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Polaris // Auf Elektro umgesattelt: Ranger XP Kinetic im Dauertest
„Der Indiana Jones von Oberammergau“ titelte die Süddeutsche Zeitung eine Story über den Fotografen, Abenteurer und Umweltaktivisten Florian Wagner. Er ist auch Hubschrauberpilot, Gleitschirmfluglehrer, Skilehrer, Jäger und – wie „Indy“ – ein sattelfester Reiter. Seine Fotoreportagen erschienen u. a. in National Geographic, Stern, Playboy, Terra Mater, Fit For Fun und im Porsche Magazin. Auf dem Pferd, Pilotensitz oder Snowboard jagt er durch fremde Länder nach dem perfekten Motiv. Zu Hause kümmert er sich um seine Tiere, holzt im Bergwald, unterstützt die Bauern bei der Landschaftspflege in den Ammergauer Alpen oder gestaltet den eigenen Garten. Seit einem Dreivierteljahr begleitet ihn ein Polaris Ranger XP Kinetic. Wie passt das Elektro-Gefährt in ein Leben ohne Ladepausen?
Sie haben einen Land Rover und ein Wohnmobil als Zugfahrzeuge, Pkw, Motorrad, Mountainbike und ihre Pferde, um sich fortzubewegen. Wozu brauchen Sie den Ranger XP Kinetic?
Florian Wagner: Ich fahre mit ihm zu den Pferden, zum Jagen in den Wald, auf meine Berghütte, zum Einkaufen ins Dorf, auf den Wertstoffhof – all die Kurzstrecken, die meinem Defender mit Dieselmotor nur schaden und die Umwelt belasten würden, erledige ich jetzt elektrisch. Dafür passt der Kinetic perfekt. Wer hauptsächlich lange Distanzen mit hohem Tempo auf Asphalt fahren will, der sollte besser ein anderes Fahrzeug wählen. Richtig gut und für mich außerordentlich wichtig ist auch, dass das UTV im Vergleich zum Traktor oder Offroad-Pkw unheimlich bodenschonend unterwegs ist. Wenn ich auf dem Weg zu meiner Berghütte oder zu meinen Pferden jedes Mal dem Bauern eine tiefe Spur durch die Wiese ziehen würde, hätte ich ruckzuck die Freundschaft verspielt.
Sie gehen bei der Arbeit, aber auch in der Freizeit bis an die Grenzen von Mensch und Material. Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Kinetic gemacht?
Florian Wagner: Ja, unser Team geht bei den Produktionen häufig an die Grenzen und begibt sich in außergewöhnliche Situationen, um Bilder mit nach Hause zu bringen, die die Menschen begeistern. Ich brauche für meine Arbeit absolut zuverlässiges Material – und diesen Anspruch habe ich nach Jahrzehnten in diesem Job so weit verinnerlicht, dass alles Equipment, das ich verwende, einfach funktionieren muss. In dieser Weise nutze ich auch den Kinetic – ich will ihn nicht absichtlich kaputtmachen, aber was der Hersteller verspricht, das muss das Fahrzeug halten. Mit dem Kinetic bin ich häufig in steilem, rauem Gelände unterwegs oder fahre über sensible Wiesen- und Waldböden, die möglichst unbeschädigt bleiben sollen. Spitze ist dabei, dass ich beim Kinetic ohne anzuhalten per Schalterdruck die Hinterachssperre zu- oder ausschalten und bei Bedarf den Allradantrieb aktivieren kann. Dann noch, ebenfalls per Schalterklick, den Schleichgang rein und es gibt praktisch kein Halten mehr. Mit dem Kinetic fahre ich locker und leise, völlig entspannt, die eine Hand am Lenkrad, die andere um meinen Hund, Passagen, an denen ich mit meinem Defender schon abgerutscht bin und mich beinahe überschlagen hätte. Sogar der Vater des Bauern, bei dem ich meine Pferde eingestellt habe, der die Bergerfahrung von Generation im Blut hat, bittet mich, ihn mit dem Ranger zu besonders schwer erreichbaren Waldstücken zu fahren. Für die heutigen großen Traktoren sind viele der alten Wege zu schmal. Hinzu kommen die Flurschäden durch die großen Reifen und das hohe Gewicht und natürlich die extreme Materialbelastung an den teuren Maschinen.
Der Kinetic bewegt sich leichtfüßig und sicher durchs steile Gelände. Das neue Reifenprofil ist top, krallt sich regelrecht in den Untergrund. Das Beste ist aber der E-Antrieb mit seinem sagenhaften Drehmoment, das vom Stand weg abrufbar ist und sich fein dosieren lässt. So kann ich mich Zentimeter für Zentimeter an den Kipppunkt herantasten. Das ist ein Quantensprung zum Verbrenner, wo zuerst gar nichts kommt und dann plötzlich die Kraft explodiert. Das kann in Extremsituationen schon mal unangenehm werden. Beim Kinetic habe ich immer die volle Kontrolle und bin auch im schweren Gelände sicher unterwegs. Bergab hilft der kräftig rekuperierende E-Motor beim Bremsen und dank der langen Federwege halten die Reifen auch bei extremer Achsverschränkung den Bodenkontakt.
