VDBUM // 53. VDBUM-Großseminar: Miteinander den Wandel gestalten

Kooperationen fördern statt Konflikte heizen, Lösungen finden statt Meinungen lancieren, Kräfte bündeln statt Macht demonstrieren – der VDBUM engagiert sich für ein produktives Miteinander anstelle des heillosen Gegeneinanders, das den Bundestagswahlkampf überschattet hat. Nicht von Ideologien, sondern von Problemen aus der Praxis getrieben, diskutierten die Experten auf dem Podium und teilten ihr Wissen in den Fachvorträgen, um Wege zur Gestaltung des Wandels aufzuzeigen. Zentrale Ziele des Verbandes und seiner Mitglieder sind der Abbau bremsender Bürokratie, die Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs, die Förderung der Nachhaltigkeit und die Beschleunigung der digitalen Transformation.

Die Branche verfügt über viele Tools, um sich zukunftsfähig aufzustellen. Woran es noch mangelt, das sind der Wille mancher Akteure, die Verlässlichkeit der Politik, die Unterstützung von Behörden und vor allem die Fachkräfte. So lautet das Fazit des 53. Großseminars, das der Verband der Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik (VDBUM) vom 11. bis 14. Februar in Willingen, erstmals unter der Leitung des neuen Verbandspräsidenten Dirk Bennje, veranstaltet hat. Rund 1.100 Führungskräfte erlebten ein hochkarätiges Vortragsprogramm unter dem Motto „Den Wandel gestalten“.

 

Dirk Bennje ist neuer Verbandspräsident

Emotionale Momente gab es zu Beginn des Großseminars im Kongresszentrum Sauerland Stern Hotel: Moderatorin Alexandra von Lingen blickte gemeinsam mit Peter Guttenberger auf 24 Jahre zurück, in denen er an der Spitze des VDBUM gestanden, dem Verband ein Gesicht gegeben und – gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des VDBUM – viele Prozesse angestoßen hat und im Sinne der Mitgliedschaft beeinflussen konnte. Wenige Stunden zuvor war Guttenberger bei der Mitgliederversammlung zum VDBUM-Ehrenpräsidenten ernannt worden und der bisherige Vizepräsident Dirk Bennje, Spartenleiter Technical Division der Hamburg Port Authority, ohne Gegenstimmen zu seinem Nachfolger gewählt worden. „Der kann Navigation“, sagte Moderatorin Alexandra von Lingen, als auch Bennje auf die Bühne trat – dies hatte er nicht nur bei Motorradtouren mit einigen seiner Vorstandskollegen mehrfach unter Beweis gestellt, sondern auch als Vorstandsmitglied seit 2007. Er werde den Verband in Guttenbergers Sinne weiterführen, sagte der neue Präsident, auch wenn sich die Herausforderungen gegenüber denen des letzten Generationswechsels zu Beginn der 2000er-Jahre geändert haben. Heute stehen die Einführung von KI-Systemen in Unternehmen, Robotern auf Baustellen und nachhaltige Prozesse bei Herstellung und Antrieb von Baumaschinen auf der Agenda. Die Richtung hat der VDBUM längst in seinem Strategieplan 2030 definiert.

 

Diskutanten sprechen Klartext

Der Mittwochmorgen startete mit der Podiumsdiskussion unter dem Titel „Den Wandel gestalten“. Wie sich die Transformation der Baubranche mit Blick auf die Themen Digitalisierung, Fachkräftemangel und Nachhaltigkeit gestalten lässt, das diskutierte Alexandra von Lingen mit Martin Friewald, Sonderbeauftragter der Geschäftsführung „Die Autobahn GmbH des Bundes“ und Aufbaugeschäftsführer der Autobahn GmbH, Martin Zappe, Programmleitung Salcos, Salzgitter Flachstahl, Ralf Lüddemann, Mitglied des Vorstands der Strabag, Walter Nussel MdL, Beauftragter für Bürokratieabbau der bayerischen Staatsregierung, sowie VDBUM-Präsident Dirk Bennie.

„Wir sind verantwortlich für 1 % des deutschen CO2-Ausstosses“, erläuterte Martin Zappe. Mit dem Projekt Salcos will die Salzgitter AG die klimafreundliche Stahlproduktion durch den Einsatz von Wasserstoff erreichen. So lange dieser noch nicht verfügbar ist, laute das Ziel CO2-reduzierte Stahlproduktion. Zappe erklärte, dass CO2 neutraler Stahl irgendwann Standard sein werde. Da die Kosten für den Ausstoß weiter erheblich steigen werden, sei dies alternativlos. Die Schlacke, die im Zuge des Salcos-Programms produziert wird, „ist ein hervorragendes Material für den Straßenbau und kann so in die Kreislaufwirtschaft eingebracht werden“, so Zappe.

„Ich versuche, Ihnen wieder mehr Beinfreiheit zu geben“, richtete sich Walter Nussel an die Branchenvertreter. 2018 hatte er den „Praxischeck Bürokratie“ angestoßen und berichtete von Erfolgen. Wichtig sei, ministeriumsübergreifend zu arbeiten. Der wahnsinnige Kontrollwahn müsse aufhören und das Personal effizienter eingesetzt werden.

„Es ist Luft nach oben“, sagte Martin Friewald über die bisherigen Erfolge der Autobahn GmbH. Sie ist noch immer damit beschäftigt, die teils sehr unterschiedlichen Verordnungen der 16 Bundesländer zusammenzuführen. Aktuell fahre man von 1.250 auf 150 Anwendungen herunter. „Die BIMPilotprojekte stehen in den Startlöchern“, sagte er. In zwei bis drei Jahren solle dies standardmäßig umgesetzt werden. Der digitale Zwilling käme bei jeder neuen Brücke.

