenz auch teurerer Schmierstoffe, die über die Mindestanforderungen der Hersteller hinausgehen, kann sogar zur Senkung der Betriebskosten leisten. Eine große Wirkung dieses oft vernachlässigten Betriebsstoffes. Nachdem die richtige Auswahl der Schmierstoffe getroffen wurde, kann ein effektives Schmierstoffmanagement die Wertschöpfung erhöhen.

Wenn Sie regelmäßig Probenanalysen durchführen, stellen Sie sicher, dass die Schmierstoffe ihren Einsatzzweck erfüllen und Anzeichen für Verschleiß rechtzeitig erkannt werden. Ölwechsel erfolgen nur dann, wenn sie wirklich angezeigt sind. Optimale Ölwechselintervalle vermeiden unnötige Wartungskosten.

Neben den technischen Voraussetzungen werden Umweltfaktoren immer wichtiger. Einige namhafte Hersteller tragen dieser Entwicklung Rechnung und bieten Co2-ausgeglichene Produkte an. Setzen Sie diese Schmierstoffe ein, vermeiden Sie eine zusätzliche Belastung Ihrer eigenen Co2-Bilanz. Ihr Schmierstoffberater unterstützt Sie bei Erstellung eines Konzeptes, empfiehlt Ihnen die für Sie passenden Produkte und ist auch bei einer schmiermittelbedingten Havarie ein zuverlässiger Partner.

 

Autorin dieses Beitrags ist Christina Schmidt, Professionelle Schmierstoffberaterin (OilDoc).

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