Optrel // Alpenluft für alle: Das swiss air Gebläse-Atemschutzsystem

Ein Schraubglas gefüllt mit Berliner Luft war früher ein beliebtes Mitbringsel von Hauptstadtbesuchern. Heute würde wohl niemand mehr zum Spaß eine Nase voll davon nehmen. Wenn Proben gezogen werden, dann um sie auf Feinstaub und sonstige Schadstoffe zu untersuchen. Saubere Luft ist für die Mehrheit ein Luxus, der bestenfalls einige Tage oder kurze Wochen im Urlaub genossen werden kann. 

„Wer wie wir im ländlichen Gebiet an den Schweizer Alpen zu Hause ist, ist privilegiert durch den praktisch unbeschränkten Zugang zu reiner Luft. Unsere Idee war es, ein Atemschutzsystem zu entwickeln, das jedem Bauarbeiter oder Handwerker unbegrenzt frische Luft liefert“, erläutert Peter Eicher, Geschäftsführer von Optrel, die Motivation zur Entwicklung von swiss air.
 

Was war die zündende Idee hinter der Gründung von Optrel?

Peter Eicher: Optrel wurde 1986 als Start-up mit einer kleinen Belegschaft in Wattwil in der Schweiz gegründet. Das Ziel war es, das Lichtbogenschweißen zu vereinfachen und sicherer zu machen. Damals musste man noch mit Handschilden schweißen. Die Idee war es, einen Schweißhelm zu entwickeln, der den Handwerkern beide Hände freihält, damit sie arbeiten können. Dazu entwickelte Optrel ein Display, eine sogenannte Blendschutzkassette, die sich automatisch abdunkelt, sobald der Lichtbogen gezündet wird. Das war eine Revolution im Arbeitsschutz, denn erstmals hatte man vor, während und nach dem Schweißen eine klare und farbrealistische Sicht durch das elektronische Display. Darum heißt die Firma auch Optrel – eine Kombination aus den Begriffen Optik und Elektronik. Heute haben wir zwei Hauptproduktfelder: Blendschutz und Atemschutz. Wir beschäftigen rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Davon arbeiten etwa 80 an diesem Standort in Wattwil, die anderen 40 sind weltweit verteilt. So unterhalten wir zum Beispiel eine eigene Niederlassung in Nordamerika, betreiben ein Joint Venture in Indien und beschäftigen Mitarbeiter im asiatischen Raum. Unser Hauptgeschäft ist jedoch sehr europäisch geprägt. Auch die Produktion befindet sich in der Schweiz.


Mit dem automatischen Blendschutz für Schweißarbeiten hat sich Optrel einen Namen gemacht. Seit 2024 ist jedoch der Atemschutz der Hauptumsatzträger. Warum plötzlich diese große Nachfrage?

Peter Eicher: Dank unserem swiss air wachsen wir enorm stark im Bereich Atemschutz. swiss air ist absolut einzigartig, denn es ist helmunabhängig. Es ist ein reines Atemschutzgerät, ein Gebläse mit einer Halbmaske, das es erlaubt, jegliche Kombinationen mit Helm oder anderem Kopfschutz zu tragen. swiss air ist zudem äußerst kompakt, angenehm leicht und behindert nicht bei der Arbeit. Damit ist unser revolutionärer Gebläse-Atemschutz ideal für jegliche Arbeitsplätze, an denen Stäube oder auch Gase entstehen. Seine universalen Einsatzmöglichkeiten sind der ultimative Auslöser für den Erfolg von swiss air.


Wie funktioniert der swiss air Gebläse-Atemschutz?

Peter Eicher: Das System besteht aus drei Teilen. Ein Teil ist das Gebläse, ein weiterer Teil ist ein Schlauchsystem und der dritte Teil ist die Halbmaske, die Nase und Mund umschließt. Das Mikrogebläse arbeitet mit einem bürsten­losen Elektromotor, der sehr effizient und langlebig ist. Aufgrund des hohen Wirkungsgrads benötigen wir auch nur einen kleinen, leichten Lithiumakku, der Energie für eine komplette Arbeitsschicht liefert. Ein weiterer entscheidender Vorteil von swiss air ist, dass wir nicht den ganzen Helm mit gefilterter Luft füllen müssen, sondern nur die Halbmaske. Das halbiert das benötigte Luftvolumen von 200 auf 100 Liter. Dadurch können wir das komplette System viel kompakter, handlicher und auch wirtschaftlicher gestalten. Zudem verschmutzen die Filter wesentlich langsamer, da sie weniger Luft reinigen müssen. Die leichte und flache Gebläse-Einheit mit dem cleveren Filtersystem wird bequem auf dem Rücken getragen. Hier wird die belastete Luft angesaugt, von den Partikeln (Feinstaub, Rauch, Dämpfe) befreit und dem Anwender über den Y-Schlauch und die Halbmaske zugeführt. Wenn der Filter voll ist, signalisiert eine akustische Warnung den fälligen Wechsel.


