Porr // Strategische Stärke in bewegten Zeiten

Die Bauwirtschaft in Deutschland hat die Handbremse angezogen. Dem Statistischen Bundesamt zufolge ist das reale Bauvolumen 2024 das dritte Jahr in Folge gesunken. Besonders im Hochbau fehlen derzeit die Impulse. Die Bundesregierung setzt deshalb auf den „Bau-Turbo“, ein Maßnahmenpaket, mit dem Genehmigungen beschleunigt und Milliarden in Infrastruktur und Wohnungsbau gelenkt werden sollen.

Während viele Unternehmen der Branche mit sinkenden Auftragszahlen kämpfen, präsentiert sich die Porr Group als stabiler Gegenpol. Das Bauunternehmen meldet für das erste Halbjahr 2025 eine Produktionsleistung von 3,2 Milliarden Euro und einen Rekordauftragsbestand von 9,4 Milliarden Euro. Auch in Deutschland konnte Porr neue Aufträge in verschiedenen Branchen gewinnen – ein klares Zeichen für die strategische Stärke und Marktposition des Unternehmens. Wie Porr diese Entwicklung möglich macht und welche konkreten Strategien dahinterstehen, erläutert Claude-Patrick Jeutter, technischer Geschäftsführer der deutschen Porr GmbH & Co. KGaA und Mitglied des Vorstands (COO) der Porr AG, Wien, im Gespräch mit der Redaktion von Treffpunkt.Bau.


Während die deutsche Bauwirtschaft schwächelt, wächst die Porr weiter. Welche strategischen Entscheidungen erklären diesen Vorsprung?

Claude-Patrick Jeutter: Wir setzen auf langfristige Kooperationen mit Auftraggebern und pflegen starke regionale Netzwerke. Das ermöglicht uns, frühzeitig in Projektentwicklungen eingebunden zu sein und flexibel auf lokale Anforderungen zu reagieren. Durch Investitionen in digitale Bauprozesse, BIM-Technologie und automatisierte Projektsteuerung konnten wir unsere Produktivität deutlich steigern und gleichzeitig Kosten senken. Das verschafft uns einen Wettbewerbsvorteil – insbesondere bei komplexen Projekten.


Zurzeit verschieben viele Unternehmen angesichts politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten größere Investitionen. Nach welchen Kriterien entscheidet Porr, zu welchem Zeitpunkt investiert wird, und in welche Bereiche fließen diese Mittel bevorzugt?

Claude-Patrick Jeutter: Investitionen sind für Porr ein strategisches Instrument zur Zukunftssicherung. Unsere Investitionsentscheidungen basieren auf klaren Kriterien: Wir investieren dann, wenn wir langfristigen Mehrwert für unsere Kunden, unsere Mitarbeitenden und unser Unternehmen sehen. Besonders im Fokus stehen dabei Digitalisierung, Nachhaltigkeit und die Weiterentwicklung unserer Kernkompetenzen im Bauwesen. Mittel fließen bevorzugt in moderne Bautechnologien, emissionsarme Maschinen oder die Qualifizierung unserer Teams. So stellen wir sicher, dass wir handlungsfähig und zukunftsorientiert bleiben.


Die Digitalisierung verändert Baustellen spürbar: von BIM über Sensorik bis hin zu vernetzten Maschinen. Welche Technologien prägen bei Porr den Alltag Ihrer Teams und welche Schritte stehen als Nächstes an?

Claude-Patrick Jeutter: Die Digitalisierung ist längst kein Zukunftsthema mehr, sondern gelebte Realität auf unseren Baustellen. Bei Porr setzen wir gezielt auf Technologien, die unseren Teams echten Mehrwert bringen: sei es durch Effizienzsteigerung, mehr Sicherheit oder bessere Planbarkeit. Ein zentrales Element ist Building Information Modeling (BIM), das wir nicht nur in der Planungsphase, sondern zunehmend auch in der Ausführung einsetzen. Ergänzt wird das durch sensorbasierte Systeme zur Echtzeitüberwachung von Baufortschritt, Materialverbrauch und Umweltbedingungen. Ziel ist es, die Informationen aus Planung, Ausführung und Betrieb intelligent zu verknüpfen, für mehr Transparenz und bessere Entscheidungen in Echtzeit. Parallel investieren wir in die digitale Kompetenz unserer Mitarbeitenden.


