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Schwing // Höchstes Bauwerk Afrikas: La Tour F in Abidjan
Mit einer geplanten Gesamthöhe von 412 m wird La Tour F, ein zukünftiges Regierungsgebäude im Herzen des Verwaltungsviertels „Le Plateau“ in Abidjan, zum höchsten Bauwerk Afrikas aufsteigen. Das imposante Hochhaus, eingebettet zwischen bestehenden Ministerien und Behörden, steht sinnbildlich für den infrastrukturellen Aufbruch der Côte d’Ivoire.
Die Entscheidung zur finalen Erhöhung erfolgte nicht zuletzt aus symbolischen Gründen: Nach dem Gewinn der Fußball-Afrikameisterschaft 2024 im eigenen Land entschied sich die Regierung, auch architektonisch neue Maßstäbe zu setzen – sichtbar vom Nationalstadion aus.
Komplexität in jeder Bauphase
Der Rohbau des 74 Stockwerke umfassenden Gebäudes basiert bis zur 300-m-Marke auf einer massiven Betonstruktur. Die darüberliegenden Ebenen werden in Stahlbauweise realisiert. Die Verantwortung für die Ausführung sämtlicher Betonarbeiten – einschließlich Herstellung, Anlieferung, Förderung, Einbringung sowie Schalung – liegt beim belgischen Baukonzern Besix, der sich bereits in vergleichbaren Großprojekten als verlässlicher Partner bewährt hat. Seit Baubeginn im Jahr 2022 kamen in den unteren Segmenten zunächst mobile Autobetonpumpen zum Einsatz. Ab einer Höhe von 40 m wurde das stationäre Hochleistungs-Betonfördersystem von Schwing Stetter installiert, welches in puncto Leistungsfähigkeit, Verfügbarkeit und Effizienz speziell auf anspruchsvolle Großprojekte wie dieses ausgelegt ist. Herzstück der Anlage bildet die stationäre Hochdruckbetonpumpe SP 7500 D, die mit einer Antriebsleistung von 310 kW zu den stärksten ihrer Klasse zählt und am Hauptsitz in Herne gefertigt wird.
Technologie für extreme Förderhöhen
Die Betonförderung erfolgt über eine DN 125 Hochdruck-Stahlleitung mit einer Wandstärke von 8,8 mm. Um Rückflüsse bei Stillständen – etwa vor dem Reinigen oder bei längeren Pausen – zu vermeiden, sind spezielle Absperrschieber mit einer Druckstufe von 250 bar integriert. Am oberen Ende der Förderleitung wird der Beton mithilfe eines separat installierten Verteilermasts vom Typ SPB 35 zielgerichtet verteilt. Dieser ist fest in das Klettersystem der Gleitschalung eingebunden, wodurch sich zusätzliche Nachrüstaufwände für ein separates Mastklettersystem erübrigen.
Ein Beton, der besonderen Anforderungen gerecht wird
Zum Einsatz kommt ein selbstverdichtender Beton (Self-Compacting Concrete, SCC) der Güteklasse C50/60. Die Kennzahlen geben dabei Auskunft über die Druckfestigkeit: Der erste Wert (C50) bezeichnet die garantierte Festigkeit in Zylinderprüfkörpern, der zweite (C60) die in Würfeln – jeweils gemessen nach 28 Tagen. Diese hohe Festigkeit ist nicht nur notwendig für die Lastabtragung des Tragwerks, sondern auch ein kritischer Faktor bei der Pumpbarkeit in großen Höhen. Bereits vor Inbetriebnahme der stationären Fördertechnik wurde im Sommer 2022 ein umfassender Pumpversuch mit dem geplanten Betontyp durchgeführt. Ziel war die Ermittlung des sogenannten Reibwerts – einem zentralen Bemessungsparameter, der beschreibt, wie stark der Beton in der Rohrleitung haftet und damit, wie hoch der notwendige Pumpdruck ausfällt. Anhand der aufgezeichneten Druckverläufe sowie der bekannten Rohrgeometrie konnte dieser Wert exakt berechnet und auf die Projektdimensionen übertragen werden. Dabei zeigte sich das typische Verhalten von SCC: Der Reibwert steigt mit zunehmender Fördergeschwindigkeit nichtlinear an, sinkt aber tendenziell mit wachsender Höhe der Betonsäule. Diese Wechselwirkung ist Gegenstand aktueller Forschung und wurde in diesem Fall auf Basis konservativer Annahmen bewertet – ein methodischer Ansatz, der sich bereits bei Projekten wie dem Four Frankfurt, dem Karla Tornet in Göteborg oder dem Jeddah Tower bewährt hat.
Differenzialzylindertechnik für maximale Druckreserven
Im Verlauf der Bauarbeiten wurden sämtliche Pumpdrücke systematisch überwacht, sodass der optimale Zeitpunkt für die Umschaltung vom stangenseitigen auf den kolbenseitigen Betrieb der Differenzialzylinder exakt bestimmt werden konnte. Diese Zylindertechnik erlaubt zwei unterschiedliche Betriebsmodi: Im stangenseitigen Modus wird aufgrund der geringeren Oberfläche des Differentialzylinders eine höhere Fördergeschwindigkeit erreicht – allerdings bei begrenztem Druck. Wird der erforderliche Förderdruck durch zunehmende Bauhöhe zu groß, erfolgt die Umschaltung auf den kolbenseitigen Betrieb, bei dem durch die größere Wirkfläche deutlich höhere Drücke möglich sind, wenn auch mit reduzierter Geschwindigkeit. Die Umstellung auf den kolbenseitigen Betrieb wurde im Juli 2024 bei einer Bauhöhe von rund 200 m planmäßig vollzogen. Die SP 7500 D erreicht im stangenseitigen Betrieb einen maximalen Betonförderdruck von 156 bar, im kolbenseitigen Modus bis zu 243 bar. In der Theorie lassen sich mit dieser Leistung und einem förderfähigen Beton Förderhöhen von bis zu 700 m realisieren – ein Wert, der mit einer baugleichen Pumpe bereits 2007 beim Parbati Hydropower Project in Indien bestätigt wurde.
Planmäßiger Endspurt
Aktuell liegt der Takt des Rohbaus bei einem Stockwerk alle acht Tage. Bis Juni 2025 sollen sämtliche Betonierarbeiten abgeschlossen sein. Insgesamt werden dann etwa 75.000 m³ Beton verarbeitet worden sein, wovon zum Stand Februar 2025 rund 10.000 m³ noch zu fördern sind.
Ein technologisches Vorzeigeprojekt
La Tour F vereint bauliche Vision mit technischer Präzision. Die stationäre Betonpumpentechnik von Schwing Stetter bildet das Rückgrat für eine zuverlässige und wirtschaftliche Förderung unter Extrembedingungen. Mit ihrer hohen Leistungsfähigkeit, durchdachten Systemarchitektur und maximaler Betriebssicherheit setzt die SP 7500 D Maßstäbe in der Betonförderung für Hochhausprojekte – und macht La Tour F zu einem eindrucksvollen Referenzprojekt für zukunftsweisendes Bauen in Afrika.
Text: Dennis Feldbrügge, Jens Heinrich, Phillip Dorn
Bildmaterial: Schwing
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