XCMG // Elektrische Großtechnik im Praxistest

Die XCMG Europe GmbH mit Sitz in Krefeld ist seit 2011 die europäische Zentrale des chinesischen Baumaschinenherstellers Xuzhou Construction Machinery Group Co., Ltd. (XCMG) und zugleich Investitionsplattform des Konzerns. In Krefeld befindet sich das größte Forschungs- und Entwicklungszentrum von XCMG außerhalb Chinas. Hier arbeiten Ingenieurinnen und Ingenieure aus mehreren Ländern an neuen Lösungen für Antriebs-, Hydraulik- und Steuerungstechnik.

Am 22. und 23. November lud XCMG zum zweitägigen Testdrive-Event auf dem firmeneigenen Testgelände in Krefeld ein. Dort wurden die schweren, vollelektrischen Bagger und Radlader der Serie „Green Mountains“ präsentiert. Gleichzeitig standen Themen wie Ladeinfrastruktur, Wartungskonzepte und Fördermöglichkeiten im Mittelpunkt. Vor Ort sprachen Bernd Mair und David Kern von Treffpunkt.Bau mit Dr. Dirk Sträter, Wilhelm Laven und Alexander Kiefer über die Entwicklung elektrischer Großmaschinen, den europäischen Markt und die strategische Rolle des Standorts Krefeld.
 

XCMG lädt heute zum Testdrive-Event nach Krefeld ein, bei dem kleine und schwere Elektrobagger und -radlader im Praxiseinsatz zu sehen sind. Was ist die Idee hinter dieser Veranstaltung und was sollen die Besucher hier erleben?

Dr. Dirk Sträter: Auf Messen konnten wir Kunden bereits von der Qualität, den technischen Features und der Ergonomie einen überzeugenden Eindruck unserer vollelektrischen Großmaschinen vermitteln. Bei größeren Investitionsvolumina geben uns Kunden jedoch immer wieder zu verstehen, dass sie solche Maschinen vor einer Kaufentscheidung zunächst einmal selbst testen bzw. ‚erleben‘ müssten. Diesem Kundenwunsch haben wir mit unserer Green Mountains Testdrive Experience entsprochen – nach kurzer Einweisung konnten unsere Gäste Bagger und Radlader in unserem eigenen Testareal ausprobieren. Von der präzisen Ansprache der Steuerung über die Kraft der Motoren, die angenehme Geräuschkulisse während der Arbeit bis hin zu ergonomischen Aspekten zeigten sich die Gäste nach den Testfahrten begeistert. Neben dem Fahrerlebnis wollten wir die Gelegenheit nutzen, unseren Kunden auch theoretisches Wissen zum Thema Betrieb und Wartung batteriebetriebener Geräte und deren Ladeinfrastruktur mitzugeben. Auch dieses optionale Angebot wurde intensiv genutzt.
 

XCMG hat in Europa bereits erste elektrische Großmaschinen im Einsatz: In Skandinavien sind es nach Unternehmensangaben rund hundert Maschinen. Welche Erfahrungen nimmt XCMG aus diesen Einsätzen mit und welche Rolle spielt Europa bei der Weiterentwicklung dieser Maschinen?

Alexander Kiefer: Aus den Einsätzen der vergangenen Jahre haben sich Weiterentwicklungen in den Bereichen Ergonomie und Fahrerkomfort ergeben. So wurde die Kabine komplett überarbeitet mit neuem Armaturenbrett, neuen Sitzen, Armlehnen und neuer Elektronik. Mit diesem Kabinenkonzept sind gleichzeitig die technischen Weichen für neue Technologien und Funktionalitäten gestellt.
 

Auf der bauma 2025 hat XCMG u. a. die neue Telematik-Plattform Xrea vorgestellt. Sie ermöglicht Echtzeitdiagnosen, CO2-Tracking und Geofencing. Welche Bedeutung haben digitale Systeme für den europäischen Markt und wie viel Wert legt XCMG auf Software?