Warum ist der swiss air besser als herkömmliche Staubschutzmasken?

Peter Eicher: Zugegeben, es ist schon eine Herausforderung, den von Staubschutzmasken dominierten Markt auf swiss air zu drehen. Um die Unternehmer bzw. die Einkäufer zu überzeugen, erstellen wir eine Totalrechnung aller Kosten, also eine klassische Wirtschaftlichkeitsberechnung. Was viele dabei überrascht: swiss air ist viel kostengünstiger als Wegwerfmasken. Bei täglichem Einsatz rechnet sich unser swiss air innerhalb von sechs bis neun Monaten auch wirtschaftlich. Noch wichtiger ist, dass unser System die Luft wesentlich effizienter filtert und viel angenehmer zu tragen ist, da kein ermüdender Atemwiderstand entsteht.


Wie groß ist die Bereitschaft von Unternehmen, in hochwertige PSA zu investieren?

Peter Eicher: Unsere Erfahrung zeigt, dass die Bereitschaft, in einen hochwertigen Arbeitsschutz zu investieren, bei größeren Unternehmen sehr hoch ist. In kleinen Betrieben sieht das häufig noch anders aus. Manchmal hat man das Gefühl, in den 1980er-Jahren gelandet zu sein. Hier kann der Nachwuchs viel bewirken. Die Jugend macht glücklicherweise nicht mehr alles mit, was unsere Generation vielleicht noch hingenommen hat. Junge Arbeitnehmer achten stärker auf ihre Gesundheit und kommunizieren sehr offen ihren Anspruch auf guten Arbeitsschutz. Letztlich zwingt auch der Fachkräftemangel Unternehmen dazu, in hochwertigen Arbeitsschutz zu investieren. Eine der größten Schwierigkeiten im Arbeitsschutz ist es, Akzeptanz dafür zu schaffen. Diese erhält man, wenn die Schutzausrüstung den Arbeitsalltag merklich erleichtert und nicht erschwert. Es ist kontraproduktiv, Anwendern Arbeitsschutzausrüstungen zuzumuten, die zu Folgeschäden wie Nackenverspannungen oder Rückenproblemen führen, weil das Gerät beispielsweise viel zu schwer ist. Genau hier setzt Optrel mit seinen Innovationen an. Uns ist es gelungen, den Arbeitsschutz mit speziellen Techniken und Technologien leichter und ergonomischer zu gestalten, ohne dabei den Top-Personenschutz aus den Augen zu verlieren. Hier liegt das Erfolgsgeheimnis unserer Produkte.


Optrel wirbt mit Qualität, Innovation und dem Standort Schweiz. All das hat seinen Preis. Wie schafft es Optrel, sich dennoch auf dem kostensensiblen Markt durchzusetzen?

Peter Eicher: Wir streben nicht nach Perfektion. Übertriebene Liebe zum Detail kann ein Unternehmen ruinieren, weil es irgendwann wirklich nicht mehr wirtschaftlich ist und die Entwicklungszeiten ausufern. Wir ticken anders. Wir haben eine hohe Innovationskraft und spezifizieren genau, was dem Anwender tatsächlich etwas bringt. Was in der Praxis keinen Nutzen hat, lassen wir konsequent weg. So können wir hocheffizient neue Produkte entwickeln und diese dann ebenfalls hocheffizient hier in der Schweiz mit modernen Produktionsanlagen fertigen. Auch unsere Verwaltung und Logistik halten wir durch Digitalisierung und genaue Durchtaktung so schlank und effizient wie möglich. ‚Qualität aus der Schweiz‘ ist ein Versprechen, das Optrel mit innovativen, einzigartigen Produkten einlöst. Diese sind hinsichtlich Leistung und Ergonomie unübertroffen, erleichtern den Anwendern den Arbeitsalltag und tragen zu ihrer Gesundheit bei.


Was planen Sie für die Zukunft von Optrel?

Peter Eicher: Die Richtung stimmt. Der Bereich Atemschutz hat ein enormes Wachstumspotenzial. Mit unserem swiss air haben wir eine hervorragende Ausgangslage. Doch wir werden diesen Bereich noch wesentlich mehr intensivieren und unsere Innovationskraft für neue Produkte und Weiterentwicklungen einsetzen. Ebenso werden wir uns im Blendschutzbereich weiterentwickeln. 20 Prozent unserer Belegschaft arbeiten in Forschung und Entwicklung. Wir haben viele Ideen für Produkte, die das Arbeiten erleichtern und sicherer machen. An unserem Standort werden wir festhalten. Denn Optrel steht weltweit für Qualität und Innovation aus der Schweiz.

 


Text: Peter Hebbeker, Treffpunkt.Bau
Bildmaterial: Treffpunkt.Bau; Optrel

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