Die Herstellerangaben für Zuladung (567 kg) und Zuglast sind für diese Fahrzeugklasse phänomenal. Das habe ich natürlich getestet, wobei vor allem die 2.370 kg Anhängelast für mich von Bedeutung sind. Zwei Pferde im Anhänger ziehe ich mit dem Kinetic problemlos und legal von Weide zu Weide oder zurück in den Stall. Power hat der Kinetic dafür mehr als genug und bei moderatem Tempo auf Feldwegen oder innerorts ist das Gespann gut beherrschbar, wobei man das hohe Gewicht des beladenen Hängers schon deutlich spürt und angemessen achtsam unterwegs sein sollte.
Wie steht es mit den (Reiz-)Themen Reichweite und Laden?
Florian Wagner: Hier daheim bin ich täglich mit dem Kinetic im Umkreis bis 5 km unterwegs. Ich lade vielleicht einmal pro Woche. Die Reichweitenangabe des Herstellers von 130 km spielt bei mir im Alltag überhaupt keine Rolle. Der neue, große Lithium-Akku verhält sich absolut kalkulierbar. Beim meinem ersten E-Ranger mit kleinem Akku waren Ladestände unter 60 % mit Vorsicht zu genießen. Unter hoher Last konnte plötzlich die Spannung so weit absinken, dass das Fahrzeug stehen blieb. Im Steilhang ist das nicht lustig. Dieses Problem ist mit dem aktuellen Modell völlig vom Tisch. Selbst wenn ich mit drei Personen und vollgepackter Ladefläche den steilen Weg zum Mähen einer Bergwiese hochfahre, verbraucht der Kinetic nur wenige Prozent Akkukapazität. Sogar jetzt bei Temperaturen um den Gefrierpunkt habe ich keine Bedenken, mit 50 % Akkustand auf den Berg zu fahren – und schalte auch noch die Heizung an. Geladen wird der Kinetic über die PV-Anlage auf dem Hausdach. So wie ich das sehe, spare ich damit doppelt. Zum einen durch die niedrigen Kilometerkosten des E-Rangers und zum anderen spare ich mir mit jedem Kinetic-Kilometer einen teuren und umweltschädlichen Diesel-Kilometer mit meinem Defender. Den lasse ich meist in der Garage stehen, da ich alle Kurzstrecken mit dem Kinetic zurücklege. Die Ersparnis sehe ich ganz deutlich, da ich die Tankquittungen im Büro immer an der gleichen Stelle sammle. Dieser Stapel ist enorm geschrumpft, seit ich den Kinetic habe. Auch im Vergleich zum Verbrenner-Ranger ist das E-Modell günstiger im Unterhalt. Zum einen schlucken die Benziner für ihre Größe echt viel Sprit und zum anderen entfallen die Kosten für viele wartungsintensive Komponenten.
Gibt es nichts zu kritisieren?
Florian Wagner: Ranger-Modelle fahre ich seit fünf Jahren. Was mir bei Polaris sehr gut gefällt, ist, dass die Fahrzeuge mit jeder Generation leistungsfähiger und ausgereifter werden. Das Feedback von uns Testfahrern und von den Kunden wird ernstgenommen und in Form von Neuerungen zeitnah in den Serienfahrzeugen umgesetzt. Wie schon angesprochen, hatte ich zum Beispiel auch den allerersten E-Ranger im Einsatz, der bei Antrieb und Batterie erhebliche Schwächen hatte und nur eingeschränkt alltagstauglich war. Der Entwicklungssprung zum aktuellen Modell ist enorm. Der XP Kinetic mit der großen Batterie spielt in einer völlig anderen Liga, ist ohne Einschränkungen ein vollwertiges Fahrzeug. Der E-Antrieb hat für mich nur Vorteile – und macht obendrein sensationell Spaß, wenn man es drauf anlegt. Das Drehmoment ist der Hammer, der Antritt auf den ersten Metern ist brutal wie bei einem Sportwagen. Die Heizung ist super, spricht selbst bei Minusgraden sofort an und auch das Infotainment mit tollem Radio und großem Bildschirm ist spitze. Die Ladefläche mit der sehr einfach zu bedienenden Kippfunktion ist äußerst praktisch und stabil.
Die Oberbayern gelten als konservativ. Die Einheimischen stehen im Ruf, Neuerungen gegenüber skeptisch zu sein. Wie sind die Reaktionen auf den Kinetic?
Florian Wagner: Die Leute reagieren sehr positiv auf den Kinetic. Das Interesse ist riesig – am Fahrzeug selbst, aber vor allem am Elektroantrieb. Land- und Forstwirte erkennen sofort die Vorteile und einige meiner Bekannten und Kunden nutzen bereits einen Kinetic auf ihren Höfen und in ihren Firmen. Der Kinetic bewältigt einen Großteil der Transportaufgaben, für die sonst ein Traktor genutzt wird – und das im Vergleich unschlagbar kostengünstig, wenn man pro Kilometer rechnet. Hinzu kommt, dass der Kinetic viel leiser und abgasfrei unterwegs ist und den Boden kaum verdichtet. Das sind handfeste Argumente, die immer wichtiger werden und für die Menschen, die in der Natur arbeiten und ihre Heimat für ihre Nachkommen bewahren wollen, großes Gewicht haben. Ein Problem, mit dem die Elektromobilität und damit auch der Kinetic zu kämpfen haben, sind die hohen Kaufpreise. Relativiert wird das Ganze durch die deutlich niedrigeren Energiepreise und Wartungskosten. Ich bin überzeugt, dass wir in Zukunft hierzulande immer mehr elektrische UTVs sehen werden.
Text: Treffpunkt.Bau, Fotos: Florian Wagner
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