Wilhelm Laven: XCMG arbeitet an einer Telematik-Lösung, die bereits ab der kleinsten Baggergröße XE10 zum Einsatz kommen soll. So soll künftig der komplette Maschinenstatus für den Kunden auf Smartphone oder Tablet ablesbar sein. Ein Rechenzentrum auf europäischem Boden ist dazu bereits eingerichtet.
 

XCMG investierte 2025 unter anderem in eine Montagehalle für Horizontalbohrgeräte in Polen und in die Erweiterung des Servicenetzes in Frankreich. Gleichzeitig bündelt der Standort Krefeld Forschung, Vertrieb, Service und Ersatzteillager. Wie zahlt diese Kombination aus regionalen Fertigungsstandorten und zentralem Hub in Deutschland auf Ihre europäische Strategie ein?

Wilhelm Laven: Krefeld fungiert als unserer europäischer Hauptstandort, dazu zählen wir ebenso unser zentrales Ersatzteillager in Oberhausen. Von Deutschland aus wird der europäische Vertrieb inklusive der Vertriebsgesellschaften in der Türkei, in Großbritannien, Italien und Frankreich gesteuert. In Polen, unserem ältesten europäischen Standort, sind neben der Vertriebsorganisation auch unsere Unternehmenskompetenzen im Bereich des Horizontalbohrens gebündelt.
 

Der Fachkräftemangel stellt viele Unternehmen vor Herausforderungen. Wie gelingt es XCMG in Deutschland, Fachkräfte zu gewinnen und junge Talente langfristig zu binden?

Wilhelm Laven:  Der Fachkräftemangel ist für uns vor allem in den technischen Bereichen spürbar. Wir haben jedoch gute Erfahrungen damit gemacht, europäische Fachkräfte in Teams mit chinesischen Produktspezialisten aus den Werken einzusetzen. Darüber hinaus sind die Internationalität unseres Unternehmens und die Möglichkeit zu Fortbildungen in China gute Argumente für XCMG als Arbeitgeber.
 

Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur elektrische Antriebe. Welche Schwerpunkte setzt XCMG in Europa in Bezug auf Produktion, Logistik und Recycling?

Wilhelm Laven:  Als European Sales and Services Einheit sind wir in erster Linie mit dem Vertrieb, dem Service und der Ersatzteilversorgung unserer Maschinen betraut. Mit Ausnahme der Horizontalbohrgeräte kommen sämtliche Maschinen aus China. Im Hinblick auf Effizienz bei der Logistik haben wir für die DACH-Region mit Krefeld einen strategischen Standort gewählt. Sämtliche europäischen Standorte arbeiten darüber hinaus mit einem zentralen Logistikpartner, mit dem wir kontinuierlich den Transportaufwand optimieren. Das Thema Recycling lässt sich am besten an der Reststoffverwertung ablesen – so werden an unseren Standorten Metallabfälle, Holzverpackungen, Folien, Pappe, ölhaltige Betriebsstoffe wie Kanister oder Schläuche und Farbdosen getrennt entsorgt und dem Recycling zugeführt.
 

Der europäische Bau- und Maschinenmarkt ist 2025 von hohen Kosten und zurückhaltenden Investitionen geprägt. Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie für XCMG in den kommenden Jahren?

Wilhelm Laven: XCMG bietet seit der bauma 2025 eigene Finanzierungslösungen an. Wir unterstützen den Handel in Zeiten knapper Ressourcen mit Inhouse-Finanzierungen und Mietparklösungen. Eine große Chance für die kommenden Jahre sehen wir in Komplettlösungen für unseren vollelektrischen Maschinenpark über den Handel: Batteriespeicher, die standortunabhängige Maschineneinsätze ermöglichen oder als Pufferlösung in Regionen mit schwachem Netzausbau fungieren, Ladeinfrastruktur, Smart Charging und Förderkonzepte für die Maschinen über die gesamte Produktpalette von 2 bis 65 Tonnen.

 

Text: Bernd Mair und David Kern
Bildmaterial: Siehe Bildquelle

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