Liebherr // Liebherr-Informationstour 2023: Ganzheitlich fortschrittlich

Digitalisierung und Dekarbonisierung sind die Schlagworte des Liebherr-eigenen Doppel-Wumms für mehr Effizienz und reduzierten Ressourcenverbrauch. Das Bemerkenswerte: Der Hersteller favorisiert oder verdammt keine bestimmte Technologie, sondern verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Nicht ideologisch und vom Zeitgeist getrieben, sondern mit dem Kundennutzen als Orientierung bestimmt Liebherr die Marschrichtung. „Ziel unserer digitalen Lösungen ist es immer, messbaren Mehrwert für unsere Kunden und Partner zu schaffen“, sagte dann auch Marcel Flir, Head of Digital Business and Strategy, zum Auftakt der diesjährigen Liebherr-Informationstour für die internationale Baufachpresse.

Zum 50. Mal organisierte Liebherr in 2023 die Pressereise, die diesmal zum Liebherr-Digital Development Center nach Ulm und in das Liebherr Mischtechnik-Werk in Bad Schussenried führte. Am ersten Tag in Ulm standen die digitalen Lösungen im Fokus. MyLiebherr heißt die zentrale Userplattform. Sie bündelt sämtliche digitalen Services und Angebote und stellt sie leicht verständlich für die jeweiligen Anwender bereit. Von der Planung über Betrieb, Performance und Wartung bis hin zu sicherheitsrelevanten Aspekten reicht die Bandbreite der Nutzungsmöglichkeiten.

„Mehr Leistung – weniger Emissionen“ lautete das Motto des zweiten Informationstags in Bad Schussenried, der die Antriebstechnologien von Liebherr thematisierte. Verschiedene Maschinen demonstrierten, welchen Beitrag zur klimaneutralen Baustelle der Zukunft Liebherr heute schon leistet. Mark Figel, Geschäftsführer Vertrieb bei Liebherr-Mischtechnik, betonte in diesem Rahmen die Technologieoffenheit des Herstellers. Universallösungen seien in Anbetracht der vielfältigen Anwendungen wenig geeignet. Gefragt seien differenzierte Ansätze, passgenau zugeschnitten auf die Herausforderungen unterschiedlichster Einsatzbereiche.

 

Ende-zu-Ende gedacht: Digitalisierung bei Liebherr

„Mit unseren Lösungen wollen wir vor allem mehr Effizienz, eine sichere und komfortable Bedienung von Maschinen und Anlagen sowie Zeit- und Kostenvorteile für unsere Kunden realisieren“, sagte Marcel Flir im Verlauf der Pressekonferenz. Liebherr verfolgt diesen kundenzentrierten Digitalisierungsansatz konsequent auf mehreren Ebenen: Vernetzte Plattformen erlauben eine herstellerübergreifende Integration in die Systeme der Kunden und in die Business-Prozesse der Partner. Ganzheitliche digitale Lösungen und Kommunikationswege verbessern die Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit und Sicherheit von Geräten, Maschinen, Prozessen und Services. Kunden und Partner werden zudem während des gesamten Lebenszyklus der Anwendungen bei ihren spezifischen Herausforderungen begleitet und unterstützt. 

Die Vielfalt digitaler Lösungen erstreckt sich über alle 13 Produktsegmente und sämtliche Bereiche der Customer Journey. Das breit diversifizierte Produktprogramm von Liebherr erfordert eine ebenso breite wie maßgeschneiderte Lösungsvielfalt: von produktbezogenen Aspekten wie Einsatzplanung, Wartungsmanagement und Arbeitssicherheit über Smart Home-Integration und Inventarmanagement bis hin zu organisatorischen Dimensionen wie der Unternehmensführung. Ein gutes Beispiel für diese ganzheitliche Interaktion ist das zentrale Portal MyLiebherr, das alle digitalen Services und Produkte für die Nutzer einfach zugänglich macht. Es umfasst unter anderem Anwendungen, mit denen sich die Einsätze von Kranhüben einfacher und sicherer planen lassen, aber auch Trainings für Fachkräfte. Telematik-Lösungen, Site-Monitorings sowie integrierte Funktionalitäten für aktuelle Maschineninformationen gehören ebenfalls zum MyLiebherr-Portal.

