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Scania // Antriebsvielfalt auf andalusischem Terrain
Mitte September 2025 öffnete Scania seine Pforten für ausgewählte Flottenkunden inmitten der Bergwelt Andalusiens: auf der Finca Reservatauro bei Ronda. Hoch über der Costa del Sol windet sich die A-397 durch den Nationalpark Sierra de las Nieves mit Passhöhen bis zu 1.065 Metern und grandiosen Ausblicken. Hier boten sich ideale Bedingungen für Probefahrten auf Asphalt und im Gelände.
Für Treffpunkt.Bau nahm Geschäftsführer Manfred Zwick an dem Kundenevent teil und nutzte die Gelegenheit, die neuen Fahrzeuge auf den anspruchsvollen Strecken zu erproben. Im Fokus standen batterieelektrische Lkw, Gasfahrzeuge und die neuen Hochleistungsmotoren. Unter dem Motto „Gemeinsam Transformation meistern“ verband Scania Technik, Einsatzanalyse und Betriebskonzepte zu einem stimmigen Gesamtbild.
Strategien für eine sich verändernde Marktlage
Die Transportbranche steht an einem Wendepunkt: Steigende Anforderungen an Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit verändern die Branche, während der Bedarf an Transportleistungen weiter wächst. Für Flottenbetreiber entsteht daraus die Aufgabe, Betriebskosten zu senken und den Einstieg in klimafreundlichere Technologien vorzubereiten. Scania greift diese Entwicklung mit einem technologieoffenen Konzept auf, das unterschiedliche Antriebslösungen vereint. Im Fokus stehen batterieelektrische Modelle, alternative Kraftstoffe und hocheffiziente Verbrennungsmotoren. Der neue Super 11 markiert dabei den nächsten Entwicklungsschritt: Er verbindet Effizienz, Nutzlastvorteile und Fahrkomfort in einem Gesamtsystem.
Leichter Motor für schwere Transportaufgaben
Mit dem Super 11 schließt Scania die Lücke zwischen dem kleineren DC09 und dem größeren DC13. Der Sechszylinder deckt ein Leistungsspektrum von 350 bis 430 PS und Drehmomente von 1.800 bis 2.200 Nm ab. Im Vergleich zum DC13 wiegt der Motor rund 85 kg weniger, was sich positiv auf Nutzlast und Verbrauch auswirkt. Scania spricht von einem Effizienzgewinn von bis zu 7 % gegenüber dem DC09. Rund 85 % der Komponenten stammen vom Super 13, was Wartung und Service vereinheitlicht. Mit LDF-5-Motoröl verlängern sich die Wartungsintervalle zudem um bis zu 30 %. Der Motor erfüllt die Emissionsnormen Euro 4, 5 und 6 und kann mit Diesel, hydriertem Pflanzenöl (HVO) oder Fettsäuremethylester (FAME) betrieben werden. Die Weiterentwicklung konzentriert sich auf das Verbrennungssystem und die Motorbremse. Eine variable Ventilsteuerung verbessert das Temperaturmanagement, steigert die Bremsleistung und reduziert die Zahl der Bauteile. Auch der AdBlue-Verbrauch konnte gesenkt werden. Eine neu abgestimmte Motorensoftware sorgt für einen ruhigeren Lauf und geringere Vibrationen. Der Super 11 ist für zahlreiche Fahrgestell- und Fahrerhausvarianten erhältlich.
Alternative Kraftstoffe als schneller Hebel
Scania verfolgt in seiner Antriebsstrategie zwei Wege: die Steigerung der Effizienz konventioneller Dieselmotoren und den gezielten Einsatz alternativer Kraftstoffe. HVO, Biogas und FAME bilden dabei die zentralen Bausteine für eine kurzfristige CO2-Reduktion im laufenden Betrieb. HVO besitzt nahezu dieselähnliche Eigenschaften und kann ohne technische Umrüstung genutzt werden. Je nach Herkunft lassen sich die Emissionen um 50 bis 90 % senken. Auch Biogas, ob komprimiert (CBG) oder verflüssigt (LBG), liegt in einem ähnlichen Bereich. FAME ist schnell verfügbar, erfordert jedoch besondere Sorgfalt bei der Lagerung und Wartung. Erdgas bleibt eine fossile, aber etwas emissionsärmere Option. Für den Gasbetrieb hat Scania den gesamten Antriebsstrang überarbeitet. Verbesserungen an Motor, Getriebe und Hinterachse sorgen für ein direkteres Ansprechverhalten und einen geringeren Verbrauch. Größere Tankvolumen und eine ausgewogene Lastverteilung erhöhen die Reichweite und die Alltagstauglichkeit, insbesondere in topografisch anspruchsvollen Regionen.