Ralf Lüddemann beklagte, dass das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz das Tagesgeschäft enorm hemme. „Wir müssen uns vernetzen, damit die digitale Baustelle läuft. Alle Akteure am Bau müssen zusammenspielen“, erklärte er. Die Strabag sei Ende 2025 BIM-ready auf rund 100 Baustellen. An Friewald gerichtet, zeigte er sich verärgert drüber, dass der Bau einer Brücke zehneinhalb Jahre dauert – drei Jahre Bau, siebeneinhalb Jahre Planung. „Das muss schneller werden.“ Er sei empört darüber, dass in Deutschland, wie in Dresden geschehen, eine Brücke einstürzen kann.

„Ich finde Bürokratie gut – zumindest in einem gewissen Maß“, erklärte Bennje. Dies höre allerdings auf in einem Land, in dem es 16 verschiedene Bauverordnungen gibt. Der Verband sehe sich als Mittler zwischen Herstellern und Anwendern und wolle der Branche als Berater zur Verfügung stehen. „Wir möchten im Vorfeld neuer Verordnungen mit am Tisch sitzen und darauf achten, dass die Dinge umsetzbar sind.“ Er berichtete, dass der VDBUM sich für das Thema digitale Transformation gerade mit dem Experten Dr. Christian Kreyenschmidt verstärkt hat, „denn dieses Thema kann man nicht nebenbei machen.“ Dem angegriffenen Friewald sprang Bennje zur Seite. Dass nun 4.000 Brücken als direkt gefährdet gelten, läge auch daran, dass es neue Bewertungen gibt.

Beim Thema Fachkräftemangel gingen die Meinungen weniger auseinander. Die eigene Ausbildung sei ein absolutes Fokus-Thema bei Salzgitter Flachstahl und Strabag. Friewald berichtete, dass jeder, der sich bei der Autobahn GmbH ausbilden lässt, eine Übernahmegarantie erhält. Lüddemann erklärte, dass man auch in Afrika nach neuen Mitarbeitern suche: „Ich wünsche mir endlich eine gute Migrationsdebatte, die sich nicht nur mit kriminellen Menschen beschäftigt, sondern mit denen, die wir in Lohn und Brot führen wollen.“ Der VDBUM werde weiter Anstrengungen unternehmen, „um qualifizierte Leute für diese coole Branche zu finden und wir arbeiten daran, diese Branche weiter zu promoten“, versprach Bennje. Sein Fazit der Podiumsdiskussion lautete: „Wir konnten bei vielen Fragen den Finger in die Wunde legen und so auch optimistische Dinge mitnehmen. Der Wandel ist in vollem Fluss.“

Das bestätigten die anschließenden Vorträge in den sechs Blöcken „Human Ressources“, „Innerstädtischer Infrastrukturbau“, „Forschung und Entwicklung“, „Innovative digitale Prozesse“, „Baustelle `live´“ und „Prozessoptimierung Werkstatt“. Genannt seien die Vorträge der Themenpartner des Großseminars, Hansa-Flex (Weniger Kostenfaktor, mehr Wettbewerbsvorteil. Das 360°-Schlauchmanagement von Hansa-Flex), Kleenoil (Das Ölmanagement 4.0 – kann mit Investitionen trotzdem ökonomisch und ökölogisch gewirtschaftet werden?) und PreZero (Baubranche recharged – Potenziale des Batterierecyclings richtig nutzen).

 

Verleihung des VDBUM-Förderpreises

Zum zwölften Mal vergeben wurde der VDBUM-Förderpreis auf dem Großseminar. Er trägt maßgeblich dazu bei, innovative Ideen und Projekte zu fördern und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bei der zweiten Abendgala wurden zunächst die Preisträger in zwei Kategorien geehrt. Gewinner der Kategorie „Entwicklungen aus der Industrie“ wurde die DMS Baggerschildsteuerung der DMS Technologie GmbH. Der 1. Platz der Kategorie „Projekte aus Hochschulen und Universitäten“ beschäftigt sich mit der Problematik des Fachkräftemangels. Ausgezeichnet wurde der kollaborative Schüttgutroboter, eine Einreichung des Lehrstuhls für Fördertechnik Materialfluss der Technischen Universität München (TUM). Vergeben wurde auch der „Azubi Sonderpreis“. Die „Azubi Baustelle“ der Hagedorn-Unternehmensgruppe ermöglicht Auszubildenden bei Einsätzen auf echten, regulär abgerechneten Baustellenprojekten schnell einen hohen Wissensstand zu erreichen. In der Kategorie „Innovationen aus der Praxis“ gingen drei von der Jury ausgewählte Bewerber ins Rennen. Dazu waren die rund 800 Besucherinnen und Besucher der Abendgala mit eVoting-Abstimmungstools ausgestattet worden. Dirk Bennje präsentierte die drei Wettbewerbsbeiträge, die die Jury in die Top 3 gewählt hatte und bei denen die Anwesenden nun das Zünglein an der Waage spielen durften. Mit 46,31 % setzte sich die „Hilfsseilkonstruktion für Rückbau einer Schrägseilbrücke“ von Hochtief schließlich gegen die „Suspensionsspiegelwächter Schlitzwand“ der Implenia Civil Engineering GmbH und „Durchgängig digital im Tiefbau“ von der MTS Schrode AG durch. Die nächste Gelegenheit, beim VDBUM-Großseminar dabei zu sein und nichts Wichtiges zu verpassen, besteht vom 10. bis 13. Februar 2026 in Willingen.

 

Text: VDBUM / Melanie Amann

Bildmaterial: Treffpunkt.Bau; VDBUM

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