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Westtech // Immer eine Idee voraus: Neues von Westtech
Wenn’s schnell gehen muss und auch wenn’s brenzlig wird, ist die Forsttechnik aus Oberösterreich gefragt – weltweit. Woodcracker sägen, kneifen und knacken Bäume und Büsche im Grenzstreifen zwischen Süd- und Nordkorea, räumen Deponieflächen in Fukushima, kämpfen gegen die Verbuschung in Namibia, fällen Problembäume in Florida, halten europaweit Bahntrassen frei, arbeiten hart am fließenden Verkehr und pflegen behutsam die Kronen umweltgestresster Stadtbäume.
„Wir wollen für die Aufgaben unserer Kunden das jeweils beste Werkzeug anbieten. Probleme verstehen wir als Impulsgeber für neue Ideen“, erklärt Westtech-Gründer Werner Steininger die kräftigen Wachstumsschübe der Woodcracker-Produktfamilie, die trotz frostiger Konjunktur fleißig neue Ableger treibt.
Reindustrialisierung ist ein aus der Not geborener Megatrend in der westlichen Welt. Sie haben bereits zu Beginn der Corona-Pandemie begonnen, in eine moderne Fertigung und in die Etablierung einer verlässlichen Lieferkette zu investieren. Hat sich das ausgezahlt?
Werner Steininger: Seit 2022 ist unsere neue Montagehalle mit 3.700 m² in Betrieb. Wir haben aber nicht nur die Produktionsfläche erheblich vergrößert, sondern auch in moderne Werkzeugmaschinen investiert. Wir können nun viele Bauteile, vor allem die Kernkomponenten, selbst produzieren und das auch in hohen Stückzahlen mit exzellenter Qualität. So fertigen wir beispielsweise die Hydraulik-Ventilkörper aus Stahl. Standard bei Zukaufkomponenten ist hier Aluminium, das für unsere Ansprüche zu empfindlich auf die hohen Druckschläge und Spitzenbelastungen reagiert. Insgesamt sind wir nun unabhängiger von Zulieferern, was die Lieferkettenthematik deutlich entspannt hat, und wir haben an Know-how gewonnen. Unsere Kunden profitieren von der nochmals verbesserten Produktqualität und von kürzeren Lieferzeiten. Ja, unsere Strategie hat sich für alle Seiten ausgezahlt.
Die Baubranche ächzt unter der schwachen Konjunktur. Ist Westtech auch betroffen?
Werner Steininger: Wir entwickeln unsere Maschinen und uns selbst stetig weiter und passen uns an die Bedingungen an. Auch im Detail arbeiten wir ständig an Verbesserungen, zum Beispiel bei der Handhabung unserer Produkte. Stillstand gibt es nicht bei Westtech. Auf der KWF-Tagung im Juni haben wir wieder fünf neue Produkte vorgestellt. Um diese zu entwickeln und zu fertigen, brauchen wir natürlich die entsprechende Manpower. Mit 75 Mitarbeitern fertigen und pflegen wir eine Produktfamilie mit mittlerweile knapp 50 Maschinen. International finden unsere Woodcracker eine immer größere Verbreitung, das Wachstumspotenzial weltweit ist enorm. Mit den steigenden Stückzahlen stärken wir auch unsere Vertriebswege. Und – so banal das klingt – Bäume wachsen immer, so dass wir von konjunkturellen Schwankungen nicht so drastisch getroffen werden wie manch anderer Maschinenbauer. Durch die Klimaverschiebung öffnet sich ein großes Tätigkeitsfeld im Bereich der Laubbaum- und Problembaumfällungen im urbanen Gebiet. Überall, wo kranke Bäume die Infrastruktur beeinträchtigen oder gefährden, kommen unsere Produkte zum Einsatz. Bei allem Wachstum bleiben wir bodenständig und bei unseren angestammten Werten. Wir versprechen nichts, was wir nicht halten können, und machen uns nicht größer, als wir sind. Trotz wachsendem Portfolio und neuen Anwenderkreisen zählt für uns der einzelne Kunde mit seinen individuellen Ansprüchen, die wir bestmöglich bedienen wollen. Dabei kopieren wir nicht andere Maschinen, sondern entwickeln eigene Konzepte, die die Effizienz, die Handhabung, aber vor allem die Sicherheit bei der Baumfällung verbessern. Wir produzieren zu 100 % hier in Prambachkirchen in Österreich. Mit Dumpingpreisen können wir nicht konkurrieren, uns bleibt salopp gesagt nur die Flucht in die Qualität und damit haben wir Erfolg. Die Anerkennung unserer Leistung drückt sich – leider – auch dadurch aus, dass wir zunehmend von anderen kopiert werden. Immer wieder versuchen branchenfremde Hersteller, mit Nachbauten auf unserem Gebiet Fuß zu fassen. Die meisten gehen wieder so schnell, wie sie gekommen sind. Wir bleiben – und das schätzen die Kunden ebenso sehr wie die ausgezeichnete Qualität und Zuverlässigkeit unserer Produkte. Letztlich ist es dieser harte Wettbewerb, der uns schärft und die Entwicklung vorantreibt. Wir beschäftigen uns sehr intensiv mit der Thematik Holz. Mit einer ähnlichen Spezialisierung gibt es nicht viele Hersteller. Wir machen eine Sache – die aber richtig gut. Damit haben wir Erfolg, weil uns die Kunden vertrauen – auch und gerade in schwierigeren Zeiten.
