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Liebherr // Pionier der Branche feiert 75 Jahre
Die Liebherr Firmengruppe feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum: Seit 75 Jahren prägt das Unternehmen die Baumaschinenindustrie mit visionären Ideen und technischem Know-how. Aus einem kleinen Betrieb in Kirchdorf an der Iller entwickelte sich ein international tätiger Konzern, der heute in zahlreichen Branchen zu den führenden Akteuren zählt. Trotz seines Wachstums bleibt Liebherr ein familiengeführtes Unternehmen, das seine Unabhängigkeit durch konsequente Diversifikation und eine dezentrale Struktur bewahrt.
Die diesjährige International Construction Trade Press Tour, die Ende Oktober in Kirchdorf stattfand, rückte das 75-jährige Bestehen des Unternehmens in den Mittelpunkt. Medienvertreter aus aller Welt erhielten Einblicke in die Geschichte und Entwicklung von Liebherr. Die Veranstaltung umfasste Vorträge zur Unternehmensgeschichte, eine Ausstellung historischer Maschinen sowie Einblicke in aktuelle und zukünftige Projekte.
Auf dem Gelände des Entwicklungs- und Vorführzentrums in Kirchdorf wurden acht Baumaschinenmodelle präsentiert, die sich durch einige Besonderheiten auszeichnen. Zu den gezeigten Maschinen gehörten beispielsweise der Zweiwegebagger A 922 Rail, der Kompaktbagger A 918 Compact, die Betonpumpe 36 XXT und der wasserstoffbetriebene Radlader L 566 H. Eine Werksführung ermöglichte den Gästen zum Abschluss Einblicke in die Fertigung der Zweiwegebagger.
Meilensteine der Unternehmensgeschichte
Die Geschichte von Liebherr begann im Jahr 1949, als Firmengründer Hans Liebherr den weltweit ersten mobilen Turmdrehkran, den TK 10, entwickelte. In einer Zeit, in der der Wiederaufbau Europas nach dem Zweiten Weltkrieg eine der dringendsten Herausforderungen war, ermöglichte der TK 10 eine schnelle und effiziente Montage direkt auf der Baustelle und beschleunigte so die Bauprozesse. Nach anfänglicher Markt-Skepsis etablierte sich der TK 10 schnell als unverzichtbares Bauhilfsmittel und wurde zu einem Grundpfeiler der deutschen Nachkriegsindustrie. In den darauffolgenden Jahrzehnten setzte Liebherr auf Diversifikation, um neue Industriezweige zu erschließen. Bereits in den 1950er-Jahren brachte das Unternehmen die erste Wälzfräsmaschine auf den Markt, die als zusätzliches Standbein die Herstellung von Getrieben und Großwälzlagern ermöglichte. Zudem erweiterte Liebherr sein Portfolio um Kühl- und Gefriergeräte, ein Bereich, der sich zu dieser Zeit gerade entwickelte.
Ein weiterer wichtiger Meilenstein war 1954 der erste Hydraulikbagger Europas, der L 300, der neue Standards im Bereich Erdbewegung setzte und Liebherrs Aufstieg in der Baumaschinenindustrie weiter vorantrieb. In den 1960er-Jahren folgten Mobilkrane und die Produktion von Flugzeugkomponenten, wodurch das Unternehmen internationale Bekanntheit erlangte. Diese strategischen Expansionen legten den Grundstein für Liebherrs Erfolg und ermöglichten die heutige Präsenz in mehreren Geschäftsfeldern.
Hans Liebherr führte das Unternehmen mit Weitblick in neue Märkte und eröffnete Standorte in Ländern wie Irland, Frankreich, Südafrika, den USA, Kanada und Brasilien. Bei seinem Tod 1993 umfasste die Firmengruppe 46 Gesellschaften und 15.000 Mitarbeitende. Heute zählt Liebherr über 150 Gesellschaften und mehr als 50.000 Mitarbeitende und bleibt auch nach 75 Jahren ein unabhängiges Familienunternehmen.
Mit der Erschließung von Märkten wie China und Indien sowie der Entwicklung neuer Produktsegmente sichert sich Liebherr Stabilität. Durch starke Werte und langfristige Partnerschaften bewahrt das Unternehmen gleichzeitig Flexibilität in schwierigen Marktsituationen. Im Jahr 2023 erwirtschaftete die Firmengruppe als einer der weltweit größten Baumaschinenhersteller über 14 Milliarden Euro Umsatz in 13 Produktsegmenten. Dazu gehören Erdbewegungsmaschinen, Spezialtiefbaumaschinen, Mobil- und Raupenkrane, Turmdrehkrane, Betontechnik, Materialumschlagmaschinen, Mining, Maritime Krane, Aerospace und Verkehrstechnik, Verzahntechnik und Automationssysteme, Kühl- und Gefriergeräte, Komponenten sowie Hotels.