Die Digitalisierung bei Liebherr ist langfristig ausgerichtet und setzt bei neuen Technologien auf digitale Reife. Das bedeutet, die Firmengruppe befasst sich schon in einer frühen Phase mit neuen Technologien und bringt sie auf den Markt, wenn die Kunden von den Entwicklungen auf der ganzen Linie profitieren können. Um ihre Innovationskraft zu stärken, folgt die Firmengruppe zudem einer neuen Innovationslogik: ein Open-Innovation-Team prüft bereichsübergreifende interne und externe Innovationspotenziale. 

Gleichzeitig findet eine bewusste Öffnung nach außen statt, um mit Start-ups und Hochschulen sowie weiteren Partnern zu kooperieren. So entsteht ein innovatives Ökosystem über Unternehmensgrenzen hinweg, das sich durch Netzwerk-Effekte auszeichnet und Mitarbeitende befähigt, Innovationsimpulse in ihre Arbeit aufzunehmen. Auch dafür gibt es bei Liebherr digitale Unterstützung: Mit dem Trend Radar lassen sich strategisch relevante Technologiefelder ausmachen, Forschungsprojekte aufsetzen oder eine zukunftssichere Lösungsarchitektur erarbeiten. Liebherr ist sich seiner hohen Verantwortung bei der Entwicklung digitaler Lösungen bewusst. In Ergänzung zu den jeweils gültigen lokalen rechtlichen Standards verpflichtet sich die Firmengruppe daher in einer Datenschutzverordnung zum verantwortungsvollen Umgang mit gesammelten Daten. Das umschließt beispielsweise die Authentifizierung oder Autorisierung zur Verwendung bestimmter Services, aber auch Themen in den Bereichen Kundensupport oder Produktweiterentwicklung.

Darüber hinaus spielen Cybersicherheit und Compliance eine zentrale Rolle. Zu den Anforderungen und Standards, die Liebherr befolgt, gehören die europäische DSGVO, die internationalen ISO 27001-Normen für Cybersicherheit, die Sicherheit vernetzter industrieller Produktionsmittel in den Betrieben und die sehr spezifischen nationalen Verteidigungsanforderungen für jeden Vertrag.

Als zuverlässiger Partner gestaltet Liebherr für und gemeinsam mit seinen Kunden digitale Lösungen. Um konkrete Anforderungsprofile und Geschäftsmodelle noch besser zu verstehen, werden interne Prozesse auf die Kunden ausgerichtet und diese bereits vor der Entwicklung einbezogen. So entstehen individuelle, effiziente und wirtschaftliche Lösungen. Dabei geht es auch darum, den Kunden die Arbeit zu erleichtern. So lassen sich beispielsweise mit dem Einsatzplaner Crane Planner 2.0 für Mobil- und Raupenkrane unter MyLiebherr Kraneinsätze planen, in die Realumgebung über Google Maps einbinden oder 3D-Darstellungen generieren.

 

Technologieoffen: Antriebstechnologien von Liebherr

Liebherr fertigt eine enorme Vielfalt an Produkten. Sie sind weltweit in vielen Branchen und einer großen Vielzahl an Anwendungen im Einsatz. Die Anwendungsgebiete und Einsatzbereiche der Baumaschinen und Krane sind so unterschiedlich, dass eine Beschränkung auf eine oder wenige Antriebstechniken nicht möglich ist: „Eine Umschlagmaschine in einem Hafen hat einen geringen Einsatzradius. Sie lässt sich gut per Stromkabel betreiben, die nötige Infrastruktur ist meist vorhanden“, so Jürgen Appel, Head of Technology Coordination bei Liebherr. „Dieselbe Maschine auf Rädern in der Holzverladung ist dagegen höchst mobil, oft fehlt die für den elektrischen Betrieb nötige Infrastruktur. In diesem Fall wäre der Betrieb mit hydrierten Pflanzenölen oder e-Fuels die bessere Lösung.“

Liebherr wählt vor diesem Hintergrund bei der Arbeit an Antrieben einen technologieoffenen Ansatz. „Wir wollen unseren Kunden für jeden Einsatzbereich und jede Anwendung optimal passende, leistungsstarke und klimafreundliche Lösungen bieten“, sagt Appel. „Dabei gilt: Je genauer Antriebstechnik, Anwendung und Einsatzregion aufeinander abgestimmt sind, desto höher ist der Beitrag sowohl zur Wertschöpfung der Kunden als auch zur Klimaneutralität.“ Mit der eigenen Entwicklung solch differenzierter Antriebe treibt Liebherr den technologischen Fortschritt in der Baumaschinenbranche voran und wird seiner Rolle als Pionier gerecht.