Westtech-Produkte sind weltweit im Einsatz. Lernen Sie aus dem Feedback aus anderen Ländern?
Werner Steininger: Ja, unheimlich viel. Allein schon die unterschiedlichen Baumarten stellen uns vor neue Herausforderungen. In Afrika zum Beispiel sind wir mit Holzdichten von bis zu 1,1 kg/dm³ konfrontiert. Diese Stämme sind glashart. In Namibia beispielsweise laufen Woodcracker-Scheren im Mehrschichtbetrieb zur Renaturierung riesiger verbuschter Flächen. Das Holz der Sträucher ist sehr hart mit hohen Silicat-Anteilen. An regelmäßige Wartung denkt dort niemand, die Bediener gehen, sagen wir mal, ziemlich rau mit den Maschinen um und Reparaturen wären in den abgelegenen Gebieten extrem aufwendig. Die Maschinen müssen unter härtesten Bedingungen einfach funktionieren und unsere Woodcracker leisten das. Wir schaffen das, indem wir die Maschinen möglichst simpel aufsetzen und dort klug überdimensionieren, wo es für die Haltbarkeit erforderlich ist. Diese Erfahrung haben wir auch aus den internationalen Einsätzen gewonnen. Der Vorteil, von dem alle Kunden profitieren, besteht darin, dass der Servicebedarf unserer Maschinen äußerst gering ist.
Die Woodcracker-Familie wächst. Welche Neuheiten und Highlights zeigte Westtech auf der GaLaBau?
Werner Steininger: Die Top-Neuheiten waren die Greifersäge für kleine Bagger – die Woodcracker CS545 compact – und der neue Fällgreifer Woodcracker C300. Die Greifersäge CS545 compact ist für Bagger mit 8–15 t entwickelt worden und schneidet bis zu 54 cm dicke Stämme. Sie verfügt über einen gefederten Sägekasten, einen automatischen Kettenspanner und eine fettbasierte Kettenschmierung. Optional ist ein endlos drehbarer Tiltrotator erhältlich. Der neue Woodcracker C300 Fällgreifer bietet einen Schneiddurchmesser bis 35 cm und eignet sich für den Anbau an Bagger mit 12–18 t. Die Maschine ist mit einer Multigrip-Steuerung und optionalem Sammelgreifer sowie Autospeed-Funktion ausgestattet. Ein Highlight ist auch der Woodcracker CS750 FlexHead2 für Fäll-Lkw, der aufgrund der hohen Reichweite für Aufsehen sorgt. Die auf einem Lkw-Kran montierte Maschine bietet einen Bewegungswinkel von 145° vertikal und ist endlos drehbar. Mit der CS750 können bis zu 75 cm dicke Stämme sicher und präzise geschnitten werden. Somit ist sicheres Arbeiten in großer Entfernung mit maximaler Flexibilität möglich.
Ein besonderer Fokus der Messepräsentation lag auf der Woodcracker CS-Serie. Welche Vorteile haben diese Greifersägen?