Erdbewegung: Maschinen für jeden Einsatz
Im Bereich der Erdbewegung entwickelte Liebherr im Laufe der Jahre eine sehr breite Palette an Maschinen, die auf vielfältige Einsatzanforderungen zugeschnitten sind. Von kompakten Baggern für enge städtische Baustellen bis hin zu robusten Bergbaumaschinen deckt das Unternehmen sämtliche Anwendungsbereiche ab. Der auf der Pressetour vorgestellte Mobilbagger A 918 Compact Litronic zeigt eindrucksvoll, wie Liebherr durch eine kompakte Bauweise und den Einsatz innovativer Technologien Lösungen für Baustellen mit wenig Platz entwickelt. Mit einem Einsatzgewicht von 17.500 bis 19.600 kg und einem 115 kW-Motor ist der A 918 Compact für Bauprojekte in dicht bebauten Gebieten optimiert. Sein geringer Heckschwenkradius von 1,85 m und ein kompakter Arbeitsbereich von 4,28 m bei 180°-Drehungen machen ihn ideal für innerstädtische Einsätze. Dank des Liebherr-Power-Efficiency-Systems (LPE) wird die Steuerung der Antriebskomponenten optimiert und der Kraftstoffverbrauch reduziert.
Auch für Arbeiten im Straßen- und Schienenverkehr bietet Liebherr mit dem Zweiwegebagger A 922 Rail eine besonders vielseitige Maschine. Ausgestattet mit einem speziellen Schienenfahrwerk und sicherheitsrelevanten Systemen ist der A 922 Rail für den flexiblen Einsatz auf Schienen und Straßen gleichermaßen geeignet. Sein Einsatzgewicht von etwa 23 t und der leistungsstarke Dieselmotor machen ihn zu einer wirtschaftlichen Lösung für Bauunternehmen, die Effizienz und Sicherheit bei wechselnden Einsatzbedingungen suchen.
Der neue Raupenbagger R 928 G8, ebenfalls ein Highlight der diesjährigen Tour, ergänzt Liebherrs Generation-8-Serie. Er vereint die Stärken des R 926 G8 und R 930 G8 und ist durch seinen modularen Aufbau flexibel an unterschiedliche Anforderungen anpassbar. Ein stabiler, x-förmiger Unterwagen verleiht ihm Standfestigkeit auf anspruchsvollem Gelände. Seine hohe Reiß- und Losbrechkraft optimieren den R 928 G8 für herausfordernde Bauprojekte. Ergonomische Features wie ein klimatisierter Fahrerraum, LED-Beleuchtung und umfassende Rundumsicht erhöhen die Sicherheit und den Bedienkomfort.
Krane: Flexibel und sicher im Einsatz
Krane sind seit jeher eine der Kernkompetenzen von Liebherr. Das zeigt sich auch in modernen Innovationen, die auf der diesjährigen Pressetour präsentiert wurden. Der Mobilkran LTM 1100-5.3 beispielsweise verbindet hohe Leistung mit einer flexiblen Bauweise, die ihn besonders für enge Baustellen geeignet macht. Mit dem „VarioBallast“-System kann der Kran an unterschiedliche Raumverhältnisse angepasst werden, was die Einsatzmöglichkeiten erheblich erweitert und ihn für komplexe Baustellenbedingungen prädestiniert.
Ebenfalls demonstriert wurde der neue Schnellbaukran 33 L der L-Serie. Ausgestattet mit dem neuen Assistenzsystem „Sway Control“, das Pendelbewegungen der Last automatisch korrigiert, verbessert der Kran die Sicherheit und Effizienz des Hebevorgangs. Das System erkennt Bewegungen in Dreh- und Katzfahrrichtung und stabilisiert gleichzeitig den Lastenhub, was insbesondere für weniger erfahrene Kranführer zusätzliche Sicherheit bietet. Ein weiteres Highlight ist die Steuerungshardware „Liebherr Control 5“ mit dem Betriebssystem „Tower Crane OS 2“, die eine intuitive Bedienung und Erweiterungen durch Software-Updates ermöglicht.
Betontechnik: Effizienz für moderne Baustellen
Auch in der Sparte Betontechnik hat Liebherr mit innovativen Maschinen auf die Anforderungen moderner Baustellen reagiert. Die auf dem Areal des Entwicklungs- und Vorführzentrums präsentierte 36 XXT Autobetonpumpe wurde speziell für Einsätze auf engen Baustellen entwickelt und bietet eine hohe Manövrierfähigkeit durch einen gewichtsoptimierten dreiachsigen Aufbau und einen fünffach faltbaren Verteilermast.
Der fünfteilig faltbare Verteilermast ermöglicht eine flexible Betonverteilung, besonders bei Baustellen mit eingeschränktem Zugang. Dank der optimierten Kinematik werden Schwingungen minimiert, was eine präzise Betonplatzierung selbst unter schwierigen Bedingungen sicherstellt. Die „Powerbloc“-Antriebseinheit von Liebherr integriert alle hydraulischen Schalt- und Messelemente, wodurch viele Hydraulikschläuche und zusätzliche Bauteile überflüssig werden – ein Vorteil, der die Robustheit und Laufruhe der Pumpe steigert und den Wartungsaufwand senkt.
