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VDBUM Vorstands-Statement // Alles andere als kalter Kaffee
Prof. Dr.-Ing. Jan Scholten ist Geschäftsführer der Ingenieurgesellschaft für Allgemeine Maschinentechnik mbH (IAMT) sowie Leiter der Arbeitsgruppe Baumaschinen- und Fördertechnik der Ruhr-Universität Bochum. Das Vorstandsmitglied des Verbandes der Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik e.V. (VDBUM) berichtet von hochspannenden Wettbewerbsbeiträgen für den VDBUM-Förderpreis, der am 11. Februar 2026 auf dem VDBUM-Großseminar in Willingen verliehen wird und widerspricht der These, der Branche mangele es an Innovationskraft.
Kennen Sie das? Kurz bevor man sich auf einen Berg an Arbeit stürzt, schnell noch einen Kaffee ziehen, am besten in der Lieblingstasse. Dann läuft’s bestimmt besser! Vertieft in die Arbeit greift man dann oft Stunden später instinktiv zur Tasse, nimmt einen ordentlichen Schluck, … und alles zieht sich zusammen. Kalter Kaffee schmeckt einfach widerlich. Gestern ist mir das wieder passiert! Zwischen dem Gang zur Kaffeemaschine und dem bitteren Geschmack der kalten schwarzen Brühe in meiner „Kaffee macht schön!“-Tasse lagen 53 Bewerbungen um den VDBUM-Förderpreis 2026, die mich vollkommen in ihren Bann gezogen haben.
Zum Einsendeschluss Mitte Oktober war die Resonanz wieder einmal überwältigend. Ich habe gemeinsam mit einigen Kollegen die ehrenvolle Aufgabe, einen ersten prüfenden Blick auf die eingereichten Innovationen zu werfen. Passt alles? Ist formal alles im Lot? Die fachliche Bewertung übernimmt später die Jury mit Vertretern aus Praxis, Industrie und Wissenschaft. Genau in diesen drei Kategorien bitten wir jedes Jahr um Bewerbungen. Ich gebe zu, dass ich viel zu neugierig und technikbegeistert bin, um trotz rein formaler Vorprüfung nicht auch mal einen tieferen inhaltlichen Blick in die Ideen unserer Branche zu werfen. Glauben Sie mir, soviel sei verraten, das ist auch in diesem Jahr wieder alles andere als kalter Kaffee!
Da werden auf der Baustelle von den Praktikern, quasi mit der Schaufel in der Hand, großartige Ideen geboren, die das tägliche Arbeiten leichter, sicherer oder effizienter machen. Maschinen- und Anlagenhersteller aus der Industrie integrieren neue Technologien in ihre Produkte oder unterstützen den Anwender durch pfiffige Assistenzsysteme. Hochschulen und Forschungseinrichtungen denken das Bauen und die Bauprozesse teilweise vollkommen neu und geben damit den Anstoß zu weiteren Innovationen. Mich begeistert das und da wird das sonst so heißgeliebte Getränk zur Nebensache.
Nach wie vor hört man jedoch, unsere Branche sei noch immer extrem konservativ und müsse sich doch endlich neuen Technologien öffnen, müsse innovationsfreudiger werden. Sorry, das wird uns nicht gerecht! Wir sind nicht innovationsfeindlich oder unbegründet träge, wir sind vielleicht manchmal kritischer und abwartender als andere Branchen. Aus gutem Grund, wie ich finde. Wir schaffen mit unserer täglichen Arbeit halt keine kurzlebigen Lifestyle-Produkte oder Konsumgüter. Wir schaffen langfristige Werte, tragen maßgeblich zu einer funktionierenden Infrastruktur und zur Gestaltung nachhaltiger Lebensräume bei.
Die Prozesse, die technischen Lösungen, die Maschinen, derer wir uns dabei bedienen, müssen zuverlässig, ausgereift und effizient sein. Fachkräftemangel, Wettbewerbs- und Kostendruck, Umweltschutz und Nachhaltigkeitsforderungen, all das treibt und motiviert uns ganz von selbst, offen für Neues zu sein. Forschungsergebnisse, neue Technologien und Innovationen finden sehr wohl ihren Weg in die Praxis unserer Branche, allerdings nur dann, wenn der konkrete Nutzen gegeben ist. Für „nice to have features“ ist unsere Branche zu ernsthaftig, ist das Ergebnis unserer Arbeit zu relevant.
Die künstliche Intelligenz ist ein gutes Beispiel. Auch hier haben wir anderen den Vortritt gelassen und standen sicher nicht in der ersten Reihe der KI-Pioniere. In diesem Jahr zieht sich die KI aber wie ein roter Faden durch die Förderpreisbewerbungen. Dabei werden diese beiden Buchstaben nicht zur Effekthascherei oder zu Marketingzwecken verwendet, vielmehr ist hier ein wirklicher Mehrwert für den Anwender zu erkennen. Der Punkt scheint erreicht, an dem die KI auf breiter Front Einzug in unsere Branche hält. Überzeugen Sie sich selbst auf dem VDBUM Großseminar im Februar in Willingen. Hier werden nicht nur die Förderpreise verliehen, hier erhalten wir alle unser jährliches Wissens-Update.
„Brücken bauen – Zukunft gestalten“, dieses Branchenevent wird auch 2026 wieder die Brücke schlagen zwischen neuesten Forschungs- und Entwicklungsergebnissen und der Praxis. Weder von den über 100 Ausstellern, noch in den Fachvorträgen, während der Podiumsdiskussion oder am abschließenden Tag der Arbeitskreise wird kalter Kaffee serviert.
Text und Foto: VDBUM
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