Der Fachkräftemangel gilt als eines der größten Risiken für die Branche. Welche Strategien setzt die Porr ein, um qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und sie langfristig im Unternehmen zu halten?

Claude-Patrick Jeutter: Der Fachkräftemangel stellt für die Bauwirtschaft zweifellos eine der größten Herausforderungen dar – und wir bei Porr begegnen ihm mit einer klaren, mehrstufigen Strategie. Unser Ziel ist es, nicht nur qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen, sondern sie auch langfristig für unser Unternehmen zu begeistern. Langfristige Bindung erreichen wir durch gezielte Karriereentwicklung, attraktive Arbeitsbedingungen und eine Unternehmenskultur, die auf Wertschätzung und Weiterentwicklung setzt. Wir investieren in unsere Mitarbeitenden, denn sie sind das Fundament unseres Erfolgs.


Das Thema Nachhaltigkeit rückt in der Bauwirtschaft immer stärker in den Fokus. Welche Folgen hat das für Porr, insbesondere bei der praktischen Umsetzung klimafreundlicher Baustellen?

Claude-Patrick Jeutter: Nachhaltigkeit bedeutet für uns bei Porr, dass wir auf eine Vielzahl konkreter Maßnahmen setzen, um die Umweltbelastungen und unsere CO2-Emissionen deutlich zu senken und gleichzeitig die Bauweise zukunftsfähig zu gestalten. Dazu gehören die Elektrifizierung unserer Maschinen, der Einsatz von Grünstrom, ein effizientes Energiemanagement sowie die Förderung von Kreislaufwirtschaft, Recycling und abfallvermeidendem Bauen. Nur durch diese ganzheitliche Herangehensweise entsteht eine nachhaltige Bauweise mit Wirkung. Wir haben ein Bündel von Maßnahmen geschnürt, mit dem Ziel, unseren CO2-Footprint zu reduzieren. Natürlich ist klar: Kein Technologiewandel kommt ohne Investitionen aus. Doch genau diese Investitionen stärken unsere Innovationskraft. Nachhaltiges Bauen reduziert zudem langfristig die Betriebskosten und schont wertvolle Ressourcen. Die Transformation kostet, aber sie zahlt sich aus.


Wenn Sie auf die nächsten fünf Jahre blicken: Welche Entwicklungen werden die Bauwirtschaft Ihrer Meinung nach am stärksten prägen und wo sehen Sie die größten Chancen für die Porr? Welche Rolle könnte dabei der geplante „Bau-Turbo“ spielen?

Claude-Patrick Jeutter: Für unsere Porr blicke ich mit Zuversicht auf die kommenden fünf Jahre. Unsere Positionierung und Leistungsversprechen „Alles aus einer Hand“ verleihen uns sowohl Stabilität als auch die nötige Flexibilität, um rasch auf Marktveränderungen zu reagieren und unsere Position weiter zu stärken. Dank unserer breiten Aufstellung entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Hochbau über Verkehrswegebau, Ingenieurbau bis hin zum Spezialtiefbau – sind wir in der Lage, Marktschwankungen abzufedern und neue Chancen frühzeitig zu erkennen und zu nutzen. Besonders dynamisch entwickelt sich derzeit der Bahnbau: Dank umfangreicher Infrastrukturinvestitionen konnten wir zahlreiche Projekte in Deutschland sowie in den europäischen Heimmärkten der Porr gewinnen. Der geplante „Bau-Turbo“ kann dabei eine wichtige Rolle spielen: Er bietet die Chance, Genehmigungsprozesse zu beschleunigen und Investitionen schneller in die Umsetzung zu bringen – ein entscheidender Hebel, um Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit in der Branche zu stärken. Insgesamt bin ich überzeugt, dass wir dank unserer strategischen Ausrichtung, unserer Anpassungsfähigkeit und unserer operativen Stärke auch in den kommenden Jahren erfolgreich sein werden.

 


Text: Gloria Schaffarczyk
Bildmaterial: Porr

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