Netzbetriebene Elektromaschinen sind schon lange bekannt und auch bei Liebherr im Einsatz, beispielsweise in Turmdreh- oder Mobilbaukranen und elektrischen Mining-Baggern. Sie können klimaneutral betrieben werden, wenn der Strom dafür aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Sie stoßen jedoch an ihre Grenzen, wenn stärkere Mobilität einer Maschine z. B. auf der Baustelle notwendig ist. Dann sind batteriebetriebene Produkte meist besser geeignet. Liebherr arbeitet in verschiedenen Produktsegmenten an batteriebetriebenen Maschinen. Viele leistungsstarke Produkte sind bereits verfügbar.

Ein Highlight ist zum Beispiel der LR 1250.1 unplugged: Der weltweit erste batteriebetriebene Raupenkran mit einer Hubhöhe von bis zu 148 Metern wird von einem Elektromotor angetrieben. Der lokal emissionsfrei arbeitende Riese kann an einem konventionellen Elektroanschluss oder ohne Kabel, also „unplugged“, eingesetzt werden. Auch der neue, batterieelektrische Mobilbagger A 916 E überzeugt mit lokal emissionsfreiem Betrieb. Ebenso wie die innovative ETM-Fahrmischer-Baureihe mit elektrischem Trommelantrieb, die das lokal emissionsfreie Abladen von Beton auf der Baustelle erlaubt.

Ein weiterer Meilenstein ist der erste elektrifizierte Radlader der Firmengruppe, der L 507 E. Sein von Liebherr entwickeltes batterieelektrisches Antriebskonzept ermöglicht die gleiche Leistungsfähigkeit wie bei einem herkömmlich angetriebenen Liebherr-Radlader derselben Größenklasse. Ebenfalls ein Entwicklungsfeld ist die Kombination aus Batterie und Netzanschluss, etwa bei Erdbewegungs- und Materialumschlagmaschinen sowie Mobil- und Raupenkranen. So lassen sich die Kranfunktionen beim Liebherr-Kompaktkran LTC 1050-3.1 mit zusätzlichem elektrischem Antrieb wahlweise vom Verbrennungs- oder Elektromotor speisen.

Lösungen aus dem Produktsegment Komponenten runden unter anderem das elektrifizierte Produktprogramm von Liebherr ab. Ein Beispiel ist der Liduro Power Port, ein mobiles Energiespeichersystem zur Versorgung von Baustellen zum Beispiel an entlegenen Orten, an denen keine ausreichende E-Infrastruktur vorhanden ist. Hybrid oder vollelektrisch betriebene Baumaschinen und Krane können damit lokal emissionsfrei betrieben oder geladen werden. Die Elektrifizierung ist eine gute Lösung für viele Einsatzgebiete und Anwendungen. Liebherr geht aber davon aus, dass Verbrennungsmotoren für schwere, mobile Offroad-Maschinen, die durch große Leistungen und lange Einsatzzeiten einen hohen Energiebedarf haben, weiterhin relevant sein werden. Um auch bei solchen Einsätzen Emissionen einzusparen, setzt Liebherr auf alternative Kraftstoffe zum fossilen Diesel für den Betrieb der derzeit noch unverzichtbaren Verbrennungsmotoren. Auch hier fährt Liebherr mehrgleisig. Im Fokus stehen derzeit e-Fuels und hydrierte Pflanzenöle (Hydrotreated Vegetable Oil/HVO).

Ein weiterer wichtiger nahezu treibhausgasneutraler Energieträger ist grüner Wasserstoff. Liebherr sieht die Möglichkeit, Wasserstoff fast emissionsfrei direkt in einem Wasserstoffverbrennungsmotor zu verbrennen. Liebherr hat bereits Prototypen an Wasserstoffverbrennungsmotoren entwickelt, den H964 und den H966. Letzterer wurde bereits in einem Raupenbagger als Technologieträger gezeigt. Auch eine wasserstoffbasierte Brennstoffzelle in Verbindung mit einem Elektromotor wurde in einem Radlader als Technologieträger vorgestellt – in beiden Fällen auf der bauma 2022. 

