BVMB // Komplexität der Förderangebote überfordert Kommunen und Mittelstand

Beantragungsaufwand und Fragmentierung der Förderlandschaft in der Kritik

Das jährlich erscheinende „Kommunalpanel“, herausgegeben vom Deutschen Institut für Urbanistik (DIfU) und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), liefert regelmäßig fundierte Einblicke in die finanzielle Lage, den Investitionsbedarf und die Zukunftsaussichten der rund 2.800 Kommunen in Deutschland. In der aktuellen Erhebung für das Jahr 2025 wurde ein besonderes Augenmerk auf das Thema „Förderprogramme“ gelegt – mit ernüchternden Ergebnissen: Die größten Hürden bei der Inanspruchnahme von Fördermitteln aus Sicht der Befragten sind eine überbordende Dokumentationspflicht (91 %), ein als uneinheitlich empfundenes Antragsverfahren (88 %) sowie umfangreiche (88 %) und komplizierte (82 %) Antragsunterlagen. Für Michael Gilka, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e.V. (BVMB), ist das keine neue Erkenntnis: „Das sagen wir seit Jahren – und nichts passiert. Im Gegenteil: Statt Verfahren zu vereinfachen, legt man neue Programme auf, stampft funktionierende alte unvermindert ein und erreicht mit hohem Aufwand gerade mal einen Bruchteil der Kommunen. Dabei brauchen wir endlich eine Förderung in der Breite – nicht in der Spitze.“ Besonders kritisch sieht Gilka den personellen Mehraufwand, den die komplizierten Verfahren in den Verwaltungen verursachen. Der zusätzliche bürokratische Aufwand führe zu einem stetigen Anstieg der Arbeitsstunden – ohne erkennbaren Mehrwert: „Das ist doch ein hausgemachtes Problem“, konstatiert Gilka. „Wir ersticken an Regeln, statt endlich pragmatische Lösungen für die kommunale Realität zu schaffen.“ Die Ergebnisse des Kommunalpanels zeigen erneut: Eine Reform der Förderlogik ist überfällig – weniger Bürokratie, mehr Verlässlichkeit und echte Unterstützung für Kommunen mit begrenzten Ressourcen.

Reformvorschläge umsetzen – Förderungen vereinheitlichen

Nach dem Grundsatz „Weniger ist oft mehr“ fordern viele Kommunen nicht etwa eine Ausweitung der Förderprogramme, sondern vor allem mehr Übersichtlichkeit, klare Standards und digitale Vereinfachung. Konkret wünschen sich die Verantwortlichen eine zentrale Plattform, über die sowohl Anträge gestellt als auch standardisierte Verwendungsnachweise eingereicht werden können. Ein solcher digitaler One-Stop-Shop könnte insbesondere die Informationsbeschaffung und den Bearbeitungsstand von Anträgen deutlich erleichtern – ein wichtiger Schritt für die Mitarbeitenden in den kommunalen Verwaltungen, die häufig mit begrenzten Ressourcen arbeiten.
Die Bedeutung von Fördergeldern für die kommunale Finanzierung ist unbestritten: 2024 machten sie im Durchschnitt 21 Prozent der kommunalen Investitionsfinanzierung aus. Noch bedeutsamer ist: Für 22 Prozent der Kommunen war die Aussicht auf Förderung überhaupt erst der Impuls, konkrete 
Projekte oder Herausforderungen anzugehen. Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand: Um den Investitionsstau zu lösen, braucht es nicht mehr Programme, sondern mehr Effizienz, Transparenz und Verlässlichkeit. Wenn strukturelle Hürden abgebaut und Prozesse vereinfacht werden, können auch kleinere und finanzschwächere Kommunen Fördermittel wirksam nutzen – und genau das ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen Erneuerung der öffentlichen Infrastruktur.

Förderdschungel lichten – Effizienz statt Komplexität

„Wenn selbst erfahrene Verwaltungen an der Komplexität der Förderprogramme scheitern – wie sollen dann Unternehmerinnen und Unternehmer den Überblick behalten und erfolgreich Mittel beantragen?“, fragt sich Gilka mit Blick auf die aktuelle Förderpraxis. Die Frage ist berechtigt – und angesichts der Einrichtung des Sondervermögens Infrastruktur und Klimaneutralität mit einem Volumen von 100 Milliarden Euro, das nun an die Länder verteilt wird, aktueller denn je. Denn wie auch die Fachleute des Kommunalpanels feststellen, gewinnt die Frage nach Effizienz und Wirksamkeit von Förderprogrammen zunehmend an Bedeutung. „Diesen Befund können wir nur unterstreichen“, so Gilka weiter. „In den Gesprächen mit unseren Mitgliedsunternehmen wird immer wieder deutlich, dass viele Projekte an einem organisatorischen Flaschenhals scheitern: fehlendes Personal, mangelnde Digitalisierung, unklare Zuständigkeiten und eine Kultur des Zögerns verhindern zu oft den Projektstart. “Das führe dazu, dass nicht nur Kommunen, sondern auch Unternehmen häufig vor einem unüberwindbaren Bürokratieberg stünden. „Wie soll ein mittelständischer Betrieb die Fördertöpfe sinnvoll nutzen, wenn selbst Verwaltungen mit jahrelanger Erfahrung daran scheitern?“, gibt Gilka zu bedenken. Die Konsequenz: Statt Wirkung zu entfalten, versickern Fördermittel oder werden gar nicht erst abgerufen. Dabei wären genau diese Mittel dringend nötig, um klimafreundliche Infrastrukturprojekte, Digitalisierung oder energetische Sanierungen auf den Weg zu bringen. Was jetzt gebraucht wird, ist ein grundlegender Kulturwandel – weg vom Misstrauen und der Überregulierung, hin zu praxisnahen, einfachen und zugänglichen Förderstrukturen, die allen Beteiligten echte Unterstützung bieten – und nicht neue Hürden schaffen.

 

Text + Bildmaterial: BVMB

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