E-Mobilität modular gedacht
Bei der Elektrifizierung setzt Scania auf einen modularen Ansatz, der sich an unterschiedlichen Einsatzprofilen orientiert. Die Palette reicht von Verteilerfahrzeugen bis hin zu schweren Sattelzügen. Leistungsstufen zwischen 210 und 450 kW sowie Batteriepakete von 267 bis 623 kWh decken ein breites Spektrum ab. Daraus ergeben sich Reichweiten von etwa 200 bis 500 km. Die Fahrzeuge verfügen über elektrische, elektromechanische oder mechanische Nebenabtriebe, sodass auch hydraulische oder mechanische Aufbauten uneingeschränkt betrieben werden können. Das Ladesystem ist auf planbare Zyklen ausgelegt. Über CCS2 lässt sich mit bis zu 500 Ampere bis zu einem Ladezustand von 85 % laden. Eine Konfiguration mit 534 kWh installierter Energie zeigt konstante Leistung bis rund 8 %, bevor der Stromfluss abnimmt. Das ermöglicht verlässliche Ladefenster für den täglichen Einsatz.
Services und Finanzierung im Verbund
Neben Technik und Antrieb legt Scania großen Wert auf vernetzte Service- und Finanzierungsangebote. My Scania bündelt Monitoring, Positionsdaten, Fahrstilanalyse, Tachograph-Dienste und Ladeinformationen auf einer Plattform. Der Monitoring Report steht serienmäßig für zehn Jahre bereit und unterstützt die Wartungsplanung. Service 360 bietet gestufte Leistungspakete bis hin zur proaktiven Zustandsüberwachung, um Ausfälle frühzeitig zu erkennen und Stillstandzeiten zu vermeiden. Scania Finance ergänzt das Angebot um flexible Vertragsmodelle wie Mietkauf, Serviceleasing, Teilamortisations- und Staffelfinanzierungen. Versicherungslösungen mit Haftpflicht, Kasko, Maschinenbruchkasko und GAP-Deckung runden das Spektrum ab.
Fahrzeuge im Vergleich
Scania präsentierte in Ronda eine Auswahl, die die gesamte Antriebsvielfalt des Herstellers abbildete. Im batterieelektrischen Bereich reichte das Spektrum von kompakten Verteilerfahrzeugen über kommunale Anwendungen bis zu leistungsstarken Kippern und Zugmaschinen mit bis zu 74 t zulässigem Gesamtzuggewicht. Die Fahrzeuge decken ein Leistungsspektrum von 270 bis 540 PS und Batteriegrößen zwischen 400 und 600 kWh ab. Ergänzt wurde das Programm durch Modelle der Super-Generation mit 11- und 13-Liter-Motoren sowie Varianten mit V8- oder Gas-Antrieb auf CBG-Basis. Damit zeigte Scania Lösungen für nahezu alle relevanten Einsatzbereiche – vom urbanen Lieferverkehr bis zum schweren Ferntransport.
Test and Drive im andalusischen Terrain
Im Praxisteil konnten die Teilnehmenden die unterschiedlichen Antriebskonzepte auf zwei anspruchsvollen Teststrecken erleben: einer rund 30 km langen Landstraßenrunde über die A 374 und einem 3 km langen Offroad-Parcours auf der Finca Reservatauro. Beide Routen waren präzise organisiert und wurden von Instruktoren begleitet. Manfred Zwick nutzte die Gelegenheit, beide Strecken zu fahren und die unterschiedlichen Antriebe im direkten Vergleich zu erleben. Steigungen, enge Kurven und Ortsdurchfahrten stellten realistische Anforderungen an Antrieb und Fahrwerk. Der Offroad-Kurs verdeutlichte zudem, wie die Modelle Traktion und Stabilität unter wechselnden Bedingungen halten.
Fahreindruck und Einordnung
Die Testfahrten verdeutlichten die Bandbreite der unterschiedlichen Antriebskonzepte. Die batterieelektrischen Modelle zeigten sich leise, spontan und gut abgestimmt auf typische Einsätze im Verteiler- und Regionalverkehr. Die neuen Super-Motoren überzeugten durch hohen Wirkungsgrad und harmonisches Fahrverhalten, während Gas- und V8-Varianten vor allem auf der Langstrecke ihre Stärken ausspielten. Insgesamt wurde deutlich, wie weit Scania die technische Reife seiner Systeme vorangetrieben hat.
Ladeinfrastruktur und Partnerschaften
Parallel informierte Scania über aktuelle Entwicklungen im Bereich der Ladeinfrastruktur. Die Tochtergesellschaft Erinion arbeitet an modularen Depotlösungen für Flottenbetreiber, die von einzelnen Standorten bis zu großflächigen Ladearealen reichen. Über das europaweite Netzwerk Scania Charging Access sind derzeit 39 Lkw-taugliche Ladepunkte vollständig und weitere 237 eingeschränkt nutzbar. Ergänzend baut das Joint Venture Milence von Traton, der Volvo Group und Daimler Truck ein europaweites Hochleistungs-Ladenetz auf. Bis 2027 sollen rund 1.700 Ladepunkte entstehen. Erste Anlagen sind bereits in Hermsdorf, Antwerpen und Landvetter in Betrieb.
Text: Manfred Zwick
Bildmaterial: Siehe Bildquelle
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