In Bezug auf Leistung und Emissionen hat der Wasserstoffverbrennungsmotor überzeugt. Es wurden verschiedene Einspritz- und Verbrennungstechnologien wie die Saugrohreinblasung (PFI) und Direkteinspritzung (DI) verwendet. Am Anfang der Entwicklung eines Wasserstoffmotors wurde PFI als eine der ersten geeigneten Technologien in Betracht gezogen. Bestärkt durch die Ergebnisse der PFI-Technologie, setzt Liebherr seine Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auf dem Gebiet der DI-Technologie weiter fort. Diese ermöglicht noch höhere Leistungsdichten für Maschinen mit hohem Energiebedarf. Darüber hinaus arbeitet die Firmengruppe an grundsätzlichen Lösungen zur Reduzierung des Energieverbrauchs ihrer Maschinen. Ein Beispiel ist das patentierte Liebherr Power Efficiency (LPE) – Engine Control. Zum Einsatz kommt es beispielsweise in der neuen 70 bis 100 t-Raupenbagger-Generation, deren Kraftstoffverbrauch durch LPE um 5 % reduziert werden kann – und damit erhebliche CO2-Einsparungen ermöglicht. Weitere Beispiele sind die neuen Mischanlagen-Baureihen Betomix und Mobilmix, die im Betrieb bis zu 30 % weniger Energie benötigen als ihre Vorgängerversionen. Zudem erlaubt die exakte Dosierungsautomatik für den nötigen Zement erhebliche CO2-Einsparungen.

 

Digitale Lösungen von Liebherr

  • MyLiebherr: Das Kundenportal bietet umfangreiche Leistungen, digitale Services und Anwendungs-Software. Auch die Kontaktaufnahme mit Liebherr und seinen Servicepartnern ist möglich.
  • Tower Crane Portal 2.0: Dokumente zu den verschiedenen Turmdrehkranen können über das überarbeitete Portal durchsucht werden.
  • MyGuide for Earthmoving: Die neue App bündelt alle Informationen und Neuigkeiten aus der Liebherr Erdbewegung und Materialumschlagtechnik.
  • Earthmoving Configurator: Ermöglicht eine zeit- und ortsunabhängige Konfiguration der Liebherr-Wunschmaschine. Die Einbindung in die MyGuide for Earthmoving App ermöglicht eine verbesserte Bedienung und Anwendung.
  • Crane Planner 2.0: Mit dem Einsatzplaner für Mobil- und Raupenkrane unter MyLiebherr können Kunden einfach Kraneinsätze planen, in die Realumgebung über Google Maps einbinden oder 3D-Darstellungen generieren.
  • Crane Finder: Mit Dateneingaben zur Last, benötigter Höhe und gewünschter Ausladung gibt der Crane Finder eine Reihe passender Liebherr-Mobil- und Raupenkrane für die bevorstehende Aufgabe aus − inklusive möglicher Konfigurationen.
  • MyLiebherr Maintenance: Integriert in das MyLiebherr-Portal unterstützt MyLiebherr Maintenance z. B. Werkstattleiter dabei, ungeplante Maschinenstillstände zu verringern sowie die erforderliche Zeit für Problemidentifikation, -bewertung und -lösung zu reduzieren.
  • MyLiebherr Performance: Auch dieser digitale Service ist im MyLiebherr-Portal integriert. Kunden haben Leistungsdaten von Erdbewegungs- und Materialumschlagmaschinen zukünftig optimal und konsolidiert im Blick.
  • Attachment Assist und MiC 4.0 BUS: Ermöglicht eine intelligente Anbau-Werkzeugerkennung. Attachment Assist setzt auf den neuen, herstellerübergreifenden Kommunikationsstandard MiC 4.0 BUS.
  • Digital Mobile Crane Operator: Vermittelt die Grundlagen zum Umgang mit den Mobilkranen und unterstützt bei den Herausforderungen auf der Baustelle. Liebherr unterstützt damit das E-Learning zum Mobilkranführer.
  • Portal Concrete Connect: Verbindet alle Maschinen der Liebherr Mischtechnik GmbH rund um die Betonherstellung, den Betontransport und die Einbringung des Betons mittels Betonpumpe in digitaler Form. Kunden können auf Daten einzelner Maschinen bis hin zu aufbereiteten Informationen der eigenen Liebherr-Flotte zugreifen und so Arbeitsprozesse optimieren.

 

 

Text: Peter Hebbeker

Bildmaterial: Treffpunkt.Bau; Liebherr

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