Mit ihrem halbgeschlossenen Ölkreislauf kombiniert die 36 XXT die Vorteile von offenen und geschlossenen Kreisläufen, wodurch Liebherr zufolge eine effiziente Energieübertragung und eine Senkung des Ölverbrauchs erreicht werden. Durch ergonomische Aufstiege, eine dazugehörige Funkfernbedienung und ein übersichtliches Farb-Display wird die Bedienung zusätzlich erleichtert.
Alternative Antriebe: das Vier-Säulen-Prinzip
In Sachen Nachhaltigkeit verfolgt Liebherr einen technologieoffenen Ansatz. Die Vier-Säulen-Strategie des Unternehmens basiert auf Wasserstoff, Elektro-/Hybridantrieben, HVO und konventionellen Dieselmotoren. So kann Liebherr flexibel auf die Anforderungen verschiedener Einsatzbereiche reagieren und gleichzeitig die CO2-Bilanz seiner Maschinen reduzieren.
Der Großradlader L 566 H, der den Medienvertretern im Rahmen der Tour vorgestellt wurde, repräsentiert Liebherrs Engagement für emissionsarme Maschinen. Als weltweit erster Großradlader mit Wasserstoffantrieb wird er in einem zweijährigen Pilotprojekt von Strabag im Kanzelsteinbruch bei Graz eingesetzt und spart jährlich bis zu 100 t Kohlenstoffdioxid, was dem Verbrauch von etwa 37.500 Litern Diesel entspricht. Der Wasserstoffmotor, der in Liebherrs schweizerischem Werk entwickelt wurde, reduziert die Stickoxidemissionen nahezu auf null. Für den Einsatz wurde vor Ort eine spezielle Wasserstofftankstelle mit grünem Wasserstoff installiert.
Parallel dazu arbeitet Liebherr an der Weiterentwicklung von Elektro- und Hybridantrieben, die sich besonders für innerstädtische Baustellen eignen, bei denen niedrige Emissionen und geringe Lärmbelastung erforderlich sind. Die Dieselalternative HVO erweitert das Angebot an emissionsarmen Antriebslösungen und zeigt Liebherrs Engagement, auch kurzfristig nachhaltige Technologien für die Bauindustrie bereitzustellen.
Digitalisierung: Vernetzte Baustellen
Ein weiterer zentraler Bestandteil der Liebherr-Unternehmensstrategie ist die umfassende Digitalisierung, die alle 13 Produktsegmente umfasst. Das Liebherr Digital Development Center (LDC), das in einem Beitrag von Heinz Klemm, Managing Director Liebherr-Digital Development Center, vorgestellt wurde, entwickelt digitale Lösungen auf Basis einer modularen Cloud-Architektur, die eine effiziente Maschinenüberwachung und optimierte Wartungszyklen ermöglicht. Diese Infrastruktur bildet die Grundlage für das Flottenmanagementsystem „Liebherr Connect“, das auf der diesjährigen Tour als exemplarische digitale Lösung vorgestellt wurde. Liebherr Connect unterstützt die flexible Interaktion zwischen Mensch und Maschine (MMI) sowie zwischen Maschinen (M2M) und stellt Echtzeitdaten zur Überwachung und Steuerung der Maschinen bereit.
Mit einem klaren Fokus auf die User Experience (UX) setzt Liebherr außerdem auf mobile Steuerungs-Apps und intuitiv bedienbare Dashboards für die Datenanalyse. Diese nutzerzentrierten Lösungen bieten schnellen Zugang zu Informationen und ermöglichen fundierte Entscheidungen. Liebherr verfolgt mit diesen Entwicklungen die Vision einer vollständig vernetzten Baustelle der Zukunft, in der intelligente Maschinenkommunikation und nahtlose Cloud-Lösungen die Effizienz und Sicherheit kontinuierlich steigern.
75 Jahre Liebherr: Technologie für morgen
Aus einem kleinen Familienunternehmen in Kirchdorf an der Iller ist in 75 Jahren eine weltweit agierende Firmengruppe mit über 150 Gesellschaften geworden. Mit Erfindungen wie dem mobilen Turmdrehkran und dem hydraulischen Bagger hat Liebherr früh Standards in der Baumaschinenbranche gesetzt – und dabei stets die Werte seines Gründers bewahrt: Unabhängigkeit, Beständigkeit und Offenheit für Neues. Heute setzt Liebherr auf emissionsarme Antriebe, intelligente Assistenzsysteme und eine vernetzte Maschinensteuerung, um den steigenden Anforderungen an Effizienz und Umweltgerechtigkeit gerecht zu werden. Lösungen wie Liebherr Connect und der Wasserstoffradlader L 566 H sind Teil der Strategie, die Baustelle von morgen aktiv mitzugestalten. Die Innovationen, die Liebherr auf der bauma 2025 präsentieren wird, werden deshalb bereits mit Spannung erwartet.
Text: Gloria Schaffarczyk
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