Werner Steininger: ‚CS’ steht schlicht für ‚Cutting Saw’, wobei wir eine ganz besondere Säge gebaut haben. Die Besonderheiten beginnen beim Anbau an die Trägermaschine, wofür wir sehr starke Rotatoren entwickelt haben. Wir können damit auch schweres Schnittgut sicher halten, manipulieren und ablegen. Der komplette Fällgreifer ist aus hochfestem Stahl gefertigt. Dadurch sparen wir Material und erzielen ein geringes Einsatzgewicht. Einzigartig sind die beiden unabhängig voneinander zupackenden Greifer. So können beispielsweise sich gabelnde Baumstämme sicher von beiden Greifarmen gehalten werden. Der feste Griff um das Schnittgut ist essenziell, um zu gewährleisten, dass die Säge nicht beschädigt wird. Auch das Sortieren von Stämmen auf dem Polter funktioniert dank der unabhängigen Greifarme perfekt und sehr sicher. Ein weiterer Vorteil bei uns ist der gefederte Sägekasten, der bei Stößen ausweichen kann, statt beschädigt zu werden. Exklusiv von uns entwickelt, wurde die Fettschmierung der Sägekette. Das Fett haftet viel besser auf der Kette als Öl und spritzt nicht in die Gegend. Besonders bei urbanen Baumfällungen, wo auch in der Höhe gearbeitet und nicht nur bodennah abgesägt wird, verschmutzt der Ölnebel im Handumdrehen die Kabinenscheibe, trübt die Sicht und die Reinigung ist äußerst mühselig. Mit unserer Fettschmierung haben wir dieses lästige Problem so gut wie abgestellt. Unsere Kettenschmierung funktioniert in allen Klimazonen einwandfrei und wir haben sie so ausgelegt, dass praktisch jedes beliebige Fett verwendet werden kann, sogar Schweineschmalz wäre möglich. Zudem gibt es bei uns die Möglichkeit, auf Kundenwunsch die wesentlich robusteren, doppelt so starken Dreiviertelzollketten einzusetzen. Förderlich für die Haltbarkeit ist auch die kathodische Tauchlackierung mit anschließender Pulverbeschichtung, die alle unsere Produkte erhalten.
Die Woodcracker arbeiten in den Einsatzfeldern der sogenannten Grünen Branche. Wie ist es um die Nachhaltigkeit bestellt bei Westtech?
Werner Steininger: Grundsätzlich streben wir eine CO2-neutrale Produktion an und haben auf diesem Weg schon bedeutende Fortschritte gemacht. Anlässlich des Neubaus der Montagehalle haben wir auch alle anderen, bis dahin mit Öl geheizten Gebäude an unser ebenfalls neu gebautes Biomasseheizwerk angeschlossen. Dazu haben wir auf dem Firmengelände ein Nahwärmenetz errichtet, das alle Gebäude mit Wärmeenergie aus nachwachsenden Rohstoffen versorgt. Die Hackschnitzel kaufen wir regional bei unseren umliegenden Kunden. Auf der Montagehalle haben wir zudem eine große Photovoltaikanlage installiert, die von April bis etwa Mitte September 100 % unseres kompletten Strombedarfs decken kann. Das Material und die Komponenten für unsere Produkte beziehen wir zum aller größten Teil aus Europa. Nur wenn es keine europäischen Lieferanten gibt, weichen wir auf Fernost aus. Unsere Maschinen haben keine eigenen Antriebe, dennoch achten wir auf Energieeffizienz, indem wir intelligenten Leichtbau betreiben.
Was sind die Zukunftsthemen für Westtech?
Werner Steininger: Die Baumpflege im Kronenbereich ist ein Thema, dem wir uns derzeit verstärkt widmen. Vor allem innerstädtisch sollen schöne, große Bäume erhalten bleiben, indem kranke oder abgestorbene Äste entfernt werden und nicht gleich der ganze Baum gefällt wird. Mit unseren Produkten ist diese Art der Baumpflege gefahrenfrei und ohne großen Aufwand möglich. Interessanterweise sind die meisten unserer Kunden nicht Forst-, sondern Bauunternehmer, die mit einem Woodcracker das Einsatzspektrum und natürlich die Verdienstmöglichkeiten ihrer Trägermaschinen erweitern. Rad- oder Kettenbagger sind heute hervorragend ausgestattet und eignen sich ausgezeichnet für den Anbau eines Woodcracker. Um das Zusammenspiel von Bagger und Anbaugerät zu optimieren, beteiligen wir uns am MIC 4.0-Projekt des VDMA. MIC 4.0-kombatible Werkzeuge und Trägerfahrzeuge erkennen sich gegenseitig, alle Einstellungen laufen automatisch. Auf Kundenwunsch können wir bereits MIC 4.0-fähige Woodcracker ausliefern. Unser Engagement bei diesem Digitalisierungsprojekt steht exemplarisch dafür, dass sich Westtech immer bemüht, nahe am Kunden zu sein. Für seine Probleme liefern wir Lösungen – und zwar nicht die zweite oder dritte Kopie, sondern ein Original mit einzigartigen Eigenschaften und Vorteilen.
Text: Dieter Arl und Peter Hebbeker
Bildmaterial: Westtech
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